Garnison in Tharemis

[Tobi]

Am frühen Morgen, als Sarah und ihre Falken bei den Phönixflugs zu Hause gewesen waren, hatte es geregnet und nun regnete es immer noch. Nicht in großen Bächen, sondern beständig den ganzen Tag durch.

Es hatte den ganzen Morgen und ein vernünftiges warmes Mittagessen gekostet, bis sich Florian dazu durchringen konnte Sarah aufzusuchen, doch nun stand er vernünftig gekleidet mit Schwert, Stab und Mantel vor dem Tor der Garnison.

Auch wenn der Falke ihn vom Sehen her kannte, immerhin war Florian eine der extravaganteren Einwohner der Stadt, musste der Magier warten.

"Wir haben einen Boten zum Vogt geschickt. Wenn er zurückkommt sagt er, was passiert."
antwortete die Wache nur knapp.

[Ilayda]

Florian wurde langsam ungeduldig und ziemlich nass, weil der Bote doch einige Zeit brauchte.

Aber endlich kehrte er zurück.

"Der Vogt erwartet Euch, Herr Phönixflug. Wenn Ihr mir bitte folgen würdet..."

Sie gingen durch das das Tor und durchquerten Innenhof. Trotz des schlechten Wetters war hier einiges los. An den Schießständen übten sich verschiedene Soldaten im Bogenschießen, an einer anderen Ecke klirrten Schwerter aufeinander. Es gab aber auch einige zusammenstehende Grüppchen an Soldaten, die sich unterhielten und den Magier abschätzend-interessiert, aber auch etwas misstrauisch beäugten.

Auf der anderen Seite waren die Versorgungs- und Verwaltungsgebäude, und dort hinein führte der Mann Florian.
Sie gingen einen langen Gang hinunter, auf der einen Seite waren Fenster in den Innenhof, auf der anderen Seite geschlossene Türen. Vor einer dieser Türen blieben sie stehen und der Soldat klopfte, ehe er die Türe öffnete.

"Vogt, Euer Besuch."

Florian trat ein. Er betrat einen Raum, der sowohl Arbeitszimmer als auch Schlafstube war, offensichtlich befanden sich hier im Verwaltungsbereich auch die Räumlichkeiten für Soldaten, die nicht hier stationiert waren.

Sarah saß noch auf ihrer Pritsche, die Arme auf die Beine gestützt und rieb sich durch das Gesicht.
"Danke, Garwin." Der Soldat nickte nur kurz und verließ dann den Raum.

Die Müdigkeit hatte Sarah noch im Griff, aber sie schaute Florian auffordernd an.

[Tobi]

Der Magier wischte sich die nassen Haare zurück und das Wasser rann ihm den Hals hinab in die Kleidung. Obwohl er nun schon länger in Condra lebte war er immer noch zu dumm, oder zu stolz sich vernünftige Kleidung mit Kaputzen zu besorgen.

Ein wenig traurig blickte er Sarah an.

"Es tut mir leid, dass dein Soldat gestorben ist. Weißt du, es verändert einen, wenn man für die Sicherheit von einem Menschen verantwortlich ist. Du kennst das, aber für mich ist es noch neu.
Ich traue D'Ashencourt nicht. Wenn Grendel den Ring will, dann macht es die Sachen doch nur noch schlimmer."

[Ilayda]

Sarah griff neben sich; dort lag ein Leinentuch. Das warf sie Florian zu.

"Mach Dich erst mal trocken."

Während der Magier sich die Haare und das Gesicht abwischte, blickte Sarah zunächst vor sich auf den Boden.

"Es geht nicht darum, dass Fritz tot ist. Soldaten sterben im Einsatz. Aber wenn ich das Gefühl bekomme, dass sie umsonst gestorben sind, weil jemand zu ignorant oder zu... *sie unterbrach sich selbst und seuftste*. Ich verstehe, dass Du Dir Sorgen um Deine Familie machst.
Aber Du weißt doch selber - Du hast es mir selber gesagt - wie mächtig Grendel ist und dass er hinter Euch her ist wegen... dieses Teils. Also bist weder Du noch Deine Familie sicher. Darum habe ich gedacht, es macht Sinn, den Ring mit dem Leben von mir und den Soldaten zu schützen, wenn - falls - er eine Waffe gegen Grendel sein kann."
Sie wartet, bis Florian fertig ist.
"Ich bin mir nicht sicher. Ich  bin mir weder sicher, ob der Ring das ist, was D´Ashencourt gesagt hat, noch bin ich mir über die Intentionen von ihm sicher. Er... war seltsam. Erinnerst Du Dich daran, wie er auf dem Reychstag vor ... äh... drei Jahren oder so war? Als Schwarzweiß in ihm war? Er war in etwa so."
Sarah wartet ab, ob Florian was erwidern will. Dabei deutet sie auf den Stuhl, der an dem Arbeitstisch steht.

[Tobi]

Florian setzt sich auf den angebotenen Stuhl und hält das nun nasse Tuch in den Händen.

"Danke. ... für alles.

Ich denke Grendel will nur das Artefakt haben, etwas anderes interessiert ihn nicht. Wir müssen ihm nur klarmachen, dass wir es nicht mehr haben. Ich will nicht gegen ihn kämpfen und ich denke auch nicht, dass ich es muss. Weißt du, wir haben auch so schon genug Feinde."

mit einem entmutigenden Platschen lässt er das Tuch auf den Tisch fallen

"Ich will doch einfach nur ein wenig Ruhe und Frieden. Das haben wir uns doch verdient, oder?

Weiß du, wenn ich Lix nicht getroffen hätte, dann wäre ich so geworden, wie D'Ashencourt. Da bin ich mir mittlerweile sicher. Mit Schwarzweiß und allem drum und dran. Ich war so kurz davor."

Er deutet mit Daumen und Zeigefinger eine kleine Spanne an.

"... und ich glaube das D'Ashencourt auch mal vor der gleichen Wahl gestanden hat, wie ich ... nur das er sich anders entschieden hat."

[Ilayda]

Sarah grinst, aber es wirkt nicht fröhlich.
"Ruhe und Frieden?" Sie seuftst. "Den Traum hab ich aufgegeben. Schau Dich doch um. Sind wir nicht in Grenzbrueck, kommen deren Probleme nach hier. Jetzt lässt dieser depperte Großherzog hier nen Auslieferungsantrag zustellen; ich glaub der Rat lacht sich tot, aber trotzdem... Grendel mit seinem blöden Artefaktdingen, d´Ashencourt oder Schwarzweiß oder wer auch immer, der Grendel vernichten will, und hier zu Hause haben wir genug Probleme.
Irgendwelche Verrückte, die meine - unsere! - Wölfe umbringen, Vögte, die Grenzsteine setzen, Priester werden entführt, Eckländer erklären Kriege im Namen von Condra."
Sarah lässt die Schultern hängen und schüttelt den Kopf. "Frieden..."

[Tobi]

"Wir waren so kurz davor der Königin am Reychstag das Artefakt in die Suppe zu werfen und ihr zu sagen, sie solle sich gefälligst selbst um ihren Scheiß kümmern. Wir habens nicht getan, weil es dadurch nur noch schlimmer geworden wäre und irgendwelche Grenzbruecker Bauern die nichts dafür können drunter gelitten hätten.

Aber wir können nicht alle retten und wenn die Entscheidung gefällt werden muss, dann weiß ich, wo ich stehe.

Weißt du noch in den Oellanden? Wir hatten die Wahl die Artefakte auszuliefern, sonst hätte er die Geiseln getötet. Damit haben wir da Land zur Finsterniss verdammt und viele in den sicheren Tod gehen lassen nur um einige wenige zu retten, aber ich schwöre dir ich würds wieder tun. Für Lix und meine Freunde würde ich viele andere ...

weiß du es mag arrogant klingen und eigennützig, aber wir haben es verdient. Wir haben es verdient eine Familie zu gründen, meine Nichte und meinen Neffen aufwachsen zu sehen und vielleicht eigene Kinder zu bekommen. "

[Ilayda]

"Weißt Du, Florian, wenn alle immer kriegen würden, was sie verdienen, dann wäre diese Welt eine andere...
Gerechtigkeit ist eine Illusion."

Sie scharrt mit den Füßen über den Boden, wie um unter dem wenigen Staub irgendwelche Geheimnisse aufzutun...

"Um wieder zum Thema zurückzukommen...
Ich hab auch keine Lust mehr, den Grenzbrueckern den Arsch zu retten. Es ging mir hier einfach um Lix und Dich. Ich hab ja gesehen, was Grendel mit dem Schnipper gemacht hat. D´Ashencourt meinte, in dem Ring wäre ein Stück Grendel drin, und Du wüsstest dann schon, was zu tun ist. Wenn Du das nicht machen willst, was soll ich mit dem Ring machen? Ihn Grendel geben? Der hat mich jetzt im Visier, das ist schon klar... Dann lässt er uns vielleicht in Ruhe. Und dann kann uns dieses undankbare Pack in Grenzbrueck gestohlen bleiben..."

[Tobi]

Grendel ist ein sehr gefährlicher Feind und wenn der Ring das ist, was D´Ashencourt behauptet, dann wäre er eine gute Waffe im Kampf gegen ihn ... aber das würde uns eben auch zum Ziel machen.
Wenn wir gegen ihn kämpfen, dann brauchen wir den Ring und ohne dich ...

Tja.

Ich weiß auch nicht Sarah. Du musst ihn auf jeden Fall los werden. Ein Magier kann den Ring nutzen, um sich gegen Grendel zu verteidigen. Du kannst das nicht.
Ihn Grendel zu geben halte ich auch nciht für eine gute Idee. Nicht ohne mehr über Grendel zu wissen.

Aber das würde heißen, dass ich ihn nehmen muss, oder? Mir fällt nichts anderes ein.

[Ilayda]

Sarah zuckt mit den Schultern.

"Ich hatte halt gehofft, dass ich Euch damit helfen kann, Euer Problem mit Grendel zu lösen. Ich kann ihn auch in die Akademie bringen. Oder ich reise nach Grenzbrueck in die Akademie und geb ihn zurück." Nun grinst sie. "Das würde d´Ashencourt verwirren, glaube ich. Mit Schleifchen drum als Geschenk zurück..."

[Tobi]

Du hast ja auch recht. Er kann helfen, sehr sogar ... aber eben nur, wenn wir gegen ihn kämpfen.

Danke, dass du ihn hergebracht hast. Wirklich.
Ich denke, ich muss mit Lix drüber reden.

Sag mal, was ist denn eigentlich passiert und wer war dieser Kerl, der sich als mein Freund ausgegeben hat?

[Ilayda]

"Naja, da gab es zwei. Erstens d´Ashencourt, der war aber sehr verwirrt und hat irre gekichert... Er meinte, er sei ziemlich fertig, weil er die Oculi zum Reisen benutzt hat. Nachdem er mir den Ring gegeben hat, ist er ziemlich überstürzt abgehauen. Und dann einen... angeblichen engonischen Händler, der sich dann aber zusammen mit seinen Begleitern als ... Untote oder Vampire oder so was von Grendel herausstellte. Er wollte einen Handel mit mir schließen. Er meinte, Du hättest ein Händel laufen und er könnte Dir helfen. Ich sollte nur dafür sorgen, dass Du ihn kommenden Mond im Goldkrug triffst. Danach sind die so auffällig um mich herumgeschlichen, dass ich misstrauisch geworden bin. Und als sie dann nicht an mich rankamen, um mir den Ring abzunehmen, sind sie ausgetickt und haben uns angegriffen.
Dabei ist dann Fritz gestorben. Fenya hat auch was abbekommen, und Vater Valerian auch, aber ich glaube, sie konnten Grendel abschütten. Und er hat mir zugeflüstert, ich solle ihm den Ring zurückgeben. Es wäre sein Eigentum. Und Valerian und Fenya hat er gesagt, ich hätte ihn von ihm geklaut."

[Tobi]

Das mit dem geklaut stimmt wahrscheinlich ... metaphysisch gesprochen. Es macht einen großen Unterschied, wie ein Objekt den Besitzer wechselt. Wenn D'Ashencourt oder sonstwer den Ring gestohlen hat, dann gehört er, theoretisch, noch Grendel.

Reisen durch die Occuli sind möglich, aber ziemlich gefährlich. Wenn er die Benutzt hat muss es wirklich wichtig gewesen sein. ...
So wie ich es sehe gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder den Ring an D'Ashencourt zurückgeben, oder Lix und ich müssen es mit Grendel aufnehmen. ich seh momentan keine andere Wahl.

[Ilayda]

"Ja, Du hast Recht, Mehr Möglichkeiten gibt es nicht."

Sarah denkt lange nach.

"Was schlägst Du vor? Ich befürchte, dass Grendel Euch nicht in Ruhe lässt, Ihr habt ihm schon gesagt, dass Ihr das Teil nicht mehr habt. Das hat ihn nicht gestört. Andererseits, wenn D´Ashencourt seine Spielchen mit Euch treiben will und seine eigenen Ziele verfolgt? Ich will Euch zu nichts drängen, ich... ach ich weiß auch nicht. Warum muss immer alles so kompliziert sein?"