Magister Pfauenfeders Zimmer

[Morbus]

Es war spät als Magister Pfauenfeder sein vorläufiges Zimmer in der ACHT aufsperrte, welches man ihm zugewiesen hatte. Er entzündete zwei Kerzen und setzte sich an den fein säuberlich aufgeräumten Schreibtisch. Dann zog er einen Schlüssel aus seiner Tasche hervor, öffnete die unterste Schublade und zog diese auf. Er holte ein kleines Notizbüchlein heraus und begann die erste Seite zu beschreiben.

‚1. Diverse Scolari, Goldkrug, Amüsement, Umtriebe, (Maja Birkenried!); Vorlesung Sonntag, sechste Morgenstunde? Liste!
2. Apfelgerber/Apfelgärber(?), Graf Pfahl/Fahl? Die … Adeptin, diverse andere Titel, Auflage ca. 300, ca. 30 davon in Academie vermutet. Zunächst Bibliothek aufsuchen!
3. Scolarius Laya/Laja (?), Haus Humus (Minor?), bodenständig, simpel, primär konventionell, teilweise geeignet, geringes Potential, ggf. gleichwohl versuchen?‘

Dann lehnte Hippolyt sich zurück und betrachtete die Liste, schüttelte den Kopf und seufzte. Wenn das so weiter ging, würde es eine lange Agenda. Schließlich legte er das Buch zurück an seinen Platz und schloss die Schublade wieder ab, löschte eine Kerze und ging zu Bett. Die Nacht würde ohnehin viel zu kurz werden.

[Lhaya]

Am darauffolgenden Tag nach dem Frühstück klopft es zwei Mal kurz an der Tür des Magisters. Wenn man genau hinhörte klimperte auch etwas ganz leise.

[Morbus]

Es dauerte einige Augenblick, man vernahm etwas Klirrendes, dann etwas Knackendes, so als würde eine Schublade zogeschoben, dann einen Schlüssel, der gedreht wurde. Dann einige Augenblicke später vernahm man das Klacken des Zimmertürenschlosses. Diese wurde aufgezogen und Magister Pfauenfeder blickte durch einen schmalen Spalt hinaus auf den Gang, die Türe mit etwas wie einer Kette gesichert...

[Lhaya]

'Guten Morgen, Magister!' sagt Lhaya fröhlich. 'Ihr sagtet, ich solle euch noch einmal aufsuchen, wenn ich weitere Ideen bezüglich der Fläschchen habe. Und da wollte ich fragen, wann es Euch am gelegensten wäre.'

[Morbus]

Lhaya sah einen kurzen Moment der Verwirrung über das Gesicht des Magisters huschen. Er murmelte etwas, mehr zu sich, denn zu ihr.

"Fläschchen?... Sagte ich das...?", dann straffte er sich und der Überraschung folgte ein strenger, musternder Blick.

"Ah, gewiss! Gewiss. Gut, dass Ihr gekommen seid....", er löste die Kette der Türe und bat Lhaya mit einer schwungvollen Handbewegung herein.

"Kommt herein, für... 'unkonventionelle' Ideen habe ich immer Zeit!"

Lhayas Blick fiel auf ein fast leeres, karg wirkendes Zimmer. Es war übersichtlich. Einige Kisten und Truhen standen verschlossen, sorgsam übereinander gestapelt in dem Raum. Alles wirkte sauber und ordentlich. Nur in der Nähe des Schreibtisches konnte Lhaya etwas Glitzerndes, wie Kristallstaub auf dem Boden ausmachen und es wirkte nass dort.

Magister Pfauenfeder griff zum Schlüsselbund und holte ein kleines Notizbüchlein und einen Federkiel und Tinte hervor.

"Setzt Euch nur. Und dann erzähl, was Euch wohl durch den Sinn gekommen ist."

[Lhaya]

Lhaya folgt dem Magister ins Büro, wartet bis er sich gesetzt hat und setzt sich dann auch. Sie kramt kurz in der Tasche. Es klimpert. Zwei kleine Fläschchen holt sie hervor und stellt diese vor sich auf den Schreibtisch; eine gefüllt mit einer grünen Flüssigkeit, die andere mit einer violetten Flüssigkeit.
"Die hatte ich dabei, als einige von uns als Feldscher mit den Falken nach Engonien gereist sind. Eigentlich hätte es mir gester Abend sofort einfallen müssen."
Dann fügt sie hinzu: "Die grüne lässt Wunden schneller verheilen. Die violette... nun... sie bewirkt das Gegenteil. Die Farbgebungen sind dabei rein zufällig entstanden, muss ich gestehen."

[Morbus]

Der Magister beugt sich vor, seine rechte Augenbraue nach oben ziehend und betrachtet eindringlich die Fläschchen, dann Lhaya, dann wieder die Fläschchen.

"Interessssssant....", gleitet es leise zwischen seinen Zähnen entlang. "Ihr erlaubt, dass ich dies näher betrachte?"

Ohne eine Antwort abzuwarten, hebt Pfauenfeder das grüne Fläschchen empor und betrachtet es. Er murmelt etwas unverständliches, in einer Sprache die Lhaya noch nie gehört hat. Viele harte Laute sind darunter, gleichwohl hat es etwas melodisches.

Plötzlich wendet er sich wieder Lhaya zu. "Sprecht weiter... sprecht weiter? Was meint Ihr, was Ihr... was wir...", ein Lächeln gleitet über seine Züge, wobei schwer zu sagen ist, ob es echt oder gespielt ist, "...hier haben?"

[Lhaya]

Lhaya beobachtet den Magister bei seinem Tun. "Nun, die meisten würden sagen das eine sei eine Art Heiltrank, das andere eine Art Gift. Eigentlich ist beides Quellwasser. Das eine mit Humuspartikeln angereichert; dem anderen wurden die Humuspartikel entzogen." Lhaya lächelt freundlich.

[Morbus]

Der Magister lässt ein Lächeln über sein Gesicht gleiten, doch ist schwer zu sagen, ob dies mehr Interesse oder überspielte Enttäuschung ist.
"Fürwahr interessant. Humus sagt Ihr?"

Er mustert Lhaya. "Sagt, wie steht Ihr zur Forschung? Verschwiegenheit hattet Ihr mir ja bereits zugesichert."

[Lhaya]

Lhaya wirkt etwas überrascht. 'Nun ja... Ich versuche gerade eine spezielle Art Lumbircidae zu züchten, aber ich denke davon redet Ihr nicht. Darf ich, bevor ich antworte, zuerst fragen, wonach Ihr momentan forscht?'

[Morbus]

Einige Falten und ein nachdenkliches Runzeln bilden sich auf Pfauenfeders Stirn. Die Pupillen seiner Augen mustern Lhaya nun noch genauer, wandern über deren Gesicht, scheinen etwas zu ergründen. Plötzlich, fast ruckartig erhebt sich der Magister. Das Runzeln auf der Stirn weicht einem freundlichen, aber bestimmten Blick.

„Nein!“,

sagt er nur trocken, lässt den Moment des Unangenehmen langsam verhallen, fast quälend, als ob er es genieße. Dann fügt er an.

„Dürft Ihr nicht.“,

und geht forschen Schrittes zur Türe, öffnet diese und wartet darauf, dass Lhaya geht. Es wirkt fast wie ein Rauswurf, doch irgendetwas lässt Lhaya kurz zögern. Als sie zu Pfauenfeder schaut, kreuzen sich ihre Blicke. Etwas Verschwörerisches liegt darin, wie ein ‚nicht hier und nicht jetzt, wir werden beobachtet!‘. Dann lächelt der Magister freundlich, aber bestimmt…

[Lhaya]

Erst zuckt Lhaya ein wenig zusammen, erhebt sich dann aber ebenfalls. 'Selbstverständlich, Magister. Verzeiht...' Lächelt freundlich, nickt mit dem Kopf und spaziert hinaus.