Sorry, hatte den Thread noch nicht gesehen.
Was die Datierung angeht: 1505 ist zu spät, das passt überhaupt nicht zu dem, was die Männer tragen (Schuhe, Haare). 1495 wäre meine Schätzung gewesen.
Vergleiche:
http://jeannedepompadour.blogspot.de/2013/04/german-style-from-1468-1588.htmlMal von Kopf bis Fuß: Kopfbedeckung - Lustige Mischung, weil das Juwelen-Goldteil definitiv Fantasy ist, das Tuch und der Wimple (Kinnriemen/Schleier) darunter aber durchaus zu Steuchlein/Schleieraufbauten der Zeit kurz vor 1500 gehören könnten. Die offenen Haare UNTER dem Tuch sind dann natürlich wieder künstlerische Freiheit (die offenen Haare der Dame links mit dem Band/Reif lassen sich dagegen auch in sekulärer Malerei wiederfinden, sind also belegt).
Hier als Unterbau einer anderen lustigen Kopfbedeckung (okay, das ist zwar auch eine Sibylle, aber es gibt mehr Abbildungen - z.B. Rogier van der Weyden - mit diesen Käserädern, daher geht man davon aus, dass es die wirklich gab
http://www.nga.gov/content/ngaweb/Collection/art-object-page.75811.htmlAusschnitt und Umhang: Den tiefen Ausschnitt gab es so, mit zwei "allerdings": 1) eher bei Unterkleidern sonst sahen die Ausschnitte eher wie die der Dame links aus, oder wie die der Stehfaltenkleider aus den Hausbücher. 2) diese Art angenähter/geklappter und mit Tasseln gehaltener Mantelpelerine ist auch nichts, was mir je in Bildquellen außerhalb von Heiligendarstellungen begegnet wäre - diese Stofffülle eines überbodenlangen Halb- bis Vollkreis-Mantels ist typisch für opulente Krönungsmäntel oder halt Heilige...
http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b52500984v/f423.itemAußenstoff würde ich als Seidensamt identifizieren, das Futter als Damast/Brokat mit Metallfäden für die goldenen Ornamente - ungewöhnlich, dass das Stoff ist, die meisten der realen Krönungsmäntel hatten ein Pelzfutter (Hermelin) => Die Darstellung weicht von Realität weiter ab, der Maler will noch mehr mit teuren, weil unterschiedlichen Stoffen prunken
Überkleid: Identifiziere ich als eine späte Form des Höllenfensterkleids (man sieht unter ihrem rechten Arm den weißen, Besatz an ihrem Bauch und ihrer Hüfte) siehe auch z.B. Memling (St. Ursula-Schrein, oder:
http://hoocher.com/Hans_Memling/Diptych_of_Jean_de_Cellier_ca_1475.jpg )
Stoff wird wohl ein Seiden-Samtbrokat mit Goldfäden sein:
http://www.metmuseum.org/art/collection/search/227221?rpp=60&pg=8&ao=on&ft=textiles&when=A.D.+1400-1600&where=Italy&pos=429https://de.pinterest.com/pin/556264991444042830/Hier gilt dasselbe wie für den Mantel: Auch das Höllenfensterkleid denotierte (weil antiquiert) zu dieser Zeit, dass es sich um eine heilige, tote und/oder königliche Person handelte - ist also ein Symbol, keine Kleidung, die zu dieser Zeit getragen wurde.
Unterkleid: Blaues Unterkleid mit tiefem Ausschnitt, die Ärmel sind an der Unterseite offen und mit Nestel an einzelnen Stellen geschlossen (man sieht sie rechts am Unterarm unter dem Ellbogen). Siehe Bildnis der Kunigunde oder
https://de.pinterest.com/pin/316448311298277988/ etc.
Der blaue Stoff könnte ein hochwertiger mehrfach gefärbter Wollstoff sein - einer von denen, deren Flor mehrfach aufgerauht, dann wieder glatt geschoren wurden und zuletzt mit Glaskugeln auf Glanz gerieben wurden.
Das würde ich von allen Kleidungsstücken, die sie trägt (abgesehen von Kopftuch, Kette und Schuhen) als das sehen, was am ehesten "contemporary" ist.
Schuhe: Dunkle Schnabelschuhe, getragen in flachen Trippen (Leder über Holz oder Kork) mit langer Spitze- auch hier spricht die Schuhform gegen eine Datierung des Altarbildes nach 1500.
Trippen:
http://collections.museumoflondon.org.uk/online/object/32301.htmlhttp://collections.museumoflondon.org.uk/online/object/32301.htmlSchmuck: Die Halskette ist eine recht simple Angelegenheit, dafür sind die Tasseln/Broschen Löwenköpfe(?) und der Kopfschmuck aufwändig.
Fazit: Die Brokat-Kleidungsstücke würden so 1490-1500 nicht mehr getragen werden und haben eher Symbol-Charakter plus bieten Fläche für Prunk.