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Autor Thema: In der Nähe von Tharemis  (Gelesen 764 mal)
Meriwald
Condra-Mitglied
Halbgott
****
Beiträge: 2459



« am: 23. August 2011, 23:17:39 »

Die Dämmerung senkt sich herab, als eine Gruppe junger Erwachsener sich den Gebäuden der kleinen Abtei kurz vor den Toren Tharemis nähert. Die Lyren lassen gut erkennen, dass es sich um Schüler der Akademie handeln muss.

Die Schüler sind leise, ganz ungewohnt im Vergleich zu dem, was sie sonst für ein Betragen zeigen. In ihrer Mitte geht ein junges Mädchen von vielleicht elf Jahren, ganz in weiss gekleidet und ohne eine Lyra. Sie schaut immer wieder verträumt nach dem Himmel, wo die Sonne gerade untergeht, nach den Bäumen am Wegesrand und nach den kleinen Pfützen, die auf dem Weg stehen.

"Dort vorne ist es, Eve. Wir sind gleich da." sagt eine rothaarige, gut gekleidete Frau zu dem Mädchen und lächelt. "Ich denke Valerian wird uns schon erwarten. Es ist ja schon fast Dunkel - ich hoffe er ist nicht böse, dass wir uns ein wenig verspätet haben." Dabei guckt sie ein wenig vorwurfsvoll zu einer anderen jungen Frau mit braunen Haaren und Federn, die darin eingeflochten sind, schweigt aber.

"Sag mal Eve, hast du dir eigentlich schon einen Taufpaten ausgesucht?" fragt Ayla neugierig wie immer und hüpft dabei ein wenig, erwartungsvoll und gespannt auf die Zeremonie. "Ja...." sagt Eve ein wenig verträumt. "Ich möchte gern das Fenya meine Taufpatin ist. Sie ist so lieb und ..." lässt sie den Satz unvollendet, denn ein großer Schmetterling ist an ihr vorbei zu Ayla geflattert. "Eve, träum nicht so viel - wir wollen doch noch ankommen!" meint Fenya etwas ungeduldig, fast wirkt sie schon ein wenig angespannt.

Schweigend geht die Gruppe weiter, eine besinnliche Stimmung breitet sich aus. Nur Fenya dreht sich immer wieder unauffällig um und späht in die anbrechende Nacht hinaus.

Es ist schon sehr dämmerig, als ein heller Schein von Lampen die nahe Abtei ankündigt. Das Tor der Abtei steht offen, davor warten zwei Wächter, gut erkennbar an der breiten weissen Triskele auf ihren Schilden. "Die Schwestern zum Gruße, ein freudiger Tag ist heute. Der ehrwürdige Vater erwartet euch bereits. Bitte geht über den Hof in den Garten, gleich dort hinten..." weist einer der Wächter den Neuankömmlingen den Weg. "Die Schwestern zum Gruße!" begrüßen die Schüler die Wächter einstimmig und bedanken sich für den Empfang. Eve scheint dabei schon wieder ganz in Gedanken versunken, denn sie betrachtet die Schilde und das kleine Torhaus der Abtei. Dann geht sie auf den Wächter zu, der Ihnen den Weg gewiesen hat und spricht: "Die Schwestern werden dich beschenken, Gerson Schildträger, der du Wache stehst an diesem Ort, der du treu gedient und abkehrt bist von dem was vorher war." Einen kurzen Augenblick ist in ihren Augen ein trüber Blick zu sehen, der sofort wieder verschwindet. Der Wächter brabbelt etwas vor Staunen, doch Eve ist schon an ihm vorrüber gegangen, als wäre nichts geschehen und hält auf den Garten zu.

Der Rest der Gruppe folgt ihr leicht verwirrt, nur Fenya macht nicht den Eindruck als wäre etwas besonderes geschehen. Als sie die Türe zum Garten öffnen, sehen sie eine große Parkanlage, die wohl einmal gepflegt war, nun jedoch stark verwildert ist. Nach Lust und Laune haben Pflanzen den Raum für sich gewonnen und nur kleine Wege führen durch das Gewirr. An einigen Stellen kann man sehen, wie Novizen Lichter entzünden, die den Garten erhellen und durch das Grün sieht es aus wie kleine Sterne, die in der Nacht funkeln.

Gebannt von der Schönheit des Augenblicks erwachen sie aus der Starre, als eine bekannte Stimme sie freudig begrüßt: "Seid willkommen im Garten des Ewigen und seiner Töchter! Insbesondere dich, Eve Karas, will ich begrüßen, die du dich entschlossen hast, dem Ruf in deinem Inneren zu folgen und dich entschlossen hast, diesen Weg zu beschreiten." "Valerian, schön dich zu sehen..." begrüßen die verschiedenen Leute den Priester.

"Ich hoffe ihr habt gut her gefunden und Gaerion verarbeitet mich nicht zu Muß, wenn er erfährt das ihr hier seid zu dieser nachtschlafenen Zeit, wenn Schüler eigentlich ins Bett gehören." "Ich denke, das wird schon in Ordnung sein." erwidert ein älterer Herr mit silberner Lyra. "Ja, Magister Töpfer hat schon mit dem Prytanus gesprochen und der hat das erlaubt!" fällt ihm Ayla etwas vorlaut ins Wort. "Das ist gut, Ayla." lächelt Valerian sie an.

"Ihr alle, bitte schaut euch im Garten um, bis ich mit Eve in aller Ruhe gesprochen habe. Genießt ein wenig die Ruhe, betet, wenn ihr möchtet. Es gibt viele schöne Orte in diesem Garten. Eve, mit dir würde ich gern sprechen. Lass uns ein Stück gehen." Es zieht die Menschen an viele unterschiedliche Orte im Garten und so hüpft Ayla frohen Mutes zum Teich, wo die Libellen im Schein der Sterne tanzen, so zieht es Fenya eher zu dem kleinen Bach, der da hinten in der Ecke von den Zuckerahorn-Bäumen gesäumt leise vor sich hin murmelt. Valerian und Eve begeben sich zu einer Bank, wo eine einsame Kerze den dunkelsten Schatten der Nacht erhellt.

Längere Zeit sitzen die beiden dort. Die Nacht hat sich ganz herab gesenkt. Die Kerzen wirken jetzt umso mehr wie funkelnde Sterne. Manche Blüte öffnet sich erst jetzt und so ist der ein oder andere zufriedene Seufzer aus dem Garten zu hören. Manche Blüte scheint sogar leicht bläulich zu schimmern, ganz so, als wollten sie dem Nachtblauen besondere Ehre erweisen. Mit einem Mal steht Valerian auf, reicht Eve die Hand und stellt sie vor sich. Dann streicht er mit seiner Hand über ihre Strin und ihre Hände. Mit einem Mal erstrahlt auf der Stirn von Eve eine leuchtende blaue Triskele.

Dann führt er sie auf einen kleinen kreisrunden Platz direkt neben dem größten Teich im Garten. Dort sind in einem Kreis sieben dunkle Steelen zu sehen, die aussehen wie gläserne Rohre. Bei genauem Hinsehen scheint in ihnen Wasser zu sein. In der Mitte des Kreises steht auf einem Podest ein Kelch, daneben liegt ein Servion und ein Buch.

"Der Augenblick ist da. All jene, die gekommen sind, diesem beizuwohnen, bitte ich sich hier zu versammeln im Kreis der Gläubigen." schallt es durch den Garten. Nachdem sich alle um den Kreis versammelt haben, spricht Valerian weiter: "Eve, all diese Menschen sind gekommen, um teilzuhaben an diesem Augenblick. Sie alle wollen bezeugen, welchen Schritt du heute Nacht tun willst und schauen zu dir. Sie sind deine Freunde, deine Gefährten und deine Beschützer. Du darfst nun, wenn du möchtest, einen oder zwei dieser Menschen auserwählen, deine Taufpaten zu sein. Sie sollen dich geleiten das erste Stück des Weges, für dich da sein, wenn du jemanden brauchst." "Ich möchte gerne, das Fenya Sternberg meine Taufpatin ist." spricht die Kleine sehr ernst. "Fenya, bitte tritt zu ihr und lege deine Hand auf ihre Schulter."

Nachdem die beiden sich in der Mitte des Kreises vor dem Kelch aufgestellt haben, nimmt Valerian den Kelch und füllt ihn am Teich mit Wasser. Als dieser wieder auf dem Podest steht, spricht er: "Dies ist der heilige Kelch Liquor. Hydracor, lass dieses Wasser nun Teil und Eins der Ewigen Fluten sein, dessen Tor dieser ist." und das Wasser im Kelch beginnt matt bläulich zu leuchten. Er nimmt den Kelch in die Hand und schreitet zu der ersten Steele. "Creatha, schaffende Hand. Ich weihe den Boden dieses Kreises dir, die du uns gelehrt aus dem Lehm Häuser zu bauen." Er gießt etwas von dem Wasser in die Steele hinein, woraufhin auch diese langsam anfängt blau zu leuchten. Auf der Steele ist nun das Zeichen Creathas zu erkennen. Valerian schreitet zur nächsten Steele, wo er wieder spricht: "Maratha, ich weihe dieses Wasser dir, die du uns lehrst, was Familie und Freunde sind." Und wieder gießt er Wasser in die Steele hinein, die zu Leuchten beginnt. An der nächsten Steele weiht er: "Grunatha, Herrin unserer Freiheit und unseres Willens. Du schenkst uns die Kraft zu entscheiden." Die vierte Steele weiht er Anatha: "Anatha, du, deren Netz sich über unseren Köpfen erstreckt. Diese Menschen sind besonders dir verbunden. Schenke ihnen das Wissen und die Einsicht, die sie suchen." "Mediatha, die du uns heilst, wenn wir gebrochen sind. Lass deine Gnade uns zu Teil werden, die wir Recht im Glauben sind." "Aguatha, ich weihe dir das Wasser dieses Kreises, das wie nichts anderes uns zu dir führt, die du die Herrin unserer Seelen bist." Mit "Furatha, ich weihe dir die Luft dieses Kreises, denn wie keine andere haben deine Träume, dein Glück, dein Chaos dieses deiner Kinder an diesen Ort geführt." beschliesst er die Weihe des Kreises an der siebenten Steele, die wie alle anderen zuvor beginnt von Innen ein blaues Licht zu verbreiten. Dann tritt er wieder in die Mitte des Kreises und stellt den Liquor auf das Podest.

"Der Kreis ist bereitet und die, die sich entschlossen hat, dem Weg des Ewigen zu folgen, steht in ihm. Nachtblauer, in dieser Nacht kommt ein Gläubiger zu dir, der wie kein anderer von dir gesegnet wurde. In dieser Nacht kommt ein Gläubiger zu dir, der wie kein anderer deinen Weg beschreitet. In dieser Nacht kommt ein Gläubiger zu dir, der wie kein anderer das Anlitz geschaut und sich abgewendet. Spende ihm Schatten unter deinen Bäumen, lass ihr die Nacht nicht mehr Qualen auferlegen. Nimm sie auf in den Kreis der Gläubigen, auf das sie Teil und Eins wird deines Ewigen Wandels."

Eve scheint ihm gar nicht mehr zu zu hören und blickt auf etwas, was nicht in dieser Welt zu sein scheint. Ihre Gefährten ausserhalb des Kreises haben alle leisen Gespräche eingestellt und schauen wie gebannt zu der Zeremonie, die sich vor ihren Augen abspielt. Es ist heller geworden um sie herum. Und wenn man es recht bedenkt, scheint das Licht nicht von den Steelen zu kommen. Vielmehr scheint Eve in einem Licht zu schimmern, das wie ein Schleier über ihr liegt. Die Farbe dieses Lichtes ist aber nicht blau - sie ist orange bis rot und wabbert über ihren Leib an den Stellen, die nicht durch Kleidung bedeckt sind.

Mit lauterer Stimme als zuvor spricht Valerian weiter: "Eve Karas, bist du gekommen aus freien Stücken, aus freiem Willen und freiem Antrieb an diesen Ort, wo dein Weg sich scheiden wird, nur in Begleitung deiner Patin?" Und wie aus weiter Ferne wispert Eve: "Ja". "Willst du den Weg des Ewigen, den Weg des Nachtblauen, den Weg Hydracors und seiner Töchter gehen, so wie er es uns gelehrt hat?" "Ja" erklingt es schon kräftiger. "So reiche mir deine Hand, Eve Karas."

Eve streckt ihre rechte Hand aus und legt sie in die Linke von Valerian. Dieser hält sie sanft fest und über den Kelch Liquor, in dem sanft und blau das Wasser steht. Manchem der Angehörigen ist, als würde irgendwo in weiter Ferne ein Meer rauschen und ein Feuer lodern, beides am selben Ort. Und als der Servion die Hand von Eve berührt, in die Haut einschneidet und nur einige winzige Tropfen ihres Blutes in den Kelch fallen, erstrahlt ein blaues Licht, heller als alles ringsherum und blendet für einen Augenblick die Umstehenden. "Blut zu Wasser, Wasser zu Blut!"

Die Augen von Eve scheinen blau zu leuchten, ohne Pupille, doch ist es kein wahnsinniges Glühen, sondern vielmehr das Blau des Meeres, der Fluten, der Schimmer des Flusses der stetig dahinfließt. Sie wispert etwas, was niemand ausser den beiden im Kreis verstehen kann, so angestrengt man auch hinhört. Und wie sie endet, so lässt auch das Leuchten in ihren Augen nach. Der orange-rote Schein um sie herum ist verloschen.

Valerian deutet auf das Wasser und Eve geht zusammen mit Fenya und Valerian zu dem Teich. Sie steigt in das Wasser, und lässt es sich über das Gesicht, den Hals und alles andere laufen. Dann stößt sie sich ab und schwimmt einen Zug. Einen kurzen Moment verharrt sie, dann taucht sie unter. Kurz darauf durchbricht ihr Kopf die Oberfläche und sie schwimmt wieder ans Ufer.

Dort angekommen, erwartet sie Valerian mit dem Kelch Liquor. Als sie aus dem Wasser steigt, ruft er laut: "Wer tritt in den Kreis der Gläubigen?". "Mein Name ist Eve Karas und ich bin getauft im Namen des Nachtblauen. Ich werde meinen Vater rächen und Condra dienen, wie er es auch schon tat." "Sei willkommen, Eve Karas. Empfange aus dem Kelch Liquor, das was Teil und Eins der Ewigen Fluten ist und sei Teil und Eins des Ewigen Wandels." Mit diesen Worten reicht er ihr den Kelch und sie leert ihn bis zur Neige.

Fenya flüstert ihr etwas ins Ohr und hängt ihr dann eine Triskele um den Hals. "Und so trage nun wie wir alle, die im Glauben an den blauen Drachen vereint sind, die Triskele als Zeichen deines Glaubens. Laudate Hydracor!" Die Gruppe antwortet gemeinschaftlich mit einem feierlichen "Laudate Hydracor!".

"Nun, alle die ihr vereint seid im Glauben, tretet in den Kreis der Sieben und unseres Schöpfers, wenn ihr glaubt oder vielleicht glauben wollt. Auch ihr sollt aus dem Kelch das empfangen, was Teil und Eins des Göttlichen ist." Die Zeremonie endet mit dem Leeren des Kelches, aus dem jeder einen Schluck erhält. Die Steelen verlöschen langsam, die Sterne am Firnament leuchten hell. Und so bricht die Gruppe alsbald wieder auf in Richtung Tharemis.
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