Beim Saltatio-Training am Freitag im Zusammenhang mit dem Tanz
Bobbing Joe erwähnt, der allerdings nichts mit dem nachfolgenden Thema zu tun hat.
Shoot your shot - eine kurze Anleitung zum BobbingConstruction Chasing (CC) ist die Königsdisziplin des homomaskulinen Voyeurismus. Die Objekte seiner Wahl sind Beschäftigte des Baugewerbes, die 'Bobs', wie sie nach der bekannten Kinderfigur Bob der Baumeister genannt werden; Menschen, die aktiv der 'Bobbing' genannten Passion frönen, werden Bobber genannt. Novizen, die beschlossen haben, ihr Leben dieser Leidenschaft zu weihen, unterschätzen oft die Hürden auf dem Weg zum erfolgreichen CC-Master. Nachfolgend ein kleiner Leitfaden, um bereitwilligen Adepten einige fundamentale Kenntnisse an die Hand zu geben.
1. Anders als Beachvolleyballer oder Politiker sind Bobs keine leichte Beute. Zugleich scheu und doch jederzeit bereit, einen unvorsichtigen Fremdling zu attackieren, erfordert CC eine ausgewogene Mischung aus Kühnheit und Bedacht. Schon das Geräusch einer ausgelösten Kamera kann sie aufschrecken und in die Flucht oder die Attacke treiben. Neben einem leistungsstarken Teleobjektiv ist daher eine gegen die Windrichtung gewählte Position von Vorteil. Eine Ausnahme gibt es: Werden in der Nähe lautstarke Baumaschinen wie Presslufthämmer, Zementmischer oder Generatoren betrieben, spielt das Kamerageräusch eine untergeordnete Rolle. Es ist jedoch zu bedenken, dass nicht jeder in solchen Fällen von Bobs zu tragende Gehörschutz das resultierende CC-Pic positiv befördert.
2. Wie jede Jagd unterliegt das Construction Chasing zahllosen glückhaften und unwägbaren Begleitumständen. Wo gestern noch eine Baugrube voll pulsierenden Lebens war, mag morgen schon ein graues, regendurchflutetes Loch klaffen. Die zur Mittagszeit verwaiste Gerüstkonstruktion ist eine halbe Stunde später ein bobstarrender Tummelplatz virilen Daseins. Wo eben noch eine Zaunlücke den Blick auf die Chemietoiletten freigab, verstellt ein Stapel Moniereisen den forschenden Blick. Bobbing ist eine Passion für das Leben, keine Minutenverrichtung, und fordert viele Stunden geduldigen Wartens.
3. Für ein glückhaftes Gelingen ist auch die Wahl der eigenen Kleidung bedeutsam. Ein nicht übermäßig gepflegter Casual Look bietet die größte Chance, als Teilnehmer eines VHS-Fotokurses oder architekturinteressierter Bürger wahrgenommen zu werden. Anzüge und ein dezidierter Großtextilkettenlook sind zu vermeiden, da der Bobber sonst fälschlich für ein Mitglied der Bauaufsicht oder eines verfeindeten Bob-Clans gehalten wird. Im Falle einer unfreundlichen Ansprache hat sich als Ausrede bewährt, Eigentümer eines Nachbargrundstücks zu sein, der die Baufortschritte zu privaten oder versicherungsrechtlichen Schritten dokumentiert. Wenngleich nicht gern gesehen, verschafft diese Behauptung doch zumeist den ausreichenden Respekt, um in die sichere Fluchtdistanz zurückzufinden. Unbedingt zu vermeiden sind jedoch Kleidungsstücke in den Farben Pink und Lavendel sowie eng anliegende Lederbekleidung.
4. Nicht jeder Schuss ist ein Meisterschuss, aber jeder Meister ist einen Schuss wert. Während der Bobber untergeordnete Bobs in der Regel nur dann vor das Rohr nimmt, wenn sie den CC-Kriterien VDH genügen (viril, doppelzentrig, haarig), stellt die natürliche Dominanz eines Bobs ab Polierrang stets einen besonderen Reiz dar. Da diese jedoch überdurchschnittlich häufig in beigelagerten Bürocontainern zu finden sind, empfiehlt sich die Fokussierung auf solche Teile der Baustelle, die mit besonderen Herausforderungen zu kämpfen haben und das Erscheinen eines Alphabobs unumgänglich machen. Hinweise hierfür sind etwa Schmerzensschreie, misstönende Drillbohrergeräusche oder wild gestikulierende Betabobs.
5. Leben Sie Ihren Traum - Sie sind nicht allein. Irgendwann werden Sie bemerken, dass Sie nicht der einzige sind, der mit einer teleobjektivbewährten Kamera in unauffälliger Freizeitkleidung die Großbaustellen der Stadt durchmisst. Nehmen Sie es zum Anlass für Stolz, nicht für Scheu, und bauen Sie auf Synergieeffekte. Einer Gruppe Bobber kann gelingen, woran der CC-Einzelkämpfer zuvor gescheitert ist. Geben Sie sich zum Beispiel als Künstlerkollektiv der lokalen Fotografenszene aus und werfen Sie Namen wie Sander, Tillmans, Becher in den Raum. Oder lenken Sie als Kleingruppe die Aufmerksamkeit etwa durch einen inszenierten Streit auf sich, während ein abseitsstehender Mitstreiter die abgelenkten Bobs fotografiert - die so entandenen Bilder können mittels moderner Digitaltechnik jederzeit Dritten bereitgestellt werden.
Quelle: Die Facebookseite eines erfrischend wahnsinnigen Herrn namens
Martin Knepper