Im Musiksaal der ACHT

Es ist ein angenehmer, lauer Sommermorgen, als Magister Töpfer fröhlich pfeifend die Gänge der Akademie entlang spaziert. Dann jedoch hält er inne, lauscht kurz und folgt dann einem Geräusch, dass er erst gar nicht, dann aber als wüstes Schimpfen einzuordnen weiß.
Die Spur mündet vor dem Musiksaal der ACHT, dessen Türe er vorsichtig aufstößt, nur um gerade die letzten Worte einer offenbar minutenlangen Hasstirade abzubekommen: "… du ahl Flaabes, wart, wenn isch dich in minge Fingere krisch! Su 'ne Övböggel hamme he ja nu noch nie jehabt! Du Tuppes, du Vrängel, mit dir schlach isch den Triangel, datt die Lück glöhve et wöhr en Pauk!"
"Guten Morgen, Magister Scheng", gibt sich Töpfer zu erkennen. Der Angesprochene fährt herum, fixierte den Magister, scheint dann kurz abzuwägen und brüllt, an ihm vorbei und durch die offene Tür in die Gänge der Akademie: "Hunnesse! Drießhüsje! Isch krisch üsch!"
"Josef", lässt der ehrenwerte Magister sich erneut auf den tobenden Musiklehrer ein und macht ein, zwei vorsichtige Schritte auf ihn zu. "Nun atme durch, du bist ja ganz am toben. Was ist denn passiert?"
Scheng, sich offenbar langsam seiner Gewahr werdend, atmet ebenfalls durch, nickt und lässt sich auf das Pult sinken.
"Irgendwer", bemüht um deutliche Sprache fährt er fort, "ist heute Nacht in den Musiksaal eingebrochen. Ich schließe den ja schon immer ab, seit der Geschichte mit dem Psalterion, dem Radieschen und dem Schnepfenberger. Aber irgendwer hat sich heute Zutritt verschafft."
Töpfer, innerlich beruhigt, dass das wogende Chaos in dem Raum nicht von Magister Scheng verursacht wurde, äußerlich aber die Ruhe selbst, nickt. "Ist denn etwas gestohlen worden?"
"Nee, das nicht. Aber irgendwer ist hier rein und hat jedes Notenbuch einzeln durch den Raum geworfen. Und die Hefter. Vor allem die Hefter." Verzweifelt deutet der Lehrer auf die zahllosen einzelnen Notenblätter, die im Raum verteilt liegen. "Außerdem scheint er mit allen Instrumenten hantiert zu haben. 'n paar gerissene Seiten, einige Sachen verstimmt. Und ich muss das jetzt aufräumen. Das reinste Chaos!"
"Ich schick dir ein paar Scholaren aus dem Speisesaal", schlägt Töpfer vor, doch Scheng winkt nur ab. Es wirkt kurz, als wolle er ausspucken, doch erneut besinnt sich der Magister eines besseren.
Töpfer nickt noch einmal verständnisvoll und begibt sich zur Türe. Scheng derweil hebt einen ersten Hefter hoch, doch kaum, dass er wieder gerade steht, lösen sich all die Blätter aus ihrer Halterung und rauschen wie ein weißer Schwall zu Boden.
Als Töpfer hinter sich behutsam die Türe schließt, hat Scheng schon wieder begonnen: "Du blüerde Quantefönes, pass op du …"