Lukas, der Krüppel

[Eusebius von Amspfälser]

*pock*... *schlurf*... *pock*... *schlurf*...

Ungehört werden die Geräusche von dem Strassenlärm der Stadt Tharemis verschluckt. Niemand beachtet die gebeugte Gestalt, die ihre entstellte Gesichtshälfte unter einer Bandage und einer Gugel verbirgt und sich ihren Weg langsam durch die überfüllten Strassen der Hauptstadt Condras bahnt.

Hier ist es...  Sie klopft an eine prunkvolle Pforte... Einige Augenblicke verstreichen bis eine Wache herbeikommt. "Wer seid ihr?! Und was wollt ihr hier?! Die Akademie ist kein Ort zum betteln! Schert euch zum Tempel, oder sonst wo hin!"
"Nun..." antwortet die Gestalt nachsichtig und mit ruhiger Stimme: "...mein Name ist Lukas. Lukas, der Krüppel. Krüppel, nicht Bettler... Hätte mir das Schicksal nicht so übel mitgespielt und wäre ich mit weniger Geist gesegnet, wäre ich wohl Lukas, die Wache..." Einen Augenblick Stille... Als die Wache mit hochrotem Kopf Luft holt und zu einer Antwort ansetzt, schiebt der Krüppel gelassen, aber mit Nachdruck ein: "Ich werde von Prytanor Dagonett erwartet."
Luft entweicht aus der Wache, wie aus einer prall gefüllten Schweineblase. "Ähm... Wenn das so ist... Bitte wartet hier einen Augenblick."

Einige Zeit später kehrt die Wache zurück.
"Magister Dagonett erwartet euch in seinem Büro. Ich führe euch hin." "Vielen Dank", antwortet der Krüppel mit einem Lächeln.

*pock*... *schlurf*... *pock*... *schlurf*...
Laut hallen die Geräusche von den Wänden der Akademie wieder.
Seine Hand fährt zu einer Stelle über seinem Herzen.
Hat es gerade gejuckt? Nein, du Idiot... Warum sollte es? Aber wenn doch?

Eine Gänsehaut überkommt ihn als sie die Hallen des Haus Eis betreten. Ist es hier wirklich so kalt, oder bilde ich mir das nur ein?

"Hier wären wir."
"Vielen Dank!"

*Klopf* *Klopf* *Klopf*
So schallt in das Büro des Hausleiters...

[Andariel]

*Ein paar sekunden lang geschieht nichts. Es wird immer noch kälter, so kalt, daß man sogar den Atem des Krüppels und der Wache wie Nebelschleier vor ihren Gesichtern dampfen sieht,  und für einen winzigen Moment meint man fast das Rauschen von Wind und das leise Strömen von Wasser hinter der Tür zu erahnen, über dem eine kaum erkennbare Stimme leise und krächzend etwas flüstert. Der Gardist sieht verwirrt aus, irgendetwas beunruhigt ihn: Diese Rune, dort, auf dem Schlußstein der Türe, glimmt sie nicht sonst in einem blassen, bläulichem Schein?

Dann kann man deutlich die Stimme des Magisters hören, der in einer fremden Sprache ein einziges, befehlendes Wort sagt.

Etwas rumpelt und klirrt. Eine Glocke klingelt leise und die Geräusche ersterben. Nur die Kälte ist allgegenwärtig*

"Ich gab ausdrückliche Anweisungen, nicht gestört zu werden!
 Wer wagt es, mich jetzt zu unterbrechen?!"[/i]

[Eusebius von Amspfälser]

Lukas räuspert sich etwas unbehaglich.

"Lukas. Wir sprachen uns vor ein paar Tagen. Ihr habt mich gebeten Euch in der Akademie aufzussuchen.
Lukas, der Krüppel."

...

[Andariel]

*schlurfende Schritte sind zu hören. knirschend wird ein schlüssel gedreht und die Tür wird geöffnet. Magister Dagonett steht, angetan mit prunkvollem Ritualgewand in der Öffnung. Er sieht müde aus, dunkle Ränder ziehen sich um die Augen. Argwöhnisch mustert er die beiden vor der Tür. Dann hebt er die Hand, die eine reifüberzogene Messingglocke umschließt, hält einen Moment inne und nimmt eine zweite, silberne Glocke vom Gürtel und schlägt sie an. Glasklar dringt eine einzelne Note durch den Flur, hallt im Verstand von Lukas und dem Gardisten wieder um dann aprupt abzureißen*

"Habebat funus et Exsequias, quales meruit. Convocat ad locum.
Fhyrrlephantz Mortis Mentem Medicam."

*Dann entspannt er sich ein wenig.*

" Laßt uns allein! ", fährt er den gardisten an. " Und ihr kommt spät...Krüppel. Kommt mit nach nebenan. Nach euch"

*Er deutet mit einer Hand auf die kleine Türe, die aus der hinteren Ecke des Büros wieder hinausführt. Kaum hat Lukas die Schwelle übertreten, als der Magister wieder ein paar Worte murmelt, und Nur der Gardist kann sehen, wie dei Rune über dem Türsturz ihren alten Schimmer zurückerlangt.*

[Eusebius von Amspfälser]

"Nunja, ich wurde aufgehalten. Schliesslich musste ich erstmal jemanden finden, der mich wieder in die Stadt bringt. Wäre ich den ganzen Weg gelaufen, wäre vermutlich längst der Winter hereingebrochen...", antwortet er mit leicht übertriebenem nach Verständnis bittenden Ton auf das Kommentar des Magisters. "Aber wie ich sehe...", ergänzt er mit einem Blick an der Gestalt des Hausleiters vorbei in dessen Büro: "... scheine ich trotzdem nicht wesentlich schneller gewesen zu sein..." Einen winzigen Augenblick scheint er zu zögern. Setzt dann jedoch den rechten Fuß mit festen Schritt über die Schwelle, und zieht den anderen hinterher.

Er folgt der Aufforderung, öffnet die Tür zum Nebenraum des Büros und schreitet hinein.

Sein Auge strahlt beim Anblick all der Dinge, die die beiden Räumlichkeiten zieren. Ob gross, klein, hübsch oder grotesk. Er ist fasziniert.

Magie... Ein ganz besonders reizvolles Medium...

DA! Hat es schon wieder gejuckt?! Was zum... ?! Werde ich jetzt paranoid?!
Es wird höchste Zeit, dass ich das los werde!

Fragend schaut er den Magister an. "Und nun? Wie gedenkt ihr vorzugehen?"

[Andariel]

*Der Argwohn kehrt in die Augen des Magisters zurück als er Lukas Blick bemerkt. Er geht hinter ihm in den kleinen Raum nachdem er in einem bestimmten Rhythmus an einer Kordel über dem Schreibtisch gezogen und dann einige Dinge aus einem Schrank heraus genommen hat , hinein.

Hier ist es eisig kalt. Es gibt keine Fenster und Raureif zieht sich über die Wände. Der Raum misst  etwa 4x4 Schritt. und nur an einer Wand stehen ein robuster Stuhl aus...Eisen?...und ein offensichtlich ebenfalls eisernes Regal.
In den Steinboden eingelassen sind mehrere silbrig glänzende Ritualkreise. Ein großes Hexagramm mit dem Siegel des Eises füllt den zentralen Kreis, während zwei kleinere Kreise, einer mit einem  Pentagamm und ein leerer sich daran anschließen Ein zweiter großer Kreis ist so groß wie der Raum und umschließt alle anderen. Unter dem Eis der Wände schimmern blaß bläuliche Runen, die den Raum in ein diffuses Licht tauchen. Mehrere Runen sind noch mit Kreide hinzugemalt.
In der Mitte des Heptagramms steht ein gut hüfthoher Ständer aus schwarzem Eisen, auf dessen Spitze eine Spiegelscherbe angebracht ist.

Als Lukas blick auf die Scherbe fällt stockt er einen Moment.
Das Bild im Spiegel...das Gesicht im Spiegel... für einen Moment hätte er schwören können, das ihn dort ein blasses Gesicht angestarrt hätte. Aber dann geht auch schon Magister Dagonett an ihm vorbei in den Raum und als Lukas wieder in den Spiegel blickt sieht er nur noch sein eigenes verbundenes Gesicht. Als der Magister die Tür schließt leuchtet eine einzelne Rune darüber auf, heller als die anderen und auch die Tür beginnt bläulich zu glimmen.
Er tritt in den Kreis und nimmt die Scherbe aus ihrer Halterung.*

"Seit so gut und räumt den Ständer in diese Ecke dort und helft mir die Kreide zu entfernen.  Ich muß euch bitten diese Unordnung zu verzeihen, aber ich war gerade mit ein paar... persönlichen Studien beschäftigt.

Was nun eure Frage angeht, so will ich euch mit den Details nicht belasten. ich werde Eure Verbindung trennen und und das Mal entfernen, mehr braucht ihr nicht zu wissen. Sobald ihr fertig seid legt euch in die Mitte des Hexagramms und macht euch frei.  Es ist nicht bequem aber ich denke darüber werden wir hinwegkommen, nicht wahr?"

*Ein dünnes Lächeln zieht sich über seine Lippen*

"Entfernt allerdings vorher noch alle magischen Gegenstände oder solche, die auch nur die geringeste Reststrahlung aufweisen könnten und gebt sie mir. Auch muß ich wissen, ob ihr ein Talent für die Kunst habt, egal in welcher Form es ausgeprägt ist. Das selbe gilt für Sprüche, die zum Jetzigen Zeitpunkt auf euch liegen. Also?"