Thomas Michalski
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« am: 25. August 2010, 22:42:04 » |
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Die frühen Morgenstunden warfen noch ihren Dunst über das Land, als Valentin zügigen Schrittes durch die Stadt eilte. An einem Treffpunkt außerhalb der Stadt warteten seine Leute auf ihn und wenn er jetzt aufbrach, so rechnete er sich aus, würde er rechtzeitig dort sein, bevor der Tross ausrücken würde. Als er die Ställe erreichte, ließ er sein Reisgepäck von der Schulter gleiten und hielt Ausschau nach dem Roß, dass sie ihm eigens zugedacht hatten. Gerade wollte er aufsitzen, als er Schritte hörte und ein weiterer Falke, ein junges Küken namens Dreibold, eintrat. „Wolf?“ fragte er ins Dunkel und Valentin trat wieder in die fahle, kalte Morgensonne heraus. „Ja?“ „Ein Eilbrief ist gerade gekommen. Sollte sofort zugestellt werden.“ Valentin blickte den Brief skeptisch an und registrierte, dass Dreibold den Blick weniger auf das Stück Papier und mehr auf sich bezog, unsicher wurde. Er las ihn. „Zur Ratsburg?“ Valentin war nicht begeistert. Er schüttelte den Kopf und Schritt los.
Man empfing ihn dort eiligst. Ein Abgeordneter des Rates trat auf ihn zu, grüßte kurz und kam zur Sache, während er mit dem Wolf tiefer in das Innere der Burg schritt. „Der Mann heißt Armin Valeres. Alchemist, bisher eigentlich nicht auffällig geworden. Ist aber wenige Stunden nach der Explosion im Haller abgetaucht und galt als verschollen.“ „Galt?“ „Zwei Mesiter haben ihn gestern Nacht aufgegriffen, als er versuchte, die Stadt heimlich zu verlassen. Und haben ihn, gemäß des Schulterschluss-Abkommens, nach hier gebracht. „Und ich?“ „Du sollst das Verhör leiten. Du alleine.“ Die beiden ungleichen Gestalten, der Abgesandte dürr und Hager, Valentin ein Bär von einem Mann, hatten eine massive Zellentüre erreicht. Der Abgesandte klopfte und die Türe wurde von innen geöffnet, gab zunächst den Blick auf einen Falken frei, der den Raum mit einem knappen „Wolf.“ verließ. Auf dem Stuhl am anderen Ende des Raumes stand ein Mann, in erstaunlich teure und zugleich dreckige Gewänder gehüllt. Dieser kicherte, hüpfte vom Stuhl, ließ sich auf selbigen Fallen und begann, sofort vor und zurück zu wippen. „Ist der Wolf gekommen, das Schaf zu reißen?“ fragte der Alchemist – und das war der letzte Satz, den der Abgeordnete von diesem Gespräch noch mitbekam, da er die Türe zur Zelle wieder sorgsam verschloss. Valentin war alleine mit dem Irren. Er würde sich heute wohl nicht zu seinem Tross gesellen können. Dann konnte er sich genauso ja mal anschauen, was dieser Valeres für ein Vogel war...
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