Bei den Hausleiterwohnungen im dritten Stock

[Magister Töpfer]

Ein milder Herbstmorgen breitet sich über die Akademie aus, langsam erklimmt das goldene Licht die Fassade des roten Bauwerks, als ein ganz und gar unwohliger Schrei durch die Flure des dritten Stocks halt. Es ist die Stimme einer Frau, und es ist ein Schrei des Zorns, kein Ausruf der Angst.
Wenige Augenblicke, nachdem er verklungen ist, tritt Magister Töpfer auch bereits aus der Lehrerwohnung Magister Schnepfenbergers, eine dampfende Tasse Tee noch in der Hand, und bedenkt Berte mit einem strengen Blick. Berte, ihrerseits Teil des putzenden Arms des Akademiegesindes, steht vor der mittigen der drei größeren Türen an der Nordwand des Ganges und scheint regelrecht zu beben; als sie den Magister jedoch bemerkt, ebbt ein Teil ihrer Wut wieder ab.

"Guten Morgen, gute Frau", spricht sie der Magister an, "mir scheint es eine ungewöhnliche Zeit zu sein, das Haus zusammenzuschreien."
"Diese verlotterten Rabauken!", keift Berte und es funkelt in ihren Augen. "Diese Rabauken kennen keinerlei Benehmen mehr!"
"Das höre ich in letzter Zeit öfter, was ist denn geschehen?"
Die Zimmerfrau winkt den Magister mit eifriger Bewegung heran und gibt dann den Blick frei auf das Zimmer, vor dem er sie angetroffen hat. Der Raum ist völlig verwüstet. Der kleine Schrank an der Seite ist aufgerissen, die losen Schrankböden liegen im Raum wild verteilt. Dort leisten sie mehreren Schubladen Gesellschaft, sowie, wie es scheint, einem Berg Federn, der offenbar den gleichermaßen zerfetzten Decken und Kissen entnommen wurde. Ein Bild wurde von der Wand genommen und der Rahmen von der Rückfläche gerissen, der Teppich liegt arglos auf einem Haufen zusammen mit der Schlafunterlage, die halb an dem nun blanken Bett ruht. Magister Töpfer wendet seinen Blick wieder Berte zu, als diese erneut erbost schnauft.
"Wohnt in diesem Zimmer derzeit jemand?", fragt er.
"Nein", erklärt sie Kopfschüttelnd. "Das ist das alte Zimmer des Hausleiters Luft, bevor die Räumlichkeiten in die Türme verlegt worden sind. Noch zur Zeit von Prytanus Goldfels, glaub ich."
"Und dieses Chaos …?"
"Schüler! Enthemmte, verrohte, verkommene und verlotterte, verluderte Schüler!"
Der Magister schaut sie neugierig an, während der Dampf der Teetasse vor seinem Gesicht aufsteigt. "Warum sollten Schüler hier ein Zimmer verwüsten?"
"Was weiß ich was in deren Köpfen vorgeht, oder sonst wo! Und ich muss das jetzt auch noch melden!"
Beruhigend legt der Magister eine Hand auf ihren Arm.
"Ich werde das übernehmen. Schaut nur zu, dass man sich darum kümmert, das Zimmer wieder in Ordnung zu bringen."
Berte nickt und beginnt, sich an die Arbeit zu machen, während sich Magister Töpfer bei Magister Schnepfenberger entschuldigt und loszieht, um Meldung zu machen.

[Poikilotherm]

Justus ist auf seinem morgendlichen Rundgang durch die Gänge, als er den Schrei in der Ferne hört. Er macht sich im Laufschritt auf den Weg zur vermeintlichen Quelle, um dann hinter einer Biegung fast mit Magister Töpfer zusammen zu stoßen.

[Magister Töpfer]

Der Magister schreckt zurück, lächelt aber dabei versonnen, so als würde er sich selbst über seine eigene Schreckhaftigkeit amüsieren. Noch immer hält er seine Teetasse fest, doch wie durch eiin Wunder ist nichts daraus bei der ruckhaften Bewegung über den Rand gestiegen, wenn es auch in dem Gefäß gluckste.
"Oh, Herr Gardist", grüßt er dann, "einen wundervollen guten Morgen."

[Poikilotherm]

Justus nahm Haltung an: "Euch auch einen Guten Morgen. Ich habe einen ungewöhnlichen Schrei gehört, konnte jedoch nicht zweifelsfrei zuordnen, wer, was und wo. Wisst ihr genaueres?"

[Magister Töpfer]

"Das tue ich, das tue ich", nickt er und trinkt einen tiefen Zug des noch immer heiß dampfenden Tees.
"Es gibt ja drei Hausleiterwohnung auf dieser Etage, Flamma, Cryo und Aeris. Nun hat Prytanus Sturmfels es ja von seinem Vorgänger übernommen, dass seine Schlafräume wie die Büros und Vogelschläge in den Türmen des Hauses zu finden sind und die für ihn vorgesehene Wohnung hier in der Etage steht leer, bis auf den Grundbedarf."
Er trinkt erneut.
"Offenbar haben sich Vandalen unter den Schülern über das Zimmer hergemacht, so hat zumindest die Zimmerfrau geschlossen, die das Chaos gefunden hat. Vollständig verwüstet, der Raum, wie es scheint. Tatsächlich war ich gerade auf dem Weg, Garde und Verwaltung zu informieren, sowie den Prytanus."

[Poikilotherm]

"Gut. Zunächst also keine Gefahr im Verzug."

"Bitte fahrt fort mit eurem Vorhaben, den Prytanus und die Verwaltung zu informieren. Ich werde den Ort des Geschehens aufsuchen und versuchen Berte davon abzuhalten, aufzuräumen und potentielle Beweise zu vernichten... Ihr wisst ja, wie sie sein kann... Den Bericht und die weitere Alarmierung der Garde übernehme ich, macht euch darum keinen weiteren Kopf."

[Magister Töpfer]

"Wunderbar, danke. Mit Berte werdet Ihr Euch beeilen müssen, schätze ich, ich gab Ihr Anweisung, aufzuräumen. Unklug, wenn ich es jetzt bedenke."
Er will erneut aus seiner Tasse trinken, die jedoch scheint sich als leer zu erweisen. Verdrießlich blickt der Magister in das Gefäß, dann wieder zu dem Gardisten.
"Ich will Euch dann aber auch gar nicht lange aufhalten, wenn Ihr den Tatort sichern wollt."
Der Magister nickt noch einmal und eilt dann weiter.

[Poikilotherm]

Justus grüßt noch einmal und eilt dann in die Richtung, aus der der Magister gekommen war. Das leere Büro des Prytanus war doch gleich hinten rechts, einmal links, den langen Gang runter.

Im Laufen noch zückt er ein Notizbuch und einen Stift. Als er vor der Tür ankommt, die zu dem verwüsteten Büro führt, notiert er seinen Namen, Ankunftszeit, Tatort und Grund der Alarmierung. Dann schreibt er noch als Stichwort "Informationen Töpfer" auf und sieht sich um.

[Magister Töpfer]

Im Großen und Ganzen bietet sich Justus das gleiche Bild wie es sich schon zuvor Magister Töpfer geboten hat.
Die zerrissenen Laken und Kissen inmitten der verstreuten Daunen, die zerbrochenen Rahmen auf der leicht eingerollten Leinwand, der zerwühlte Teppich, die Schlafunterlage, aus der teils das Stroh ragt und die nur noch halb auf dem Bett liegt. Einige weitere Details fallen ins Auge – eine zerbrochene Vase, deren Scherben das teilweise eingearbeitete Aeris-Motiv zurschaustellen, die Böden der auf dem Boden verteilten Schubladen, die aus ihen Halterungen gezogen sind – und die leicht füllige, leicht graumelierte Zimmerfrau, die gerade etwas verloren mit einem Kehrblech inmitten der Trümmer steht und sich in der Verwüstung umschaut, als suche sie einen Anfang.

[Poikilotherm]

"Guten Morgen Berte! Magister Töpfer alarmierte mich, das hier ein Fall von Vandalismus vorliegt. Kannst du mir beschreiben, was du hier vorgefunden hast? Hast du bereits etwas verändert?"

[Magister Töpfer]

Die Frau zuckt zusammen, fährt herum, doch entspannt sie sich beim Anblick des Gardisten und seinen weiteren Worten sofort wieder sichtlich.
"Gut dass Ihr kommt!", ruft sie. "Gut, sehr gut, dass Ihr kommt. Ja, Vandalismus, Vandalismus sag ich!"
Sie fährt beiläufig mit einem der Füße über den Boden und feine Feder steigen rund um ihre kurzen Beine auf, um dann, wie von der Schwerkraft vergessen, langsam wieder zu Boden zu sinken.
"Ich hab heute morgen meine Runde begonnen", beginnt sie dann. "Ich mach hier die Zimmer, zumindest die, um die ich mich kümmern soll. Und wie ich so zu der Türe hier komme, sehe ich, dass die auf ist. Ich hab mich schon über die Zimmerfrau von gestern geärgert, hat sicher vergessen abzuschließen, denke ich, aber – nee. Das ist was anderes, merke ich. Wie ich so die Türe aufmache bietet sich mir das Bild hier. Und nein, verändert hab ich gar nichts hier, gar nichts. Das war schon alles so. Ein Desaster. Das dauert doch sicher einen ganzen Vormittag, hier wieder Ordnung zu machen. Von den Reparaturen ganz abgesehen. Ich sag Euch", sie tritt einen Schritt auf Justus zu, "dass waren die Scholarii Regulares! Elendes, anstandsloses, ungebührliches, scham- und sittenloses Volk!"

[Poikilotherm]

Unbeeindruckt von der schriller und lauter werdenden Stimme fragt Justus ruhig: "Habt ihr einen Beweis oder ein Indiz für diese Behauptung? Habt ihr vielleicht eine Notiz, ein Bekennerschreiben oder etwas ähnliches entdeckt, das auf die von euch genannte Personengruppe schliessen lässt? Oder habt ihr eventuell jemanden gesehen, der sich unerlaubt hier aufhielt? Soweit ich weiss ist der Zutritt zu diesem Trakt ohne explizite Erlaubnis oder Notfälle den Scholari nicht gestattet."

Er hat weiterhin das Notizbuch und den Stift in der Hand, er hat nur ein paar Worte notiert. Berte blickt er weiterhin freundlich, aber bestimmt an.

[Magister Töpfer]

Die Fragen des Gardisten scheinen der Zimmerfrau den Wind aus den Segeln zu nehmen.
"Eh …", sagt sie zuerst. Dann: "Nun …"
Abschließend: "Nein."
Für einen Moment herrscht eine unangenehme Stille in dem Raum.
"Also … nicht … so wirklich. Also, nein, gesehen hab ich keinen. Und geschrieben hat auch keiner was, soweit ich das sagen kann, nein."
Noch einmal herrscht Stille vor, dann aber hat Berte ihren Faden offenbar wieder aufgenommen: "Aber das ist typisch! Die sind immer so, und werden immer schlimmer! Das ist wie damals, der Schnepfenberger und der Sturmfels … a- … also … der Herr Magister und der Herr Prytanus … denen hätte ich das auch zugetraut! Oh ja, jawohl, ja!"

[Poikilotherm]

Justus blickt Berte kurz etwas schräg von oben an um dann fort zu fahren: "Gut, Danke. Ich würde euch bitten für den Augenblick vom Aufräumen und Saubermachen des Raumes abzusehen, bis die Garde etwaige Spuren gesichert hat. Ich lasse euch Bescheid geben, sobald der Raum frei gegeben ist, in Ordnung?"