Hallo zusammen!
Tja, bin wohl der Erste – aber ich hab ja auch ’nen Vorsprung. Bin immer noch von meinen Eindrücken etwas benebelt. Grenzbruecker Kritik findet sich auch hier:
http://www.grenzbrueck.de/board/thread.php?threadid=877.
Hier meine Kritik noch unter teilweisem Endorphineinfluss:
1. Gelände (Wie fandest du das Gelände, die Umgebung, ist es für einen Con geeignet?)Burg Ludwigstein ist für mich seit dem Vinland 7 in grauer Vorzeit die schönste und für dieses Hobby geeignetste LARP-Location, die ich kenne.
2. NSC hinsichtlich Rollenspiel. (Wurden jeweilige Rollen gut gespielt? Anzahl genügend?)Ihr wart der Knüller. Was mir von Euch allein an schauspielerischem Können präsentiert wurde, sucht seinesgleichen. Eure Anzahl war nicht nur genügend, sondern in manchen Szenen erschreckend
. Danke vor allem an jene Kandidaten, die mich persönlich am meisten beeindruckt haben: Tim, Tillmann, Afruss, Tiothep, Andi und Maria. Aber auch alle anderen waren so toll und bestimmt habe ich Unzählige nicht erlebt und tue ihnen mit einer Nichterwähnung unrecht! Danke Euch allen!
3. NSC hinsichtlich Kampf ( Was war gut, was war schlecht, Anzahl?)Den Kampf habe ich durchweg als sicher und in Ordnung erlebt. Habe hier nichts auszusetzen. Ich hoffe mal, dass es den armen Wasserdungeon-NSCs nicht allzu dreckig geht, da außer Kopftreffern da praktisch nichts möglich war... Sorry noch mal an alle, wenn ich sie da falsch erwischt haben sollte!
3. Kampf allgemein (Gelände, Lichtverhältnisse etc.)Bis auf ein paar spontan sich verlagernde kleine Scharmützel, die mit den kleinen, etwas blendenden Taschenlampen der SLs schnell beleuchtet wurden, war die Technik hier top, und solche kleinen Ausfälle kann man nicht besser beleuchten.
4. Plot ggf. Unterplots (Was hat gefallen, was war unverständlich?)Was ich mitbekommen (und verstanden) habe, hat mir sehr gut gefallen, ebenso das Gefühl, dass es soviel ist, dass einer allein gar nicht alle Stränge erfassen kann – und dass das nicht schlimm ist! So ein gutes Gleichgewicht von qualitativ gleichermaßen guter paralleler Spielerbeschäftigung und konzeptionell so hervorragend durchdachter Informationsverknüpfung (klingt kompliziert, ist aber so) habe ich noch nie erlebt.
5. Ambiente (hier zählen gerade die Kleinigkeiten, Taverne gut eingerichtet, ausreichend Fantasyequipment überall, Ausrüstung, Klamotten der NSC´s etc.)Ich habe in einige Räume nur durch Zufall einen kurzen Blick werfen können, und zusammen mit dem, was mir „offiziell“ präsentiert worden ist, frage ich mich einmal mehr, ob ihr in den letzten Monaten überhaupt ein Sozialleben hattet, liebe Orga. Wie habt ihr das nur alles geschafft? Man merkte wirklich sehr, dass hier zwei schon im Einzelnen exzellente Fundusse (oder Fundi?) zusammengeführt wurden. Diese uniformen schwarz-gelben Fronten sind immer wieder ein Traum...
6.SL (war SL immer präsent? War SL kompetent, gab es offensichtliche Absprachefehler? Ausreichende Anzahl vorhanden?)Von dieser Seite keine Probleme bei mir vorhanden. Schön war auch, dass spontane Einfälle (wie mein kurzes Zwiegespräch mit Lars als Hydracor bzw. einer seiner Diener, dass meine Frau vor der Gefangennahme rettete) auch in ein so großes und komplexes Gebilde wie diesen Plot Eingang finden konnten.
7. Wurde zuviel oder zu wenig auf Regelwerke geachtet? (Gab es hier offensichtliche Fehler?)Das Regelwerk hat sich vornehm im Hintergrund gehalten, wie sich das gehört. Fehler habe ich keine bemerkt.
8. Preis-Leistungsverhältnis?Wer sich hier über den (zugegebenermaßen überdurchschnittlichen) Preis beschwert, ist mit Scheuklappen und Ohrenstöpseln unterwegs gewesen. Im Vorfeld hatte ich noch gezögert, da ich noch niemals soviel für ein Con bezahlt habe, aber jetzt sage ich mit vollem Ernst: Ich hätte auch 250,- bezahlt und hätte das Gefühl gehabt, das Geld wäre top verwendet worden. Wie habt ihr das bloß mit dem Budget fertiggebracht?
9. Was hat dir am Con besonders gut gefallen?Ein echtes Theaterstück. Eine zweite angemietete, echt bespielbare Burg. Ein Wasserdungeon. All das sind Dinge, die jedes Con, auf dem ich je gewesen bin, einzeln schon als denkwürdig herausgehoben hätten, und hier kam all das zusammen. Wahrscheinlich hat keiner der SCs (und wenn doch, so mag er sich glücklich schätzen) an all dem teilhaben können, aber da kommt wieder, was ich in Punkt 4. geschrieben habe: Qualitativ gleichermaßen gute parallele Spielerbeschäftigung. Jeder konnte sein Highlight finden.
Für mich ganz persönlich stechen vor allem zwei Dinge heraus. Das Erste
muss mein Duell gegen Tiothep (und die unfassbar spannende Zeit direkt davor) sein. Wäre mein heißgeliebter, nach LARP-Maßstäben mittlerweile uralter Charakter hier gestorben, es wäre mit einem Lächeln auf den Lippen gewesen. Ich trete gegen einen Gott an, alle Gefährten brüllen meinen Namen... mehr kann man sich vom LARP nicht wünschen.
Das Zweite ist die Genialität, die hinter der Plotidee steht, uns Teil eines Theaterstücks werden zu lassen: Nicht nur, dass die Requisiten und klassischen Theatermechanismen für uns zu einer Wirklichkeit wurden, die wir durch unser Wissen um diese entscheidend, aber nicht grundlegend verändern konnten, da auch wir den Gesetzen unterworfen waren, die im Gegenzug für die Figuren (und eben NICHT die Schauspieler) gelten mussten, auch Elemente wie die Auftritte von Göttern in Menschengestalt, klassischer Tragik und vor allem Epik fanden eine Art der Berechtigung, die ich nur als genial bezeichnen kann. Die Darstellung eines Gottes so zu drehen, dass sie exakt die Maßgaben erfüllen muss, die man als LARP-Veranstalter aber auch nur bringen kann, nämlich normale Menschen, Schminke etc. ... unglaublich clever. Davor kann ich nur meinen Hut ziehen und in stiller Bewunderung aufblicken.
Zwei sehr spezielle, winzige Detail-Highlightsprüche:
a) Nach der Weihung des Hydracorschreins erscheint in Mättis Kelch ein wenig Wasser. Er kostet und sagt, es sei Salzwasser! Ich koste darauhin ebenfalls und Lars kommentiert konsterniert: "Die SCs trinken meinen Plot - schon wieder!"
b) Der sehr bärtige vhaninger Barbar stürtzt sich auf den Dämon im Burghof, ringt ihn kochlöffelschwingend nieder, packt ihn bei den Schultern und brüllt ihm ins Gesicht: "
Ich bin die Köchin!"
10. Was war auf dem Con echt schlecht?Nur zwei Kleinigkeiten von meiner Seite: 1. Trotz einer offensichtlichen riesigen Plotfülle gab es Zeiten, in denen unglaublich viel Wissen vorhanden war, aber dennoch für viele keine Aufgabe. Das kann aber auch an uns selbst gelegen haben. 2. Ich hatte mich auf eine Endschlacht gefreut. Das aber keine kam, war für mich absolut stimmig und passte perfekt in die Epik, und das ist mir genauso wichtig.
11. Wie fandest du deine Mitspieler?Hätte ich mir eine Spielerschaft zusammenstellen können, hätte sie einen Großteil der Anwesenden umfasst. Zwar kam für meinen Geschmack das Spiel untereinander qualitativ etwas zu kurz, aber das werte ich generell immer eher als gutes Zeichen, was die Veranstaltung betrifft: Je höher die Plotdichte, je mehr zu tun und je gefangener von den Geschehnissen die Spieler sind, umso weniger kommen sie zum gemeinsamen Charakterspiel. Daher kann dies kein negativer Punkt dieser Conkritik für mich sein.
12. AbschlussnoteEine glatte 1. Keine 1+ wegen der Punkte bei 10., aber noch niemals war ein Con so nahe daran, für mich absolut perfekt gewesen zu sein.