Das Wäldchen mit dem kleinen Weiher

[Mätti]

Welch wunderschöne Tage der Herbst in Condra hervorbringt.
Buntes Laub das durch die Luft segelt, um dann den Boden in den schönsten Farben zu bemalen.
Sonnenlicht, das zwischen den Fichten einsame Wanderer auf ihrer Reise erhellt.
Und natürlich der kalte, aber dennoch wollige Duft von Fleiß und Freiheit.
Es ist wohl kein zufall das sich der kleine Spatz diesen Tag ausgesucht hat, um nach den letzten Mücken dieses Jahres ausschau zu halten.
Sich nicht weiter für die Welt interessierend sitzt er so am Weiher und lauert auf eine künstige Chance......

[Mondkind]

Mondkind bleibt einen Moment stehen und betrachtet die Szenerie. Sie atmet tief, als könnte die klare Luft ihr Kraft geben und ihren Gedanken Klarheit. Dann schreitet sie langsam nahe des Ufers entlang. Als ihre Schritte im trockenen Laub rascheln, fliegt der Spatz erschreckt auf. "Tschuldigung, mein Kleiner" murmelt sie gedankenverloren vor sich hin, während sie ihren Weg um den kleinen Weiher fortsetzt.

[Mätti]

"In Silbertor brach Mesits....mmmh....mmmh.....mmmh"

Das Knacken ein paar Äste folgt dem leisen Gesang.

"Schön Dich zu sehen....... erschrick nicht, dir ist niemand gefolgt, das sind meine Leute."

[Mondkind]

Als sie die Geräusche hört, blickt sich Mondkind um. Als sie den Sprecher erkennt, tritt ein feines Lächeln auf ihr Gesicht, in dem sich Freude und Zuneigung wiederspiegeln. Auf den letzten Satz hin zieht Mondkind eine Augenbraue hoch und schaut ein wenig amüsiert. "Deine Leute? Hast Du Dir eine Leibwache zugelegt?" fragt sie grinsend. Dann wird ihr Gesichtsausdruck wieder ernst und sie tritt auf den Sprecher zu. "Wirklich gut, Dich heil zu sehen." Mit diesen Worten umarmt sie Kaja. Dann deutet sie auf den Weiher und fragt: "Sollen wir ein wenig weiter spazieren oder möchtest Du Dich lieber setzen oder...?"

[Mätti]

Freundlich erwiedert Kaja die Umarmung. Als die beiden sich wieder von einander lösen meint Mondkind einen Moment, das ihr Freund um Jahre älter scheint. Einen kurzen Ausdruck tiefer Sorge liegt in dem Blick des jungen Mannes.
Doch als Kaja sich zum Gehen wendet scheint er vergnügt wie eh und je.
"Lieber etwas gehen....  Es ist so schön Dich hier zu treffen. Ich wusste nich, ob ich Dir bedenkenlos folgen konnte. Doch seit drei Tagen ist Dir mit Sicherheit niemand gefolgt.
Ich denke die werden zur Zeit andere Probleme haben.
Also erzähl! Wie geht es Dir? Was gibt es Neues?"

[Mondkind]

"Mittlerweile wieder sehr gut eigentlich. Auf einer meiner letzten Reisen ist mal wieder ziemlich viel ... Übles... passiert und ich habe eine Zeit gebraucht...naja. Jedenfalls scheint es, was mich persönlich anbetrifft, im Moment wieder "bergauf" zu gehen. Weißt Du, ich habe meine Position an der anderen Akademie, in Ravernien, aufgegeben, was mir ermöglicht, nun die ganze Zeit über hier in Condra zu bleiben - wenn ich nicht auf sonstigen Reisen bin, natürlich. Ich war deswegen bei Prytanus Sturmfels, um mich über die Möglichkeit zu erkundigen, eine Stelle als Gasthörerin oder auch -dozentin an der ACHT zu bekommen, und der Prytanus hat mir dann etwas später die Stelle der Gastdozentin für "magisch-hermetische Grenzfälle" angeboten - das passte einfach super. Es hat mir unheimlich viel neue Energie gegeben, mich wieder intensiv mit magischen Themen zu beschäftigen, und andererseits natürlich auch mit den Aspekten des Glaubens, denn letztlich geht es ja darum, Ideen und Lösungsansätze zu finden für die Fälle, in denen es Konflikte gibt zwischen dem Glauben und dem Elementarismus... eine sehr reizvolle Aufgabe. Ich habe jetzt sogar ein kleines Büro in der ACHT, in Haus Wasser natürlich, und bereite Vorlesungen vor und so - naja, ich werde auch die Reisegruppe der Akademie nach Engonien begleiten, Anfang des nächsten Mondes. Oh ja, und ich unterstütze die Bemühungen der ACHT, in Schieferbruch wieder ein wenig Normalität hinzubekommen - dort bin ich also auch ab und an anzutreffen..."

"Aus dem Tempel gibt es leider nicht viel Neues zu berichten. Alle halten sich bedeckt, man erfährt nichts, egal ob es um Thalian geht oder Mutter Dernbach oder... man sollte meinen, so langsam wären genug Leute verschwunden." Aus Mondkinds Stimme ist Enttäuschung herauszuhören und auch Sorge. "Ich habe keine Ahnung, was da vor sich geht... und nun haben die Nekaner ja auch noch eine Kriegserklärung überreicht - wozu auch immer das gut sein soll... Würde mich interessieren, was Du dazu gehört hast..."

   

[Mätti]

Aufmerksam hört Kaja Mondkind zu.
Immer wieder nickt er zustimmend.

"Die Sache mit der Akademie ist gut, sehr gut. Nicht nur für Dich, obwohl ich mich sehr freue das Du wieder Deinen wahren Interessen nachgehen kannst.
Ich glaube das wir Alle davon profitieren können, wenn die ACHT und die Kirche sich mehr aufeinander zu bewegen würden."

Traurig schüttelt Kaja den Kopf.

"In letzter Zeit sehe ich die Welt mit ganz anderen Augen. Es gibt soviel Leid, Elend und Gezanke. Ich sehne mich danach mehr Gemeinsamkeit in Condra zu schaffen. Mehr Freund- statt Feindschaft zu sähen."

Mit einer Hand berührt Kaja Mondkind leicht an der Schulter. Blickt sie kurz an, um dann zügig weiter zu gehen.

"Es ist wirklich schön Dich wieder zu sehen!....

Was die Nekaner betrifft so bin ich froh um die Kriegserklärung. Sie macht es leichter klare Entscheidungen zu treffen, jetzt, da wir einen offiziellen Feind haben.......
Mondkind?!...er....Thalian......er ist der Hydrofex, nicht wahr?"

[Mondkind]

Zu dem ersten Satz nickt Mondkind. "Ja, das denke ich auch. Ich hoffe sehr, dass es mir gelingt, etwas dazu beizutragen."

Auf die folgenden Sätze reagiert Mondkind überrascht. Sie schaut Kaja ernst an. "Du scheinst Dich verändert zu haben... sehr zum Positiven, von meiner Warte aus betrachtet... Ich dachte immer, naja, um ... diesem Weg zu folgen, für den Du Dich entschieden hast, bräuchte man - naja, eher flexiblere Moralvorstellungen, als ich sie gemeinhin hege, und ein gewisse Bereitschaft zu Gewalt, zumindest gegen die Feinde... Das war einer der Punkte, an denen wir beide uns sehr unterscheiden, obwohl wir sonst viel gemeinsam haben - zumindest glaubte ich das bisher."

Sie hält Kajas Blick einen Moment. "Wenn Du drüber reden möchtest, ich bin da - das weißt Du."

Dann folgt sie seinen Schritten. "Ich nehme an, die letzte Zeit war entbehrungsreich für Dich..."

Zu den Nekanern: "Ja, aber warum haben sie das gemacht - ich meine, soweit ich gehört habe, haben sie so etwas nicht gemacht, als sie Condra das erste Mal überfallen haben. Warum sollte man Klarheit schaffen, wenn man aus Unklarheit einen strategischen Vorteil ziehen kann? Naja, vielleicht gibt es andere Gründe - vielleicht musste der Kaiser das tun, um nicht vor den eigenen Leuten das Gesicht zu verlieren, insbesondere vor dem eigenen Klerus..."

"Ja, Thalian ist der Hydrofex - wenn man davon ausgeht, dass er dieses Amt auch ohne den Segen aller 7 Schwestern bekleiden kann. Aber ich denke, die Art und Weise, wie er den Pyrdracor-Tempel in Schieferbruch zum Einsturz gebracht hat, hat gezeigt, dass er zumindest die Unterstützung einiger der Schwestern genießt, und zwar in einem dem Hydrofex angemessenen Umfang. Aber er ist verschwunden, praktisch seit er nach dem Sieg in Schieferbruch die große Messe gehalten hat, hat ihn keiner mehr gesehen... Naja, und Mutter Dernbach ist wohl schon länger verschwunden, was mir fast noch größere Sorgen bereitet - wie soll die Kirche wieder zusammenfinden, wenn die Führer der Lager nicht da sind, um den Weg zu weisen? Naja, vielleicht treffen sie sich ja irgendwo im Geheimen, um das zu klären, aber ich kann es mir fast nicht vorstellen. Ich hätte gern mal persönlich mit ihr über die Sache gesprochen, weißt Du."

Mondkind seufzt.  "Ich habe ja auch noch eine Zeitlang nach Therion gesucht... einen Beweis für seinen Tod gibt es ja nach wie vor nicht, und ich bin fast sicher, dass er noch lebt - vielleicht nicht mehr als er selbst, vielleicht hat er sich irgendwie verloren oder sein Gedächtnis oder... Keine Ahnung, ich kann das nicht begründen, und ich habe keinerlei Hinweise auf ihn finden können - es ist mehr so ein Bauchgefühl. Aber ich schätze, wenn er wieder auftauchte, könnte das vieles zum Guten wenden und die Kirche wieder einen - oder aber sie noch mehr spalten. Rani meint, dass sogar die Schwestern selbst schon angefangen haben zu streiten..."
Aus Mondkinds Stimme klingt tiefe Sorge.

"Was war eigentlich damals passiert, als wir uns treffen wollten? Als ich nach Ravernien musste - Du hattest gesagt, es sei dringend, aber dann wurde unser Treffen unterbrochen und ich konnte nicht mehr an den Ort zurückkehren... Weswegen wolltest Du mich da sprechen?"

[Mätti]

"Was die Nekaner betrifft hast Du, so glaube ich, mit beiden Punkten recht. Nachdem der Tempel in Schieferbruch...zerstört wurde, musste der Kaiser reagieren um sein Gesicht zu wahren. Ich kann mir nicht vorstellen das er noch mehr Streit zwischen den Lagern haben möchte.
Und was die Klarheit angeht. Wer, wenn nicht die Nekaner sind Herren der klaren Worte und gegen Geheimniskrämerei?"

Lächelt schaut Kaja sich um.

"Nachdem was in Schieferbruch passiert, sollte auch dem letzten Bauern klar sein, das Thalian vom Ewigen selbst auf seinen Weg gebracht wurde.
Ich ärgere mich sehr, dass ich nicht früher erkannt habe Was er ist.
Aber was würde aus der Welt wenn wir die Dinge vorraus sehen würden?!
Die Kirche muss sich wieder einen! Nicht zuletzt um den Willen der Menschen.
Es ist nicht Mutter Dernbach die diesem Prozess im Weg steht. Du weißt wenn ich für die wahre Schuldige halte?"

Kurz lehnt Kaja sich zu Mondkind und flüstert ihr etwas ins Ohr.
Dann grinst er kurz.

"Wir werden sehen in welche Richtung sich die Dinge wenden werden!"

Eine kurze Pause in der Kaja nachdenklich wirkt.

"Lange wollte ich es nicht wahrhaben, aber Therion ist wohl seinen Weg weitergegangen.
Der Ewige hat ihn fortgerufen um ihm den Frieden zu schenken, den er verdient hat.
Wir sollten ihn stets in unseren Herzen tragen und uns an einen Freund und Helfer erinnern.

Ich muss nun bald weiterziehen. Ich werde heute noch einiges zu erledigen haben.
Was Deine letzte Frage betrifft... ich werde sie beantworten, wenn wir wieder mal zusammen spazieren gehen.

Gibt es noch etwas, das keinen Aufschub duldet?"

[Mondkind]

Zu den Nekanern: "Naja, das kann ich nicht so beurteilen - schließlich war ich während der Zeit der Besatzung nur ein einziges Mal hier und ich habe vieles nicht so wirklich aus erster Hand miterlebt, sondern kenne es nur aus Erzählungen. Aber ich habe durchaus schon gehört, dass ihre Strategie eher die der großen Schlachten auf offenem Felde als die der kleinen Scharmützel aus dem Verborgenen ist. Nun ja, vielleicht haben sie dazu gelernt."

"Was aus der Welt würde, wenn wir die Dinge vorhersehen könnten? Nun, ich glaube, für die meisten Leute wäre das ziemlich langweilig... obwohl man ja oft sagt, dass selbst die Kenntnis dessen, was in der Zukunft passieren wird, es einem nicht ermöglicht, daran etwas zu ändern. Ich glaube, das ist wie mit einem Bachlauf - er fließt immer zum Meer, und selbst wenn Du ihn staust oder sein Bett verbaust - irgendwie sucht er sich seinen Weg und kommt an sein Ziel. Auf irgendeinem Weg erfüllen wir alle unsere Bestimmung, und selbst wenn wir die Zukunft kennen würden, würde das nichts ändern. Also, vielleicht am Weg - aber niemals am Ziel."

"Hm, da fällt mir doch glatt etwas ein: Gibt es da noch kreative (oder unkreative) Ideen, wie wir endlich diesen dämlichen Steckbrief aus der Welt geschafft bekommen? Ganz abgesehen davon, dass ich finde, dass unsere Brüder und Schwestern verdienen, dass die wahren Schuldigen ihre gerechte Strafe erhalten. Ich habe ja mal hier und da geschaut, aber sie haben jedenfalls keine Spuren hinterlassen, die ich hätte finden können. Ich habe sogar schonmal daran gedacht... *deutlich leiser* denjenigen zu befragen, der uns gewissermaßen "zusammen gebracht" hat..." Fragend schaut Mondkind zu Kaja.



 

[Mätti]

Ernst schaut Kaja Mondkind in die Augen.

"Du weißt, dass Marius tot ist?!"

[Mondkind]

"Natürlich - es stand auf Deinem Steckbrief. Ich habe seine Witwe besucht und mit seinen Kindern gespielt."

Mondkinds Stimme ist auf einmal kalt, ohne Emotion. Auch ihre Augen sind plötzlich stählern und ohne Wärme.

"Du bist die Person, die mir gezeigt hat, dass man auch mit jenen sprechen kann, die in den ewigen Fluten weilen, schon vergessen? Und nach dem zu urteilen, wie er sich zuletzt verhalten hat, hatte er den konkreten Verdacht, dass ihm jemand ans Leder wollte. Vielleicht weiß er ja, wer es war - oder sogar, wo sich noch Beweise finden lassen. Ich behaupte weder, dass es einfach ist, noch das es ein guter Weg ist - aber es ist einer, den Du schonmal bereit warst, für jemand anderen zu gehen... Die Frage ist also, wärst Du bereit, ihn auch für Dich selbst zu gehen?"

[Mätti]

"Du sprichst von gefahrvollen Wegen, das weißt Du!
Ich habe selber schon darüber nachgedacht."

Kaja nimmt Mondkinds Hand und schaut sie lächelnd an.

"Ich habe Angst! Angst diesen Weg zu gehen. Und wenn ich ihn gehen sollte, dann nicht für mich..... Fisken weilt immer noch an einem Ort, der nicht für Menschen geschaffen wurde.

Aber vielleicht können wir einen gemeinsamen Weg finden... Magistra...
Ich werde darüber nachdenken. Wenn ich wieder komme steht meine Entscheidung.

Die Freiheit blüht!"
Mit diesen Worten erhebt Kaja sich und verschwindet, wie er gekommen ist.

[Mondkind]

Mondkind schaut noch eine Weile auf das Dickicht, in dem er verschwunden ist. "Angst, ja, die haben wir alle... vor irgendwas..." murmelt sie leise vor sich hin, und ihr Gesichtsausdruck ist ernst. "Mögen die Schwestern dich sicher auf deinen Wegen geleiten, Kaja Schattenlauf." sagt sie noch, als das Rascheln der trockenen Blätter schon längst verklungen ist. Dann macht sie sich auf den Rückweg.

[Mondkind]

In den vergangenen Wochen ist Mondkind oft hier gewesen. Meistens geht sie einfach ein wenig spazieren, doch an trockenen Tagen bleibt sie auch manchmal länger. Dann bringt sie eine Decke mit und sitzt eine Stunde oder noch länger nahezu reglos da, als würde sie meditieren oder vielleicht dem Plätschern des Weihers und dem Raunen des Windes in den Bäumen lauschen.
An diesem Abend hat sie ein vielbenutztes Übungsschwert aus schwerer Eiche dabei, und als sie ihren grünen Mantel über einem Ast ablegt, kommt ein Kettenhemd zum Vorschein, das vermutlich einer etwas größeren und schwereren Person gehört. Nach einem langen Blick über den Weiher und ein paar tiefen Atemzügen beginnt sie, eine Reihe von Angriffen und Verteidigungsschlägen zu üben. Nach und nach werden die Abläufe schneller und flüssiger. Es folgt eine kurze Schwertform mit weitkreisenden Bewegungen und dynamischen Schrittfolgen. Schließlich nimmt sie wieder eine statische Position ein und übt Kombinationen aus einer Parade und einem darauf folgenden Angriff. Die Bewegungen sind präzise, aber nicht mit übermäßig viel Kraft ausgeführt. Auch das gelegentliche Rascheln trockenes Laubs oder das Knacken kleiner Zweige im Unterholz veranlasst sie nicht dazu, ihre Übungen zu unterbrechen.