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Autor Thema: Am Eingang zum Tempel  (Gelesen 6163 mal)
Meriwald
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« am: 22. Mai 2012, 11:23:02 »

Das erste fahle Licht des Tages fällt auf den Platz vor dem Tempel, der verlassen da liegt. Nur eine einsame Gestalt, strebt auf den Tempel zu.

Die Gestalt wirkt in sich zusammen gesunken, einen Schritt vor den anderen setzend. Fast schon, als wäre die Gestalt viel zu müde, um noch weiter zu gehen.

An den Treppen, die zum Portal führen, angekommen hält die Gestalt inne. Sie blickt auf, hinauf zu den großen Toren des Tempelportales um sich dann innerlich zu strecken für den Aufstieg der Treppen. Langsam, aber stetig, nähert sich die Gestalt, während es langsam heller wird und einige Bewohner der Stadt die Nase zur Tür herausstrecken um ihrem Tagwerk nachzugehen.

Eine Tempelwache beobachtet die Gestalt, wie sie näher kommt. Zuerst erkennt sie nur undeutlich lange blonde Haare und das die Gestalt Dinge in der Hand trägt. Nur Strassenkleidung hat sie an. Die Kleidung ist fleckig und nass, der Regen muss sie durchdrungen haben. Als die Gestalt auf einige Stufen heran ist, traut die Wache ihren Augen nicht: "Ehrwürdiger Vater, was ist geschehen? Wieso..." und verstummt.

In der Hand trägt der Mann einen Kelch, ein Buch, einen Dolch und eine Triskele baumelt an einem Runenband herab. Valerian blickt die Wache aus müden, traurigen Augen an und flüstert, als wäre er beschämt zu fragen: "Ich erbitte Einlass in die Hallen des Nachtblauen..."
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Ilayda
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« Antworten #1 am: 24. Mai 2012, 19:49:40 »

Kurz schaut die Tempelwache irritiert auf Valerian, als eine Erkenntnis in seinen Augen aufleuchtet.

Er tritt zur Seite.

"Ihr werdet erwartet. Ich werde Euch geleiten."

Die Wache wartet ab, ob Valerian ihm auch wirklich folgt und führt in dann in den Tempel hinein.

Sie treten in den Hauptraum des Tempels ein. Die hohen Säulen an den Seiten, die großen Fenster, durch die das Licht flutet wie ein Wasserfall wirken auf Valerian nicht so tröstend wie sonst.

Beide gehen geradeaus in Richtung des Beckens, in dem das Wasser leichte Wellen schlägt, während dahinter der kleine Brunnen plätschernd stets neues Wasser nachfließen lässt. Die blauen Bodensteine, in verschiedenen Farbtönen in einem spiralförmigen Muster als Mosaik gelegt, schillern im leichten Licht. An den Seiten wachsen Pflanzen, ihre grünen Blätter wiegen in einem leichten Wind, dessen Ursprung nicht auszumachen ist. Im Vorbeigehen, ohne darauf zu achten, was Valerian tut, lässt die Wache kurz ihre Fingerspitzen durch das Wasser gleiten und schlägt danach die Triskele vor dem Körper.

Danach verlassen sie den Hauptraum des Tempels und dringen ein in die Gänge und Flure, in denen die Brüder und Schwestern des Ewig Nachtblauen ihre Studierzimmer haben. Nach wenigen Minuten und diversen Kehren und Treppenstufen betreten sie Bereiche, die Valerian noch nie gesehen hat.

Die Menschen, denen sie begegnen, Priester wie Tempeldiener oder sonstige Kinder des Ewigen, betrachten den verlorenen Sohn verstohlen, scheinbar wurde im Tempel über seine Tat bereits mehr oder weniger offen gesprochen.
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Auf meinem Grabstein soll stehen: "Schau nicht so doof, ich läg jetzt auch lieber am Strand."
Meriwald
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« Antworten #2 am: 25. Mai 2012, 09:42:46 »

Valerian folgt der Wache in das Innere des Tempels. Mit einem Mal erscheinen ihm die Kerzen nicht mehr wie der Sternenglanz, das Wasser nicht mehr einladend und das von den Wellen gebrochene Licht, das über alle Dinge einen wabernden Schimmer wirft, tut ihm in den Augen weh.

Er ist so sehr mit seinem Inneren beschäftigt, das er die Handlung der Wache gar nicht bemerkt. Nur vorwärts, müde und traurig wie er ist.

In den Gängen hört er das Wispern, das Raunen. Er sieht seine Brüder und Schwestern, nur um sich darauf wieder zu erinnern, das er nicht mehr zu Ihnen gehört. Was hatte Nathan gesagt? Er wäre nicht alleine auf diesem Weg? Nun, wie sollte er es Ihnen verübeln, er an Ihrer Stelle hätte genauso gehandelt. Der Gedanke blitzte kurz durch seinen Geist, was sie an seiner Stelle in Sandheim getan hätten. Doch er unterdrückte diesen Gedanken, vermutlich hätten sie keinen Verrat am Ewigen Vater begangen, sondern richtig gehandelt.

Fast wäre er der Wache nicht weiter gefolgt, als diese einmal nach rechts in einen Seitengang abbiegt. Hastig kehrt er um und folgt ihr weiter.
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Ilayda
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« Antworten #3 am: 29. Mai 2012, 06:27:28 »

Sie dringen immer tiefer ein in den Tempel, bis sie endlich vor einer Türe stehen bleiben. Valerian kann einen leichten Duft wahrnehmen. Weihrauch. Die Wache klopft an der Türe.
"Tritt ein, Bruder." Eine weibliche Stimme.
Der Tempelwächter öffnet die Türe und sagt respektvoll "Valerian ist eingetroffen, Ehrwürdige Mutter." Valerian blickt in einen Raum, der fast einer Bibliothek gleicht. Die Wände sind gefüllt mit Büchern, Dokumenten, Schriftrollen. Auf einem kleinen, akkurat aufgeräumten Schreibtisch steht ein Kerzenleuchter, eine Räucherschale, aus der der Rauch aufsteigt; der Duft hier im Raum ist viel intensiver, fast ein wenig berauschend.
Ein Liquor steht ebenfalls auf dem Tisch, daneben ein Buch Hylträa.
Die Frau steht mit dem Rücken zur Türe und blättert in einem der Bücher, als sie sich umwendet. Sie ist gekleidet in das Ornat eines Hohepriesters. Valerian hatte sie bisher nur einmal und nur von weitem gesehen, wenn er sich im Tempel aufgehalten hatte, diese Frau schien viele Stunden hier in ihre Studien vertieft zu verbringen. Bisher wusste er nur ihren Namen. Mater Vispar.
Nun steht diese Frau, unter dem Hydrofex eine der sieben mächtigsten Personen der Kirche, vor ihm, dieses Buch in der Hand und blickt ihn an. Schaut eine ganze Zeit nur, bis Valerian schon unbehaglich wird. Dann schließt sie das Buch, stellt es wieder in das Regal und geht bedächtig zum Tisch.
"Die Schwestern zum Gruße, Valerian."
Mehr sagt sie nicht, betrachtet nur Valerian, während der Tempelwächter sich zurückzieht und die Türe hinter sich schließt. Nun ist er alleine mit dieser Frau.
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Meriwald
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« Antworten #4 am: 04. Juni 2012, 13:35:50 »

Valerian steht verdutzt und verunsichert vor der Hohepriesterin. Er wusste nicht recht, wieso er ausgerechnet bei ihr gelandet war und schon gar nicht, warum sie ihn noch Bruder nannte.

Er seufzt und scheint noch mehr in sich zusammen zu sacken. Leise, mit niedergeschlagenen Augen flüstert er, sich schämend, nicht anders zu antworten: "Einen schönen Tag wünsche ich euch auch, Ehrwürdige Hohe Mutter." Das Dröhnen der Stille danach in seinen Ohren macht ihn fast wahnsinnig.
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Ilayda
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« Antworten #5 am: 14. Juni 2012, 06:37:22 »

Die Stimme der Priesterin klang ruhig, fast wie ein tiefer See selber, der durch keine Welle bewegt wurde. Ihr Gesicht zeigte keine Regung, als sie sich niederließ, die Hände gefaltet vor sich auf den Tisch legte und sprach.

"Ich denke, Vater Nathan hat mir Dir gesprochen und Dir die Entscheidung mitgeteilt, die wir getroffen haben, damit Du Dein Verhalten sühnen kannst."

Der Satz war nicht als Frage formuliert, jedoch bemerkte Valerian, dass Vispar eine Antwort erwartete.

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Meriwald
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« Antworten #6 am: 26. Juni 2012, 14:46:41 »

"Ja, Hohe Mutter. Vater Nathan hat mit mir gesprochen. Ich habe die Worte vernommen und werde Ihnen folgen. Die Tränen fielen auf uns herab und ich bin die ganze Nacht gewandert, um zum Tempel zu gelangen."

Er tritt auf den Schreibtisch zu und legt langsam und bedächtigt die Insignien ab: zuerst den Dolch, daneben das Band. Es folgt der Kelch und als letztes das Buch. Mit einem Seufzer legt er auf das Buch die Triskele, die er all die Jahre getragen hat.

"Als ich aus dem See stieg, war ich ein Diener Furathas. Nun bin ich nichts, nein weniger: Abtrünniger. Ich lege mein Amt als Priester des Ewigen ab und verlasse dieses Land. Ich werde alles zurücklassen und als armer Bettler durch die Strassen ziehen um zur Besinnung zu kommen."
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Ilayda
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« Antworten #7 am: 05. August 2012, 16:05:56 »

Nun kann Valerian etwas in Mater Vispars Augen erblicken: Überraschung.

"Hat Vater Nathan Dir das gesagt? Dass Du das Land verlassen wirst?" Langsam schüttelt die Hohepriesterin den Kopf.

"Ich denke, Du hast ihn falsch verstanden. Du wirst das Land nicht verlassen, sondern hier Deine Sünden sühnen. Vor den Augen des Ewgen, Seiner Töchter und vor unser aller Augen. Und wenn Du Dich bewährst, dann wird der Ewge Dich wieder in Seine Gemeinschaft aufnehmen."

Vispar endet und wartet ab, ob Valerian erkennt, was sie ihm sagen will.
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Meriwald
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« Antworten #8 am: 27. Oktober 2012, 08:49:26 »

"Ich verstehe. Nein, Vater Nathan hat nichts davon gesagt, es war mein eigenes Ansinnen. Doch ich beuge mich reuig dem Beschluss der Kirche und hoffe, Gnade unter den Augen des Ewigen zu finden, um seinen Weg wieder als Diener zu beschreiten."
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Mondkind
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« Antworten #9 am: 24. Juni 2013, 17:14:13 »

Es ist später Nachmittag, als Mondkind wieder einmal den Eingang zum Tempel durchschreitet. Ihr Gesicht ist ernst und entschlossen, den bekannten Gesichtern zunickend und hie und da leise Grüße murmelnd, wendet sie sich schließlich an einen jungen Novizen. "Kannst Du mir sagen, ob Vater Nathan wieder zurück ist?"

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Es genügt nicht, zum Fluß zu kommen mit dem Wunsch, Fische zu fangen. Man muß auch das Netz mitbringen. (Tso Tschuan)
Cindan
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Erzi


« Antworten #10 am: 16. August 2014, 15:59:08 »

Es regnet wie aus Eimern diese jene Nacht und lautstark prasseln die Tropfen gegen Tür und Verschläge des Tempels. Darunter mischt sich ein neues Geräusch, ein rhythmisches Klopfen.

Eine in dunkles Grüngrau gekleidete Person steht vor den Toren und wartet auf Einlass.
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“Anfangen ist leicht, beharren ist Kunst.“
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