Tatort - Fluß an der Akademie

[Ilayda]

*grinst kurz aber ziemlich humorlos*
Tas trifft sich ja gut. Ich wollte Dich bei der Untersuchung auch dabei haben.
*atmet tief durch*
Gut, Andariel. Wollen wir dann?
Jaschme, Du kannst ja auf dem Weg in die Akademie alles weitere über Deinen Toten erzählen.

[Anonymous]

Jaschme geht neben der Ratsherrin her:

"Ilayda, du kanntest Rhoderan doch auch und wußtest, wie er war.
Nun ja, er hat mir damals in Grenzbrück einmal das Leben gerettet. Und das wollte ich ihm nicht schuldig bleiben. Wir kamen einmal in einer Gruppe
von einer Reise zurück und erreichten die Wälder vor Tharemis, das damals noch von den Nekanern besetzt war.
Auf einmal hörten wir Marschschritte in unsere Richtung kommen und verließen den Weg, gerade rechtzeitig, um zwei Nekaner in Wappenröcken um die Wegbiegung kommen zu sehen. Die beiden unterhielten sich und
hatten uns nicht bemerkt. Rhoderan und Mandrion flüsterten sich etwas zu und ohne, dass ich sie daran hindern konnte, stürzten sie sich auf sie.
Ich dachte nur ´Wieder Leichen, die wir hinterlassen`und wollte gerade aus dem Versteck heraustreten, um mich einzumischen, als noch 4 Nekaner
ankamen.
Jetzt waren wir in der Minderzahl und ich sah tatenlos zu, wie Rhoderan und  erst zusammengeschlagen und dann weggeführt wurden. Mandrion entkam. Wir, das waren ich, eine Elfe, die ich aber nur flüchtig kannte, eine Magierin des Widerstandes und ein Kobold, verfolgten sie mit Mandrion. Natürlich verfluchte ich die beiden Hitzköpfe...Was sollten ich und die anderen schon groß ausrichten, wir waren allesamt keine Kämpfer.
 Irgendwann machten die Nekaner Rast.
Mir war klar, dass ich jetzt handeln musste, denn wir waren schon sehr nahe an Tharemis gekommen, die Gefahr, auf den Wegen noch mehr Patrouillen zu begegnen wurde immer größer.
Zum Glück hatte ich auf einem Turnier eine Woche vorher mehrere magische Schriftrollen gewonnen *Jaschmes Augen blicken ein wenig triumphierend*, die ich jetzt sehr gut gebrauchen konnte. Eine davon machte mich für 3 Minuten unsichtbar. Die Rebellenmagierin beherrschte diesen Zauber auch und so schlichen wir uns zu den Soldaten. Mehrere Male wäre ich fast umgerannt worden und du kannst mir glauben, es ist nicht sehr einfach leise zu bleiben, wenn dich gerade beinahe jemand gestreift hat und du ausweichen musst.
Ich kroch zu Rhoderan, nahm das Messer und flüsterte ihm zu, er solle sich seine Waffen schnappen und rennen.
Als meine Tarnung aufflog, gab es einen Tumult, aber zum Glück griffen in dem Moment Mandrion und die anderen ein, um sie abzulenken. Wir rannten, so schnell wir konnten. Wir trennten uns, aber dummerweise rannten zwei Nekaner hartnäckig hinter  mir her. Dem einen trieb ich die Breitseite des Schwertes zwischen die Beine, konnte über die Schulter blickend nur noch mitverfolgen, wie die Magierin ihm, der auf dem Boden lag, den Dolch zwischen die Rippen trieb, musste mich aber dann um mein eigenes Leben bangen, denn der Nekaner, der Hauptmann selbst, war mir dicht auf den Fersen.
Irgendwann stellte ich mich ihm, wir kämpften und obwohl ich ein paar Verletzungen davontrug, konnte ich ihn niederschlagen. Schnell zog ich mein Messer und setzte mich auf ihn, als er sich gerade wieder aufrappeln wollte. Er blickte mir ins Gesicht und sah mich an. Er war schwer verletzt und blutete stark. Beinahe spöttisch fragte er, ob ich nicht vorhätte, ihn zu töten, denn wenn ich ihn nicht töten würde, müsse ich ihn schon heilen.

Wenn ich ihn töten oder es zulassen würde, klebe sein Blut an meinen Händen. Wenn ich ihn laufen lassen und heilen würde, müsse er mich melden. Du kannst dir meinen Schock vorstellen, als er mich mit "Jaschme Kurrendis" ansprach. Er hatte mich erkannt, kannte meinen Vater.
Was das bedeutete, wirst du nachfühlen können.
Ich zitterte fast vor Wut, als ich die Formel für den Heilzauber herauspresste.
Aber dann trat der Kobold neben mich und fragte fast fröhlich, ob er mir nicht helfen könne. Ich lachte bitter. Ein Kobold, was könne er schon tun?
*Jaschme hält inne*

[Jaschme Kurrendis]

Sie bleibt stehen und ruft laut:

"Horki, du kannst dich wieder sichtbar machen!"

[Horki]

Auf Jaschmes Ruf hin, werden gleich zur anderen Seite der Ratsherrin verschwommene Schemen einer kleinen Gestalt sichtbar.
Im nächsten Augenblick steht auch schon, ein kleiner kugelbäuchiger Kobold, gekleidet in eine flickenübersäte braune Stoffhose, eine rote Weste und einen löchrigen Strohhut neben ihr und streckt ihr frech sein kleines dreckiges Händchen entgegen:

"Sehr erfreut, die Herrschaften!", reihum begrüßt er so die kleine Gesellschaft, die zur Akademie zurückzieht.

Als er mit seiner Begrüßung fertig ist, stelt er sich neben Jaschme.

...

[Ilayda]

Wenn Ilayda über das Erscheinen von Horki erstaunt ist, lässt sie es sich nicht anmerken.

"Ein Kobold" Ihre Stimme klingt interssiert-belustigt. Sie schüttelt ihm die Hand.

"Und der hat Dir geholfen... Interessant. Rhoderan in den Händen der Nekaner. Ich dachte schon nur Felian un... "

*kurzes Schlucken, ein Durchatmen. Ilayda schüttelt kurz energisch den Kopf*

Egal. Der Kobold hat Dir also geholfen. Hmmm. Und wie genau? Ich verstehe ehrlich gesagt nicht ganz, warum Du mir die Geschichte jetzt erzählst...

[Jaschme Kurrendis]

"Nicht so ungeduldig."

Jaschme holt tief Luft, um dann fortzufahren:

"Horki meinte, er habe eine andere Möglichkeit gefunden.
Anscheinend wolle ich nicht, dass der Nekaner seinen Leuten etwas erzählen
könne.
Er bot an, ihn mit in die Anderswelt zu nehmen.
Ich muss sagen, ich war etwas verdattert und kann nur zu meiner Verteidigung sagen, dass ich vielleicht in dem Moment nicht mehr ganz klar denken konnte, doch ich schlug ein. Auf einen Ruf des Kobolds hin öffnete sich ein Tor, aus dem zwei weitere Kobolde sprangen und den Nekaner packten. Obwohl der Hauptmann sich mit aller Kraft wehrt und brüllte, zogen sie ihn durch die leuchtende Pforte.
Und damit habe ich sein Todesurteil besiegelt. Denn zu meiner Schande muss ich eingestehen, dass ich zwar ursprünglich vorhatte, ihn wieder gehen zu lassen - ich hoffte auf einen Sieg des Widerstandes - es aber nach der Schlacht von Tharemis doch nicht getan habe.
Und so ist Konrad Ansner, so hieß er wohl, in der Anderswelt erst wahnsinnig geworden und dann aus Gram verstorben.
Ich könnte mich damit entschuldigen, dass ich selbst die Anderswelt nicht als einen Ort kennengelernt habe, der einen in den Wahnsinn treibt, aber ich habe wohl einen anderen Teil kennengelernt. In Horkis Welt scheint
die Zeit schneller zu vergehen, so dass dem Hauptmann das Jahr wie viele Jahre vorgekommen sein müssen. "

Jaschmes Stimme ist deutlich leiser geworden.
Die nächsten Sätze kann eigentlich nur Ilayda, die neben ihr geht, verstehen:

"Ich habe ein Menschenleben auf dem Gewissen. Der Zweite, den ich in den Tod schickte."

Lauter:

"In der letzten Nacht erschien dann Horki in meinem Zimmer und erzählte mir davon.
Ich habe ihn gebeten, den Leichnam hierher zu bringen."

An Andariel:

"Ich habe das Rezept für die Leichenkonservierung nicht gefunden. Würdest du so freundlich sein und einen deiner Schüler anweisen, sich darum zu kümmern, dass er nicht verwest?"

Wieder an Ilayda:
"Was mir als traurige Pflicht bleibt, ist, dafür zu sorgen, dass er in Friede ruhen kann und dass seine Familie von seinem Tod erfährt. Glaubst du, Geradin könnte in Nektor Nachforschungen befehlen, um nach Angehörigen eines für vermisste gemeldeten Nekaners zu suchen. Und vor allem, wie soll ich das ganze erklären???
Glaubst du, ich soll die Wahrheit sagen?"

[Horki]

Schweigend lauscht Horki Jaschmes Worten. Ihre traurige und schuldbeladene Stimme drückt auf sein Gemüt.

..."Und so ist Konrad Ansner, so hieß er wohl, in der Anderswelt erst wahnsinnig geworden und dann aus Gram verstorben."...

Fassungslos bleibt Horki stehen und starrt ins Leere. Die Welt um ihn herum erstarrt. Erst jetzt begriff er, auch wenn ihn bereits bei der Sache mit der Leiche, was auch immer das war, die an Alterschwäche verstorben war,  ein ungutes Gefühl beschlichen hatte. Sie hatte damit Konrad gemeint...
 
Erst als die kleine Gruppe merkt, daß er ihnen nicht mehr folgt und kurz wartet, erhebt er den Blick und schaut Jaschme verzweifelt an. Eine dicke Krokodilsträne rollt über seine Wange:

"Tot?! ... Aber... Aber...", er ringt nach Worten, " Die Dryade sagte doch er... er würde bloß schlafen...! Ich wollte dir doch helfen und jetzt ist er trotzdem tot..."

...

[Andariel]

* den Kobold bislang völlig ignorierend*
"Für einen wahnsinnigen Geist mag der Tod ein größerer Segen sein als ein Leben voller Qual.Die zeit gibt es, die Zeit nimmt es.

[Ilayda]

*starrt erst Jaschme ungläubig an "ach verdammt" *sie fasst Jaschme an der Schulter* "tut mir leid..." *die Stimme klingt aufrichtig und Anteil nehmend. Dann wird ihre Aufmerksamkeit von Horki in Anspruch genommen*

"Was...  (leiser) er wusste nicht, dass der Nekaner tot ist..."

[Ilayda]

"Ich denke schon, dass Geradin etwas über seine Familie herausfinden kann... So... schlimm und grausam es für seine Familie sein muss, Du solltest die Wahrheit sagen... Soweit es nötig ist. Ich denke nicht, dass Du von seinem Wahnsinn erzählen solltest! Es würde sie unnötig quälen.

Erzähl von Deinem Dilemma damals und dass Du Dir über die Konsequenzen nicht im Klaren warst...

[Mandrion]

*Mandrion holt langsam auf die Gruppe auf, den Anfang des Gespräches mit Jaschme - bis zu Horki's Erscheinen - hat er offenbar nicht mitbekommen.*

"Wegen der Konservierung der..."

*mitten im Satz stockt er, als er Horki alleine auf dem Weg stehen sieht. Er geht in die Knie und schaut ihm direkt in die Augen*

"Damit hatte sie auch recht. Er schläft und träumt.
Wir müssen irgendwann unseren Körper abgeben, er ist nur geliehen. Aber ohne unsere Körper können wir in unserer Welt nicht wach sein. Also schlafen wir und haben einen langen Traum bis wir vielleicht eines Tages wieder einen Körper leihen können.
Das ist es was wir Tod nennen... Wenn der Körper zu müde oder zu erschöpft ist um den Geist zu tragen.

Irgendwann sterben wir alle, das bring unsere Welt mit sich! Du hast nichts Falsches getan, behalte ihn nur in Erinnerung, denn erst wenn er vergessen wird, stirbt er endgültig."

*er richtet sich wieder auf und schaut zu den Anderen.*

"Ja, ihr solltet seine Familie informieren, so er eine hat. Und schreibt seine Geschichte auf, als Erinnerung an ihn und auch als Warnung für Andere...
Wir sind vergänglich! Die Wesen anderer Welten nicht unbedingt!

Man lernt nicht nur aus eigenen Fehlern, sondern auch aus den Fehlern Anderer...

Es tut mir leid, daß es diesmal dich getroffen hat, Jashme, aber du konntest die Folgen damals wohl nicht abschätzen... Wie alt war der Mann ursprünglich?"

*während er auf die Antwort wartet murmelt er kaum verständlich vor sich hin*

"Ich muss... ...Schieferbruch... ...Mal..."

[Jaschme Kurrendis]

Jaschme bemerkt, dass Horki schockiert ist.

"Es tut mir leid. Er ist wirklich tot.
Aber wie ich schon sagte, euch trifft keine Schuld."

Zu allen

"Ich werde den Ratsherrn Geradin aufsuchen müssen. Ilayda, du kannst mir ja gleich die Adresse aufschreiben."

Sie kramt in ihrer Umhängetasche und reicht der Ratsherrin einen Kohlestift und ein Stück Papier.

Inzwischen sind sie an der kleinen Pforte der Akademie angekommen.

"Ich bin dann in meinem Büro. Horki, kommst du noch schnell mit?"

Als sie Mandrions Frage hört:

"Ich denke, er war etwa 40. "

[Mandrion]

"Vierzig, aha..."

*Mandrion scheint garnicht richtig zuzuhören und mit seinen Gedanken ganz woanders zu sein. Plötzlich verzieht er das Gesicht, als hätte er Schmerzen*
"Nicht... ich..."

*an die anderen*
"Ich muss weg... hab noch was zu erledigen..."

*Madrion dreht sich um und rennt die Straße hinunter. Im laufen kann man ihn noch rufen hören*
"Shacorel! Norobre, lim, lim!! Nîa ..."
*seine Stimme verklingt langsam als er um die Straßenecke gebogen ist*

[Horki]

Nachdem Mandrion ihm gut zugeredet hat, nickt er traurig und meint:
"Ja, ich verstehe..."

Dann schließt er zügig zu der Gruppe auf, da ihm die offene Straße wohl ein wenig unangenehm ist.
Auf Jaschmes Frage hin, antwortet er etwas betreten:
"Sicher..."

...

[Horki]

Als Mandrion sich dann abwendet blickt er ihm verwundert nach und kratzt sich nachdenklich am Kopf, während er leise zu sich selber meint:
"Hm, netter aber komischer Kauz..."

...