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Autor Thema: Silbertor,  (Gelesen 2819 mal)
Rhoderan
Fahrbimbo
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« am: 27. Oktober 2007, 08:39:16 »

Der Tag hatte eigentlich recht gut angefangen.
Sarah war bereits Stunden vor Sonnenaufgang zusammen mit einem Trupp Spähern ausgeritten um die Wachposten im Süden zu kontrollieren.
Der harte Frost der letzten Nacht hatte die Welt in Silber und Kristall gehüllt und als die ersten Sonnenstrahlen sich in den Spitzen der Bäume brachen genoss sie den auf wunderbare Weise sorgenfreien Moment.

Spätestens als sie gegen Mittag wieder in Sichtweite der Feste war begannen die unangenehme Teil ihres Lebens sich wieder in den Vordergrund zu schieben. Auf dem Bergfried war unter dem grünen Banner der Falken ein kleiner blauer Wimpel gehisst. Valentin und Sarah hatten dieses kleine Zeichen als diskrete Vorwarnug ausgemacht, falls etwas unvorhergesehenes passieren sollte während der Vogt auf Patroullie war.

Rot für Kämpfe oder anderen Ärger mit den Orks.
Weiss für Probleme mit den Handelsrouten, also meistens Räuber.
Grün wurde gehisst wenn es Ärger bei den Elfen gab, Schwarz für die Zwerge.
Doch blau bedeutete das mit Absatnd schlimmste, was Sarah sich für diesen Tag vorstellen konnte. Es bedeutete, dass Silbertor Besuch hatte. Politischen Besuch...
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Rhoderan
Fahrbimbo
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« Antworten #1 am: 27. Oktober 2007, 08:53:30 »

Die Kutsche war war ein eher kleines Exemplar. doch sie passte dennoch nicht hierher. Auf diesem Hof sollten Soldaten zu Pferde, Infantristen oder allerhöchstens Trosskarren stehen. Aber eine leichte Reisekutsche mit gepolsterten Sitzen und dem Wappen des Rates passte hierher wie ein Grobschmied ins Tintenfass. Die vier berittenen Soldaten im schweren Ornat der Ratswache machten es sogar noch schlimmer.
Obwohl die Männer sich untereinander zum Teil kannten und achteten klaffte ein nicht zu übersehender Spalt zwischen den pratisch ausgerüsteten und generell immer etwas heruntergekommen und schäbig wirkenden Falken und den prunkvoll ausgestatteten und höchstoffiziell wirkenden Ratswächtern.

Valentin war bereits da als Sarah einritt. Er ergriff die Zügel ihres Pferdes und half ihr absteigen. Mit besorgter Miene blickte er zu der Kutsche hinüber.
"Die sind kurz nach Mittag hier angekommen. Ein Gesandter des Rates. Er will nur mit dir sprechen. Ich wollte ihn erstmal in ein Gästezimmer abschieben aber er bestand darauf in deinem Arbeitszimmer zu warten. Wirkte ziemlich steiff und förmlich. Fühlt sich glaube ich nicht sonderlich wohl in seiner Haut wenn du mich fragst."
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Sarah
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« Antworten #2 am: 27. Oktober 2007, 09:08:06 »

Bereits den ganzen Rückweg hatte Sarah sich den Kopf zerbrochen, warum die verhasste Politik sie immer wieder einholte und was der Rat diesmal von ihr wollte. Steuerabgaben? Irgendwelche dämlichen Listen, die sie vergessen hatte nach Tharemis zu schicken? Ein neuer Bericht, der überfällig war, weil die Archonten nicht glauben konnten, dass die Orken wieder ruhig waren?

Als sie die Kutsche sah und die Begleitung, wuchs das mulmige Gefühl in ihrer Magengegend rasant an. Verflucht noch eins! Warum konnte der Rat sie nicht einfach ihre Arbeit tun lassen und sie ansonsten ignorieren? Und für die üblichen Schreibaufgaben würde man so einen Aufwand nicht betreiben. Dafür würde ein Botenreiter dicke ausreichen. Irgendwas wichtiges, wahrscheinlich unangenehmes.

Mit besorgtem Gesichtsausdruck ließ sie sich von Valentin die Zügel abnehmen und stieg ab. "Danke, Valentin. Hat er sonst nichts gesagt?" Wortlos schüttelte der Soldat den Kopf. Sie schnallte den Gürtel mit dem Köcher ab und drückte diesen und den Bogen ebenfalls Valentin in die Hand. "Naja," meinte sie mit schiefem Lächeln, "dann lass mal sehen, was er will."

Damit schritt sie in Richtung Gebäude davon und hoch in ihr Arbeitszimmer. Währenddessen seuftsze sie kurz auf. Der Tag hatte so schön angefangen...
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Rhoderan
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« Antworten #3 am: 27. Oktober 2007, 09:36:25 »

Im Arbeitszimmer ist es angenehm warm, dennoch hat der Besuch seinen schweren Mantel nicht abgelegt. Er steht mit dem Rücken zur Tür als Sarah eintritt. Er dreht sich um und begrüsst sie ohne zu lächeln.

"Die Schwestern mit euch, Vogt Kupferschläger." Nur eine kleine silberne Stickerei am Kragen verrät den Stand des Gesandten.
"Mein Name ist Marius, Pater im Orden Anathas, der Wissenden Schwester. Der Hohe Rat schickt mich zu euch in einer dringenden Angelegenheit."

Er blickt Sarah an, als wollte er versuchen sie einzuschätzen. Aber es liegt noch etwas in seinem Blick, was Sarah nur schwer deuten kann.  Mitleid?
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Sarah
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« Antworten #4 am: 27. Oktober 2007, 11:33:47 »

Sarah bleibt in der Türe stehen und betrachtet kurz Marius. Mit ungutem Gefühl stellt sie fest, dass der Priester, mit dem sie schon einige Male zu tun hatte, so förmlich ist, als kenne er sie nicht.

Mit ernstem Gesicht antwortet sie. "Der Ewige mit Euch, ehrwürdiger Vater." Sie macht zwei Schritte auf ihren Schreibtisch zu, auf dem das übliche, wüste Durcheinander herrscht, welches Silke immer wieder zur Verzweiflung bringt. Mit eher fahrigen Bewegungen versucht sie, ein bisschen Platz zu schaffen, knurrt kurz, als die Blätter nicht wollen und zieht eine überdimensionale Pfeilspitze heraus, mit der sie diese wohl an den Tisch gepinnt hat. Während die Spitze in ihrer Tasche verschwindet, wendet sie sich wieder an den Priester.
"Verzeiht, Vater. Wollt Ihr Euch setzen? Etwas trinken? Euer Weg war recht weit."

"Ich stehe lieber. Ich habe schon den ganzen Weg gesessen." erwidert der Geistliche weiterhin mit unbewegter Miene.

"Wie ihr wollt..." Sarah taxiert den Priester und versucht, aus dessen Gesicht zu lesen, worum es eigentlich geht... "Eine dringende Angelegenheit, sagt Ihr? Was ist los?"

Marius scheint auf die Frage nur gewartet zu haben. Er greift zu seiner Dokumententasche und zieht ein gesiegeltes Schreiben hervor, welches er Sarah hinhält. Der Vogt macht noch zwei Schritte auf den Priester zu, ehe sie es nehmen kann.

Sarah erbricht das Siegel und liest. Dann hebt sie den Blick wieder zu Marius, bleich ist sie geworden, und Zorn blitzt in ihren Augen. Während sie den Brief in der Faust zusammenknüllt, spricht sie mühsam beherrscht. "Nun, ehrwürdiger Vater. Wann brechen wir auf? Ich nehme an, ich brauche keine eigene... Eskorte? Ihr habt ja Soldaten bei, die ... auf mich aufpassen werden." Bei dem letzten Satz trieft ihre Stimme vor Sarkasmus.
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Rhoderan
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« Antworten #5 am: 27. Oktober 2007, 22:19:57 »

Marius studiert ihre Reaktion ungerührt.

"Eine Eskorte sollte in der Tat nicht notwendig sein. Nach allem was ich gehört habe seid ihr wohl selbst als recht wehrhaft bekannt.
 Allerdings steht es euch natürlich dennoch frei einige eurer Leute mitzunehmen.
Wir brechen auf, sobald ihr eure Angelegenheiten hier geklärt habt.
Ich denke zwei Stunden sollten ausreichen. Dann können wir bis zum Abend in Leveon sein. Ich hoffe ihr seid einverstanden, Vogt?"
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Sarah
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« Antworten #6 am: 27. Oktober 2007, 23:51:57 »

Die Ruhe des Priesters scheint Sarah nur noch mehr aufzubringen. Sie schleudert das zerknüllte Papier auf den Tisch. Was denkt sich dieser miese kleine Drecksack eigentlich? Am liebsten würde sie selbst ihre Hände um seinen Hals legen und zudrücken und beobachten, wie dieses schmierige, kleine Grinsen langsam vom Gesicht rutscht...

Mit geballten Fäusten steht sie vor dem Priester, der, die Fingerspitzen aneinander gelegt, noch immer ihre Reaktion beobachtet, als sei sie ein Versuchsobjekt.

"Nun, zwei Stunden sollten reichen. Zumindest sollte mein Pferd ausruhen." noch immer klingt ihre Stimme gepresst.

"Ich würde es vorziehen, wenn Ihr in meiner Kutsche reisen würdet, Vogt!" Die Stimme des Priesters verrät, dass dies keine Bitte ist.

Ungläubig starrt Sarah Marius an, und es dauert einige Sekunden, ehe sie sich unter Kontrolle hat und antwortet. "Aber selbstverständlich, wie Ihr wünscht, Euer Gnaden."

Damit dreht sie sich abrupt um und verlässt den Raum. Laut knallt die Türe ins Schloss, gefolgt von einem über den Flur gebrüllten "SILKE!! VALENTIN!! SOFORT HIERHER!"

In der Stille des Arbeitszimmers, nur unterbrochen von dem leichten Knacken des Holzes im Kamin, steht Marius, noch immer unbewegt und murmelt "Wie früher..."
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Sarah
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« Antworten #7 am: 28. Oktober 2007, 00:03:27 »

Genau zwei Stunden später verlässt Sarah den Mannschaftstrakt. Aufrecht, stocksteif und ohne rechts und links zu schauen überquert sie den Hof. Verächtlich mustert sie die vier Ratsgardisten, ehe sie, die hilfreiche Hand von Marius ignorierend, in die Kutsche steigt. Der Priester folgt ihr und schon zieht das Gefährt an. Die Vorhänge der Kutsche fallen zu, während sie, flankiert von den Reitern, durch das Tor hinausrollt, auf Tharemis zu...
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