In verschiedenen Gängen und Räumen der Akademie

[Sanja]

An einem ihrer freien Nachmittage macht sich Sanja suchend auf ihren Weg durch die Akademie... nachdem sie in vielen Klassenzimmern und in der Bibliothek geschaut hat, verschlägt es sie ins "Tintenfass", wo sie endlich fündig wird, und setzt sich freudestrahlend neben Roderick.

[Andariel]

*"Das Tintenfaß", so benannt nach dem großen Markt im Osten der Stadt ist eigentlich mehr ein muffiger kleiner Keller-Raum voller minderwertiger Labormaterialien. Hier werden die Scolarii an die Kunst der Alchemie oder (seinen wir ehrlich) des besseren teekochens herangeführt. Hier entstehen während der Unterrichtsstunden Tränke und Tinkturen, Salben und Essenzen für den niederen Massengebrauch. Vor allem die Fakultät profitiert von den Ergebnissen der Schüler, auch wenn mehr als die Hälfte wohl als Minderwertig 6 betrachtet werden kann, und vom Rest immer noch ein Drittel schlicht nicht wirkt und der Rest gefährlich ist.
In einer Ecke des von einer der wenigen hermetischen Lichtkugeln der Akademie erhellten Raumes hockt Rhoderik vor einer verdrehten Apparatur, in der es leise vor sich hin brodelt. zu seiner Rechten liegt ein wahrer Berg aus achtlos weggeworfenen Salbenverbänden und ein Eimer, halbvoll mit einer ölig glänzenden Flüssigkeit.
Zu seiner linken steht eine Kiste mit den Ergebnissen von sechs Stunden Arbeit eines Kurses.
Wie schon dutzende Male zuvor greift Rhoderik hinein, nimmt eine kleine mit Siegellack verschlossene Flasche und bricht den Korken auf. Der Lack landet in einer kleinen Schale und wenige Tropfen der Blauen Tinktur in einem Glaskolben an der Apparatur. Wenig später fällt ein Tropfen in eine weitere Schale und Rhoderik untersucht sie gespannt. Es dauert nur Sekunden bevor die Flüssigkeit von alleine beginnt zu sieden und schnell verschwunden ist. mit einem Gesicht wie eine Woche Regenwetter kippt er den Rest des Fläschens in den Eimer. Als Sanja in die Tür tritt kann sie eine weitere Schachtel vor ihm stehen sehen, gefüllt mit vier Fläschen und vielleicht zehn Salbenwickeln. Daneben einen Haufen Siegellackspäne.

Sie will durch die Tür treten um sich zu setzen, doch plötzlich hält sie etwas auf, als wäre sie in eine Mauer aus Gelee gerannt und eine winzige Rune leuchtet über dem Durchgang auf.
Rhoderik reißt den Kopf hoch und starrt sie an, eine Hand an seinem Gürtel. Dann entspannen sich seine Züge und ein unanständiges Grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus*

"Hallo, meine Süße. Hat der Prytanus dir noch nicht beigebracht wie man die Flöte richtig spielt?"

*Mit diesen Worten zieht er eine kleine Blechflöte aus seinem Wams und kommt sie spielend zur Tür. Das Lied klingt seltsam, und Sanja scheint es fast, als ob noch ein zweites Lied, beinahe ungehört sein Spiel begleiten würde. Plötzlich erlischt die rune auf dem Türsturz und Rhoderik tritt hindurch.*

" Also, was gibt´s? Ich muß den dreimal verdammten müll hier noch fertig machen und will gleich noch in den Haller. Will der da oben was oder hattest du Sehnsucht nach mir?"

*fragt er mit jetzt noch breiterem Grinsen.*

[Sanja]

Sanja schaut erst erstaunt, dass sie nicht durch die Tür treten kann, dann leicht entrüstet, als sie hört, dass sie auf des Prytanus' Flöte spielen soll, dann erleichtert, dann wieder verwirrt... das Mienenspiel endet in einem breiten Grinsen, als sie Rhoderik gegenüber tritt.

Mit ein paar schnellen Gesten versucht sie, dem jungen Mann vor ihr sowohl klarzumachen, dass sie ihn nicht von der Arbeit abhalten will, sie selbst zu ihm kommen wollte, eine Anfrage hat, ein paar Gerüchte bestätigt bekommen möchte, und sicherlich noch 5 oder 6 andere Sachen, die einfach in der Nervosität und Geschwindigkeit der Zofe untergehen.

Als sie seinen fragenden Blick bemerkt, beruhigt sie sich langsam, rückt ihren Rock zurecht, zieht dann einen Kohlestift und einen Fetzen Papier hervor, und schreibt folgende Zeilen:

"Ich habe ein paar Dinge mit Dir zu besprechen. Aber das hat Zeit. Komm mich doch einfach abholen, wenn Du hier fertig bist, ich bin im Garten."

Schnell drückt sie Rhoderik den Zettel in die Hand, bevor ihr Mut sie verlässt, knickst kurz und rennt wieder raus.