Seite drucken - Auf dem Markt

Kaja und Talvi standen erschöpft vor dem alten Fachwerkhaus am Rand des Marktplatzes in Tharemis. Die lange Seereise hatte ihre Spuren hinterlassen, doch die Heimatstadt strahlte eine vertraute Wärme aus, die ihre Müdigkeit vergessen ließ.

Kajas Augen glitten über die vertrauten Mauern, die Fenster mit den blauen Holzläden und dem leicht verwitterten Dach. Er fühlte die Erinnerungen, die in den Mauern wohnten, und spürte die Aufregung, die ihm die Rückkehr bereitete.

Gemeinsam betraten sie das Haus, das vertraute Knarren des Dielenbodens begleitete sie. Alles schien genau so zu sein, wie Kaja es in Erinnerung hatte. Die Bilder an den Wänden, der alte Kamin, der schon so viele Winter gewärmt hatte.

Sie erkundeten Zimmer für Zimmer, tauchten ein in die Vergangenheit. Die Zeit verging wie im Flug, bis sie schließlich in der Wohnstube standen. Kaja ließ seinen Blick aus dem Fenster und über den Marktplatz gleiten. Tharemis hatte ihn wieder, und es fühlte sich seltsam an.

Kaja legte seine Hand sanft auf Talvis Arm: "Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was uns hier erwartet. Alles ist so vertraut, aber ich befürchte, dass es nicht mehr die Heimat ist, die ich verlassen habe. An diesem Ort liegen viele Erinnerungen. Gute, schlechte. Ich hoffe das wir hier einen neuen Weg beginnen können."

Neugierig, aber auch vollkommen erschöpft, erkundet sie mit Kaja das Haus, was sie im besten Fall irgendwann ihr Zuhause nennen kann. Ihr Blick fährt immer wieder über Kajas Gesicht, als würde sie lesen wollen, welche Erinnerungen ihn einholen, während sie Raum für Raum erkunden. Immer wieder streckt sie die Hand aus, um die Wände, Türen und Möbel zu berühren- ein Gefühl für die Materialien, die Wärme und die Beschaffenheit zu bekommen. Während Kaja mit ihr redet, holt sie aus dem Beutel, den sie mit sich führt und in dem eine Handvoll Sachen sind, einen zerbrochenen Teller heraus. Den Teller, den Kaja vor gefühlt ewigen Zeiten aus ihrem alten Haus geborgen und ihr geschickt hatte. Behutsam legt sie diesen auf den Tisch und lächelt Kaja müde an.

„Wusstest du bislang jemals was dich erwartet? Über die letzten Monde ist so viel geschehen, dass ich manchmal nicht weiß, wie viel Ereignisse noch in ein Leben passen…“

Sie blinzelt und fährt sich durch das unter dem Kopftuch hervorschauende, zerzauste Haar.

„Machen wir ein gemeinsames Zuhause daraus.“ sie greift nach seiner Hand und verschränkt ihre Finger mit seinen.
„Ich habe die Fenster gezählt. Es sind wirklich neun.“ Dabei lacht sie leise.

Kaja lächelte Talvi warm an, berührt von ihrer liebevollen Geste mit dem zerbrochenen Teller. Seine Augen glänzten sanft.

"Nein, Talvi. Ich wusste nie, was als Nächstes kommt. Das Leben ist voller unbekannter Wege, und manchmal sehne ich mich danach, den nächsten zu kennen. Früher war das Unbekannte wie das pure Leben in meinen Adern, doch heute bereitet es mir Angst."

Er drückte sanft ihre Hand und fuhr fort, "Ein gemeinsames Zuhause klingt wunderbar. Ja, die Fenster. Es wird Zeit, dass wir sie wieder zum Strahlen bringen."

Gemeinsam machten sie sich daran, die Fenster zu putzen, die Sonne brach sich im klaren Glas, und ein Gefühl von Frische und Klarheit erfüllte den Raum. Es war der Beginn von etwas Neuem, etwas Unbekanntem."

"Geteilte Angst ist halbe Angst. Es gibt nicht mehr so viel vor dem es sich zu fürchten lohnt und was du noch nicht gesehen hast", sagt sie zu ihm ehe sie mit dem Putzen der Fenster beginnt. Später scheint die Nachmittagssonne durch die nun wieder vor Sauberkeit glänzenden Fenster und Talvi stemmt die Hände in die Hüfte um das Ergebnis zu begutachten. Im Sonnenlicht tanzen Staubpartikel durch den Raum und ein Sonnenstrahl scheint beinahe zielstrebig den zerbrochenen Teller zu finden und zu erleuchten. Sie legt den Kopf leicht schief und schaut sich die Szene an, ehe die ganze Anstrengung der letzten Monate, der Schrecken, die Unmengen unschuldig vergossenen Blutes und die Angst sich ihren Weg sucht. Sie stolpert leicht vorwärts um sich auf einen Stuhl fallen zu lassen, ehe sie das Gesicht in ihren Händen verbirgt und leise zu schluchzen beginnt. Im besten Fall ist Kaja grade in einem anderen Raum und kriegt den Moment der Schwäche nicht mit. Tränen laufen über ihre Wange und tropfen auf das warme Holz des Esszimmertisches während die Emotionen Talvi für ein paar Minuten fest im Griff haben.

Einen langen Augenblick blieb Kaja im Türrahmen stehen und betrachtete Talvi. Dann trat er behutsam näher, legte zurückhalten seine Hand auf ihre Schulter und flüsterte leise: "Du bist nicht allein, Talvi. Nicht gestern, nicht heute, nicht morgen. Ich bin hier bei dir. Die Schwestern sind bei dir. Ich wünschte, ich könnte dir deine Angst und den Schmerz nehmen, aber es sind gerade diese Gefühle, die uns zeigen, wie stark wir wirklich sind. Sie lassen unsere Seelen wachsen und uns unbekannte Stärke finden."
Kaja ließ Talvi Raum, um zu weinen, und hielt sie fest, um ihr Trost zu spenden. Die Sonnenstrahlen, die durch die Fenster schienen, zogen sich langsam zurück und boten der abendlichen Dämmerung Raum. Kaja stand auf und entzündete einige Kerzen. Dann verschwand er aus dem Zimmer und kehrte, einen Handspiegel behutsam in der Hand haltend, wieder zurück. Er setzte sich neben Talvi und sie sah, dass der Spiegel staubig und trüb war. Kaja betrachtete den Spiegel einen Moment lang, bevor er leise sprach: "Ein Spiegel ist wie unser innerstes. Wenn wir uns selber betrachten, können wir uns darin erkennen und verstehen. Wir können in uns eintauchen, unsere innersten Wünsche, Ängste und Träume sehen. Wir können erkennen, dass unsere Seelen manchmal trüb sind, aber auch, dass sie die Fähigkeit haben zu strahlen, genauso wie die Sterne am Himmel. Und genauso wie wir den Spiegel polieren, um ein klares Bild zu erhalten, können wir auch unsere Seelen pflegen und nähren, um ihre wahre Pracht zum Vorschein zu bringen. Es ist ein Prozess des Wandels und des Wachstums, der uns lehrt, tiefer in uns selbst einzutauchen und die Freiheit in unserer eigenen Existenz zu entdecken."

Kurz erstarrt Talvi als sie Kajas Hände spürt und seine Stimme hört - eigentlich wollte sie nicht, dass ihr Verlobter diesen Moment der Schwäche so direkt mitbekommt. Aber jetzt ist es sowieso zu spät und stoppen kann sie es zum jetzigen Zeitpunkt sowieso nicht mehr. Also lässt sie sich in seine tröstende Aura fallen, spürt die Wärme seiner Berührung und den Trost in seinen Worten bis sie sich wieder soweit beruhigt hat.

Sie sieht ihm dabei zu wie er die Kerzen entzündet, das Zimmer verlässt und mit dem Spiegel wiederkehrt. Auch seinen Worten hört sie zu, ihr Blick aus den geröteten Augen ist dabei auf ihn gerichtet.

Als er geendet hat, zieht sie das Kopftuch aus und öffnet langsam die darunter geflochtenen Haare, fährt mit den Händen durch sie um sie aufzulockern und scheint diese Sekunden zu nutzen, um über seine Worte nachzudenken.

"ich glaube ich verstehe dich, auch wenn man jetzt deutlich merkt, dass du mehr Bildung genossen hast. Meine Großmutter hat immer eine Art Tagebuch geführt und es ähnlich begründet wie du. Natürlich mit ganz anderen Worten und sicherlich weniger poetisch. Sie hat gesagt mir immer gesagt, dass ich mich kennen und lieben muss um eine andere Person lieben zu können... Geht dies in die Richtung, die du meinst?"

Kaja betrachtet Talvi, während sie über seine Worte nachdenkt. Abermals hat er den Eindruck, dass die wachsende Verbindung zwischen ihnen mehr sein kann, und er sich seit langer Zeit wieder verstanden fühlt.
Als sie schließlich ihre Gedanken teilt, nickt er zustimmend. "Ja, sich selbst zu kennen, ist ein Schlüssel, um anderen begegnen zu können. Und auch, um sie zu lieben."
Er lächelt sanft, doch dann wird sein Blick ernst. "Bildung allein ist nichts wert. Sie mag den Verstand formen, aber das Leben - die Erfahrungen, die Freude und auch der Schmerz - das sind die wahren Lehrmeister. Ich habe viel gesehen, viel gelernt, aber ich fühle oft, als wüsste ich trotzdem nichts."
In diesem Moment lässt er den Spiegel, den er gerade noch betrachtet hat, abrupt fallen. Das Klirren des zerbrechenden Glases zerschneidet die Stille. Kaja erschrickt selbst kurz, und seine Augen weiten sich vor Überraschung.
Er blickt auf den zersplitterten Spiegel zu seinen Füßen und dann zurück zu Talvi. Sein Blick ist ratlos.
"Menschen sterben, Dinge gehen kaputt," sagt er schließlich leise, fast flüsternd. "Es ist ein Teil des Lebens, ein unausweichlicher Kreislauf.“

Wieder lässt sie sich Zeit mit einer Antwort auf seine Worte, wird aber aus den Gedanken gerissen als Kaja den Spiegel fallen lässt. Ihr Blick wandert zum Spiegel und zurück zu Kajas Gesicht, dass ihr mittlerweile deutlich vertrauter geworden ist. Sie erhebt sich vom Stuhl und macht einen Schritt auf ihn zu. Die Scherben knirschen unter ihren Schuhen als sie eine Hand an seine Wange legt. Ihre grünen Augen scheinen in seinen nach einer Antwort zu suchen bevor sie die Frage stellt

"Denkst du dabei an Jemand bestimmten? jemanden der eine besonders tiefe Narbe hinterlassen hat?" Damit er sich nicht bedrängt fühlt, nimmt sie die Hand wieder weg, berührt aber mit ihren Lippen flüchtig die seinen ehe sie einen Schritt zurücktritt. Sie geht in die Knie und beginnt die Scherben des Spiegels in ihrem Rockschoß einzusammeln.

Als sie sich an einer der Scherben schneidet, schaut sie auf den Schnitt und lässt dann das Blut auf den Rahmen des Spiegels tropfen. "Menschen sterben, Dinge gehen kaputt" , wiederholt sie seine Worte. "Aber das Gute am Leben ist, dass Wunden heilen und Dinge repariert werden können. Nicht jede Wunde und nicht jedes Ding aber doch einiges. Es erfordert Kraft, Hingabe, Durchhaltevermögen und vor allen Dingen Hoffnung. Ohne Hoffnung macht der nächste Schritt keinen Sinn. Also sag mir Kaja: Wie viel Hoffnung steckt in dir?"

Mti diesen Worten reicht sie ihm den Rahmen des Spiegels mit ihrem Blut drauf nach oben und sammelt weiter die Scherben auf.

Erschöpft blickt Kaja auf die Wand über dem Kamin. Als Talvi seinen Blick verfolgt, bemerkt sie einige Stellen, die weniger vom Ruß geschwärzt sind. Es sieht aus, als hätte dort etwas gehangen und die Mauer vor dem Rauch geschützt. "Es gibt so viele Geschichten. So viele Wunden, die Narben hinterlassen haben. Offene und tief verborgene... Schon in den wenigen Wochen, die uns vergönnt waren, habe ich eine tiefe Verbundenheit und ein großes Verständnis gespürt. Doch ich kann meine Last nicht auf deine Schultern legen. Du verdienst eine unbeschwerte Zukunft." Mit diesen Worten sieht Kaja wieder zu Talvi.

Nach einer kurzen Pause fährt er fort. "Erinnerst du dich an das, was ich dir über Hoffnung geschrieben habe? Es gab eine Zeit, da war großer Glaube in mir. Und damit auch Hoffnung. Jetzt ist da nur noch... ich weiß nicht, was es ist."

Kaja nimmt den Rest des Spiegels und wiegt ihn in seiner Hand. "Dass wir dem Eiszapfen nicht gefallen..."

Talvi schüttelt leicht den Kopf bei seinen Worten und erhebt sich mit zusammengehaltenen Rockschoß, damit die Scherben nicht rausfallen. „ich verdiene keine unbeschwerte Zukunft. Was ich verdiene ist auch egal. Aber ich kann dir sagen was ich möchte. Ich möchte, dass du mit mir reden kannst, wann immer du Worte aussprechen möchtest. Dass du mit mir deine Gedanken teilst - vielleicht nicht alle aber viele. Dass deine Ängste auch meine sind und wir ihnen gemeinsam entgegen treten können.“ Ein melancholischer Ausdruck legt sich auf ihr Gesicht. Ihr Finger blutet noch immer leicht und beschmutzt ihren Rock, der aber schon mehr Blut gesehen hat, als sie zu zählen vermag.

„Wir sind beide nicht mehr jung und unbeschwert. Wir haben eine Vergangenheit und in dieser Vergangenheit gab es Liebe, Verlust, Freude, Schmerz, Verbitterung und Trauer. Und es gab die erste Liebe. Vielleicht auch die zweite…“ sie stoppt kurz und ein trauriges Lächeln umspielt ihre Lippen.

„ und noch etwas möchte ich. Und dafür bin ich bereit zu kämpfen. Du bist nicht meine erste Liebe, Kaja, aber es wäre mein Wunsch, dass du meine Letzte bist. Verstecke nichts vor mir, lass mich Teil deines Lebens sein. Dazu gehören die Schattenseiten genauso. Das sagt schon dein Zuname.“

Sie nickt ihm leicht zu und wieder scheint sie sich von ihm zu entfernen, damit sie ihn nicht bedrängt. Ihre
Schritte führen sie weg von ihm und in die Küche um sich der aufgesammelten Scherben zu entledigen.

Kaja steht vor dem prasselnden Kaminfeuer, in seiner Hand ein gerahmtes Gemälde, das im flackernden Licht tanzt. Die Flammen umspielen die Ränder, als wollten sie die Erinnerung darin verschlingen. Sein Blick ist fest auf das Bild gerichtet, als ob er darin eine besondere Bedeutung sieht.

Talvi betritt das Wohnzimmer und erstarrt. Ihr Atem stockt, als sie den Anblick des brennenden Bildes sieht. Ihr Blick wandert durch den Raum. An der Wand entdeckt sie ein neues Bild. Darauf ist Kaja zu sehen, umgeben von drei weiteren Personen - ein Mann und zwei Frauen, alle in ähnlichem Alter. Es wirkte wie ein Familiengemälde, eine Idylle vergangener Zeiten.

Langsam drehe sich Kaja zu Talvi um. Ein sanftes Lächeln liegt auf seinen Lippen, ein Lächeln voller Melancholie und doch auch Zufriedenheit. "Eine letzte Liebe noch", hauchte er.

Talvi tritt näher an Kaja heran, die Wärme des Feuers auf ihrer Haut spürend. Ein fragender Blick liegt auf ihrem Gesicht.

Kaja senkt den Blick auf das brennende Bild. "Du hast recht. Es ist Zeit, loszulassen, Talvi. Ich muss Raum für die Zukunft schaffen."

Die Worte hallen in der Stille wider, während das Bild langsam zu Asche zerfällt.

Gemeinsam betrachten sie das Gemälde an der Wand. Die Menschen darauf strahlen eine tiefe Verbundenheit aus, eine Liebe, die die Zeit überdauert. Es ist klar, dass sie einst eine bedeutsame Rolle im Leben von Kaja gespielt haben.

Wieder lächelt Kaja Talvi an, dieses Mal mit einer Spur von Dankbarkeit.

Das brennende Bild schockiert Talvi beinahe etwas und ihr erster Impuls verleitet sie, das Bild aus dem Feuer zu ziehen um es vor den Flammen zu retten. Blöd nur, dass das Feuer heiß ist, weshalb sie ihre Hand mit einem leisen Schmerzzischen zurückzieht.

„Kaja, ich meine damit nicht, dass du deine Vergangenheit und Erinnerungen zerstören sollst. Das würde ich nie verlangen und erst recht nicht wollen.“

Sie bewegt ihre Hand leicht, sodass der Luftzug die angesengte Haut kühlen kann.
Ihr Blick allerdings liegt auf dem Bild, was sie nicht retten konnte.

„Sie war hübsch… möchtest du mir von ihr erzählen?“

Talvi starrt weiter auf die heiße Asche.

"Das ist mehr ein Ende, das ich schon viel früher bewusst hätte suchen müssen. Nicht ich habe die Zerstörung gebracht, sondern sie." Seine Worte sind leise und von Bedauern durchdrungen.

Talvi spürt den Schmerz in seiner Stimme und wendet ihren Blick von den Flammen ab, um Kaja anzusehen. Seine Augen sind von Trauer erfüllt, und sie kann die Schwere seiner Last förmlich spüren. Kaja seufzt und senkt den Kopf.

"Sie war jemand, von der ich dachte, sie könne eine große Veränderung zum Guten bringen. So jedenfalls habe ich es in einem Traum vor vielen, vielen Jahren gesehen. Und seither immer wieder. Ich dachte, ich könnte ihr helfen, diesen Weg zu gehen. Doch ich habe versagt, Talvi. Ich habe es nicht vermocht, sie zu leiten, und sie wurde von den Flammen der Enttäuschung verzehrt."

Kaja blickt wieder auf das verbrannte Bild und spricht weiter. Die Worte kommen zögerlich, als ob er die Erinnerungen erst wieder sammeln muss.

"Als ihre Enttäuschung und ihr Schmerz zu groß für sie wurden, nahm sie mir den Teil, der voller Zuversicht in die Zukunft blickte. Ach...". Kaja macht ein kurze Pause und lächelt kurz. "Ach, Talvi. Ich wollte mit Freude hier einkehren und unser leben genießen. Und jetzt? Jetzt liegt mehr Last in diesen Mauern als zuvor."

Sie hört ihm ruhig zu und wird so vom Schmerz in ihrer Hand gut abgelenkt. Sie scheint gedanklich einer Erinnerung zu folgen ehe sie spricht.

„Am Feuer in Woronin… du hast von einer Freundin erzählt, die du nicht retten konntest und das dies zu den Dingen gehört, die du bereust. Ist das diese Frau?“

Sie schluckt, weil sein Schmerz so greifbar ist, dass sie ihn beinahe körperlich spüren kann. Ihr eigener Schmerz schien dagegen viel geringer zu sein aber Kaja wirkte in diesem Moment einzig wie ein gebrochener Mann. Kurz kommen Zweifel in ihr auf. War das der Grund warum er sich so schnell zu einem Antrag hatte verleiten lassen? Weil ihn sowieso nichts mehr verletzen konnte und die Zukunft für ihn unwichtig war? Ihr Blick gleitet in die Ferne und die hängt diesem Gedanken etwas nach, der ihr ebenso viel Angst macht, wie der Bürgerkrieg aus dem sie geflohen ist. Ihre Stimme versagt als sie noch etwas hinzufügen möchte und stattdessen schweigt sie.

Die Stille zwischen den beiden wird länger und länger. Beide sind in ihren Gedanken vertieft. Irgendwann richtet Kaja seine Augen auf Talvi, voller Unsicherheit. Er spürt, dass etwas in ihr vorgeht.
Schließlich atmet Talvi tief durch und wendet ihren Blick wieder Kaja zu. Ihre Hände fassen einander, als ob sie sich festhalten möchten, um nicht in die Dunkelheit ihrer Gedanken abzurutschen.
"Talvi, ich... es tut mir leid. Ich war in meinen Gedanken gefangen", sagt er leise, die Stimme zittrig. "Ich frage mich nur... ob du... ob wir..." Seine Worte stocken erneut.
"Das ist alles schwer zu verarbeiten. Die Vergangenheit lässt sich nicht ändern, zumindest für keinen akzeptablen Preise. Es war nicht richtig von mir, Dich hierher zu bringen, ohne Dir vorher so vieles zu erzählen. Ich… ich dachte es würde einfacher. Mein ganzen Leben ist von Geheimnissen geprägt. Etwas von mir preiszugeben, die Schattenseiten, kostet mich viel… Wir beide haben nach den Erlebnissen Ruhe und Unbeschwertheit verdient. Das wird mir mehr und mehr klar. Wenn Du möchtest, dann bringe ich Dich zum Nachtwall, zu Dora." Wieder macht Kaja eine Pause, doch bevor Talvi antworten kann, spricht er weiter.
"Oder wir gehen wirklich einen neuen Weg zusammen, mit all dem Ballast, der noch auf uns liegt... und ohne Schweigen"

Ihre eine Hand sieht dank Schnitt und Verbrennung recht lädiert aus, dennoch legt sie diese in seine Hand als er zu sprechen beginnt. Sie versucht seinen Blick zu fangen und darin zu lesen ob seine Worte mit dem überein stimmen, was er fühlt. Ihre Worte wählt sie mit Bedacht als er mit seinen geendet hat.

"Dora ist eine wundervolle Frau und jemand, dem ich sehr dankbar bin. Sie hat mir eine Chance geboten und damit Hoffnung gesäht in einem sehr dunklen Kapitel meines Lebens."

Sie streicht mit dem Daumen sanft über Kajas Handrücken während sie etwas leiser weiterspricht.

"Aber ich bin nicht wegen ihr hier. Ich bin wegen DIR hier, Kaja. Die letzten Monate habe ich durchgehalten weil ich an dich gedacht habe und die Zukunft, die wir miteinander haben könnten. Jetzt wird es Zeit daran zu arbeiten, dass diese Hoffnung nicht stirbt. Und... wir haben Zeit."

Sie zögert kurz ehe sie noch ergänzt.

"ich habe nur fürchterliche Angst verletzt zu werden. Ich weiss nicht wie viel ich noch aushalten kann...."

Talvis Worte hallen noch einen Moment durch den Raum, bevor wieder Stille herrscht. Erst jetzt scheint Kaja die verletzte Hand zu bemerken, die er vorsichtig betrachtet.
"Niemand von uns kann versprechen, dass wir nicht verletzt werden. Das Leben ist unvorhersehbar, und es wird viele Augenblicke geben, in denen wir einander tragen müssen... Ich weiß auch nicht, ob ich noch stark genug dafür bin. Aber ich möchte es gerne versuchen. Meinst Du, dass das reichen kann?"

Er senkt den Blick einen Moment, bevor er wieder aufsieht, seine Augen wirken nun entschlossener. "Zusammen können wir in dieser Welt bestehen... oder wir lassen sie in Flammen aufgehen..."

Hastig steht Kaja auf und geht zielstrebig auf eine Kommode zu. Nach kurzem Suchen kramt er eine mit Wachs versiegelte Phiole heraus.
"Habe ich Dir eigentlich schon vom Tintenfass erzählt?" Mit diesen Worten bricht er das Siegel und schlagartig liegt ein schwefeliger Geruch in der Luft. Kaja greift vorsichtig Talvis verletzte Hand und hält die Phiole darüber. "Es brennt... im wahrsten Sinne des Wortes. Aber danach ist die Hand wie neu."

"Ich erwarte kein Versprechen, dass ich nicht verletzt werde. Das kannst du gar nicht versprechen." Sanft lächelt Talvi Kaja an und streicht sich mit der freien Hand eine Strähne des Haares aus dem Gesicht.

"Die Welt wird sich weiterdrehen, ob mit uns oder ohne uns. Allerdings haben wir die Chance darauf, sie positiv zu verändern und das möchte ich gern an deiner Seite versuchen."

Ein Lachen legt sich über ihre Züge als er sagt, dass sie beide die Welt in Flammen aufgehen lassen können. "Wir lassen die Welt nicht in Flammen aufgehen...wir sind das Feuer"

Sie will ihn umarmen, aber er ist schneller als er die Phiole holt. Nach seinen Worten nickt sie nur und hält die Hand still.

"Nun denn, eine einzelne Flamme kann dem Feuer wohl nichts anhaben"

Kaja lächelt Talvi an und wiederholt ihre Worte, "Wir sind das Feuer."

Langsam kippt er die kleine Phiole. Mit ruhiger Hand tropft er einen einzelnen bernsteinfarbenen Tropfen auf ihre verletzte Hand. Sofort züngeln kleine Flammen über ihre Haut, und ein stechender Schmerz durchzuckt Talvis Arm. Sie presst die Lippen zusammen und beißt die Zähne aufeinander, fest entschlossen, die Verletzung hinter sich zu lassen.

Wieder spricht Kaja die Worte, "Wir sind das Feuer." Talvi spürt, wie die Hitze der Flammen die Wunde umschließen, der Schmerz sich intensiviert und dann allmählich abklingt. Die Flammen erlöschen und zurück bleibt makellose Haut. Talvi starrt fasziniert auf ihre Hand, die nun völlig geheilt ist.

Sie wendet ihren Blick von ihrer Hand ab und schaute in Kajas Augen. "Danke", flüstert sie, ihre Stimme erfüllt von Emotionen.

Wieder greift Kaja ihre Hand. "Lass uns die Welt verändern... zusammen. Was hälst du davon, wenn wir uns einen neuen gemeinsamen Namen wählen? Als Symbol und Erinnerung."

Ein Lächeln breitet sich immer mehr über ihr Gesicht aus, bis es sich in ein Strahlen verwandelt hat. Ehe sich Kaja versieht fällt sie in seine Arme und umarmt ihn - stürmisch aber zugleich auch liebevoll.

"Beginnen wir mit einer kleinen Veränderung. Lass uns etwas kaufen. Ich habe ... warte kurz." Sie lässt ihn los und flitzt zu ihrer Tasche, holt dort einen kleinen Lederbeutel heraus und schüttet den Inhalt auf den Tisch. Dann zählt sie die Kupfermünzen durch, die sie verdient hat und kommt mit allen in der Hand wieder zu Kaja zurück.

"Es sind 12 Kupfermünzen. Lass uns davon etwas kaufen und gemeinsam aussuchen. Als erstes Symbol, dass wir zuerst dieses Haus zu unserem gemeinsamen Zuhause machen bevor wir die Welt verändern. Hast du Lust dazu?"

Sie hält das Kupfer beinahe ehrfürchtig in der Hand, als wäre dies jetzt der erste Schritt in die absolut richtige Richtung.

"du meinst einen neuen Nachnamen? Geht dass denn so einfach?" Sie wirkt verblüfft weil ihr das nicht so geläufig ist.

Ein langen Moment möchte Kaja Talvi gar nicht loslassen. Dann nickt er sie freudig an. Wieder geht er zur Kommode, um dieses Mal eine kleine Holzkiste heraus zu holen. Er wühlt kurz darin und nimmt ebenfalls 12 Kupfermünzen in seine Hand.
"An was hast du gedacht?... Warum sollten wir uns keinen neuen Namen geben können? Bürgerbriefe gibt es in Condra schon länger nicht mehr. Und zur Not kenne ich eine nette Vögtin... Was hälst du von Phönixflug?"

Sie schaut ihm hinterher und schmunzelt als er ebenfalls mit derselben Anzahl an Kupfermünzen wieder zu ihr zurückkehrt.

"Ich habe noch an absolut gar nichts gedacht. Es ging nur darum, dass wir etwas gemeinsam kaufen. Aber du hast recht. Ich sollte erstmal schauen was alles da ist, bevor ich Dinge einkaufen möchte."

Talvi geht in Richtung eines Schrankes, bleibt aber nach 2 Schritten stehen und dreht sich um zu Kaja.

"Ist es in Ordnung wenn ich in die Schränke schaue?" Ganz offensichtlich fühlt sie sich bei dem Gedanken nicht so ganz wohl oder ist zumindest unsicher ob dies für Kaja in Ordnung ist. Immerhin ist das sein Haus mit seinen Erinnerungen und seinen Sachen. Noch ist davon - abgesehen von dem zerbrochenen Teller auf dem Tisch - nichts ihres und sie möchte keine Grenze überschreiten, wo Kaja sich doch gerade erst zu öffnen beginnt.

Ihr Kopf legt sich leicht schief und sie tippt mit dem Zeigefinger gegen ihr Kinn.

"Phönixflug? ich hätte jetzt etwas mit Feuer gewählt. Immerhin sind wir das Feuer, nicht wahr?"

Kaja breitet die Arme aus. "Das alles ist unser. Bei manchen Sachen solltest du nur vorsichtig sein. Zumindest wenn ein Siegel drauf ist... Und bei den Sachen auf dem Dachboden könnte auch noch das ein oder andere verfluchte Stück dabei sein... Der Markt hat leider schon geschlossen, aber es gibt noch genug Geschäfte in denen wir etwas schönes finden können. Lass uns einfach los. Hauptsache wir finden etwas, dass uns beiden gefällt. Egal ob es schon hundertfach hier rumliegt."
Rasch bringt Kaja ihre Mäntel aus dem Flur und hält Talvi den ihren hin.
"Ich bin für alle Vorschläge offen. Aber das ein Phönix dir nicht genug Feuer hat, das musst du mir erklären."

Talvi wird etwas blass während er spricht.

"Moment... Sagtest du grade, du hast verfluchte Sachen auf dem Dachboden? Also Dinge, die verhext sind? Die dir Schaden zufügen wenn du sie berührst? Warum?"

Dann fängt sie an zu lachen und schüttelt den Kopf, sodass ihr blondes Haar sich komplett selbstständig macht.

"Ja, ich muss noch eine Menge über dich lernen", sagt sie noch immer lachend.

Sie steckt ihr Kupfer in ihre Rocktasche um dann in den angebotenen Mantel zu schlüpfen.

"Nun, dann zeig mir mal, was für Geschäfte es in Tharemis gibt. Möglichst welche, wo man Dinge ohne Flüche erwerben kann."

Sie öffnet die Haustüre und tritt auf die Straße, wo sie sich umschaut und auf eine Führung durch Kaja wartet. "Ein Phönix ist ... nunja er passt nicht so richtig. Es ist ein majestätischer und mystischer Vogel, der in den Geschichten immer dann involviert ist, wenn etwas schlimmes passiert. Bei uns wird das Feuer auch Eldur genannt. Vielleicht kann man damit etwas machen ?"

Kaja blickt sich kurz um und überlegt in welche Richtung er starten möchte. Dann wendet er sich nach links in Richtung Hauptplatz. "Schaden im Sinne von Schmerzen und Wunden ist ja noch gut handhabbar. Schlimmer sind da schon die langwierigen Sachen die deine Zukunft beeinflussen, dich verwandeln oder deine Sippe in den Abgrund ziehen." Kaja lacht. "Sag den Händlern am besten nichts von Flüchen oder fluchfreien Sachen. Sonst wird es direkt viel teurer."
Kaja hakt sich bei Talvi ein und führt sie durch die beleuchteten Gassen.
"Der Phönix ist vor allem ein Symbol für Wiedergeburt und Neuanfang, wie er aus seiner eigenen Asche neu entsteht.
Eldur klingt für mich ungewohnt und fremd. Vielleicht genau das richtige."

Sie legt ihre Hand auf seinen Arm und schlendert mit ihm durch die Gassen, die ihr neues Zuhause sein werden. Interessiert schaut sie auf die Fassaden, blickt den Menschen, die ihnen begegnen ins Gesicht und nimmt die Gerüche der der Stadt wahr.

"Ich werde nichts von Flüchen erwähnen, versprochen. Unter einer Bedingung: Können wir die Fluchgegenstände vielleicht aus dem Haus verbannen oder zumindest irgendwo sicher wegsperren?"

Talvi setzt ihre Schritte mit Bedacht auf das Kopfsteinpflaster der Straßen während sie nachdenkt.

"Brannstorm wäre übersetzt ´Sturm des Feuers´oder ´Feuersturm´... wenn du Eldur einbinden möchtest wäre es sowas wie Eldstormur"

Immer wieder bleiben die beiden vor den teils noch beleuchteten Schaufenster stehen und Kaja erzählt das ein oder andere Wort zu den Geschäften. "...und er zieht jeden über den Tisch. Am besten kaufst du hier niemals ein...Lass uns Mal zu Sponsheims gehen, die haben tollen Honig."
Immer weiter laufen die beiden durch die Straßen der kleinen Stadt.
"Wir können den ganzen Kram zur Akademie schaffen, zumindest das, das eh keiner mehr kaufen möchte. Vielleicht können wir in den nächsten Tagen dort hingehen. Ich wollte dir doch eh noch ein paar der Heil- und Kräuterkundler vorstellen. Dann erledigen wir beides in einem Abwasch... Kaja Eldstormur... ich weiß nicht. Ich überlasse die Entscheidung dir, sonst finde ich eh tausend Argumente gegen jeden Vorschlag."

Talvi schmunzelt amüsiert über Kajas Geschichten. Irgendwie merkt man, dass ihn mit dieser Stadt eine lange Geschichte verbindet und sie einen Platz in seinem Herzen hat.

"und ? Hat sich etwas verändert, seitdem du auf Reisen gegangen bist?"

Dann legt sie ihm eine Hand auf die Schulter und einen Finger an die Lippen ehe sie leise sagt "Alles hat seine Zeit. Ich werde die Akademie und die Leute schon alle kennenlernen. Morgen ist aber sicher zunächst der richtige Tag um bei Dora vorstellig zu werden. Ich möchte so schnell wie möglich wieder in Lohn und Brot stehen um meinen Teil beitragen zu können. Falls sie meine Dienste überhaupt noch möchte und braucht. Zudem würde ich gern auch etwas Zeit auf den Ausbau meines Wissens rund um das Heilen investieren. Es ist doch sehr nützlich zu wissen wie man jemandem vor dem Tode bewahrt."

Damit schlendert sie weiter und sicher wird Kaja von einigen Leuten, die noch auf den Straßen unterwegs sind, erkannt und gegrüßt. Da vermutlich niemand weiss, dass er auf Reisen einen spontanen Heiratsantrag gemacht hat (ausser er hat es erzählt :D ) wird zumindest Talvi einige verwunderte Blicke ernten. Sie wird sich dazu aber nicht äußern. Es ist Kajas Heimat und er entscheidet was er den Leuten erzählen möchte und wie er sie vorstellt.

"Du hast recht, das klingt wirklich etwas fremd. Aber was hältst du von Brannstorm ? Kaja Brannstorm klingt melodischer. Ich hoffe du weisst, dass ich auch deinen Namen annehmen würde. Es ist für mich kein Problem, dass es schon vorher jemanden diesen Namens gab...."

Die beiden schlendern durch die Straẞen und auch wenn Talvi erwartet das Menschen in der Stadt Kaja kennen und freundlich Grüßen zeichnet sich ein leicht anderes Bild.

Es ist zwar so das manche in Kajas Richtung nicken oder sogar die Hand zum Gruß heben aber es kommt immer wieder vor das sie bemerkt das Menschen zu ihnen herüber starren und zu tuscheln anfangen. Ein Mal scheint sogar jemand die Straßenseite zu wechseln.

Während sie durch die Stadt gehen kommen ihren ab und zu kleine Gruppen bewaffneter Männer und Frauen entgegen die alle ein grünes Kopftuch tragen. Ein Trupp davon scheint einen kurzen Moment die beiden zu verfolgen. Aber nachdem sie durch eine Gasse gegangen sind kann Talvi sie nicht mehr sehen.

Nach einer Weile steigt ein Duft in Talvis Nase es riecht nach frisch gebackenem Brot. Um diese Tageszeit?

In einer angrenzenden Gasse wechseln grade einige Münzen den Besitzer.
Der Kunde, ein sympathischer Mann mit fast übergriffig freundlichem Lächeln und großem Schlapphut lässt den Beutel in den Falten seines Mantels verschwinden, bedankt sich noch einmal herzlich bei dem Verkäufer und dreht sich zurück auf die Straße. Der Ladenbesitzer des kleinen Glaswarenladens scheint sehr erleichtert zu sein und verschwindet, sich noch einmal nervös bedankend, hinter seine Theke, nachdem er noch einen kurzen Blick in die Gasse geworfen hat.
Man winkt sich zu, wünscht einen wunderschönen Herbsttag, den Segen der Schwestern und geht getrennte Wege.
Nur wenige Sekunden nachdem sich der Mann wieder in den Strom der Kunden eingereiht hat, lösen sich zwei weitere Gestalten aus dem Schatten der Gasse und heften sich an seine Fersen. Der große, bullige, dessen Mutter anscheinend einer Liebschaft mit einem Troll nicht abgeneigt gewesen war, würde selbst ohne die Narben zu sehr aus der Menge herausstechen, um ihn zu übersehen. Sein, grimmig dreinschauender, drahtiger Begleiter hingegen wieselte ohne Widerstand durch die Menschen. Man kannte ihn hier.

Der Mann mit dem Hut tritt mit einem Pfeifen auf den Lippen auf die Hauptstraße und zündet sich genüßlich eine Pfeife an.

"Äußerlich hat sich nicht viel geändert. Ein paar Häuser sind renoviert und die Brücke dort drüben wurde wohl endlich Mal erneuert. Aber glaub mir, diese Stadt wandelt sich ständig."
In diesem Augenblick kommt ihnen der Geruch aus der Backstube entgegen. Kaja bleibt stehen und nimmt einen tiefen Atemzug, so als ob er seit langer Zeit nochmal frische Luft atmen würde.
"Zum Glück hat sich diese Sache nicht geändert. Hast du Hunger? Wolfslauf machen das beste Gebäck in der Stadt."
Mit diesen Worten wird Kaja schneller und ändert ihren Kurs.
Talvi bemerkt, dass er immer wieder einen kurzen Blick auf spiegelnde Oberflächen wirft, offenbar um die Szenarie um sie herum im Auge zu behalten.
"Die Akademie ist genau der richtige Ort, um deine Heilkunst zu verbessern. Dort gibt es viele sehr gute Feldscher. Wir können auch zu Dora aufbrechen, aber das wird bei den anstehenden Herbststürmen keine schöne Reise. Und über Land ist es...nicht der beste Weg"

Abrupt bleibt Kaja stehen als er den Mann mit Schlapphut erkennt.
"Bei den Schwestern, Unkraut vergeht tatsächlich nicht..."

Talvi ist aufgrund der Unbekanntheit der Straßen sehr aufmerksam und sicherlich fällt ihr auf wenn einige Leute auffällig reagieren. Besonders das tuscheln fällt ihr auf, das Wechseln der Straßenseite nicht sein sehr.

„Kaja, sehen meine Haare sehr schlimm aus? Ich hätte sie vielleicht nochmal kämmen sollen…“. Sie lächelt ein Paar an, welches auffällig tuschelt und als diese es bemerken, murmeln sie etwas und gehen kopfschüttelnd weiter.
Talvi blickt verunsichert zu Kaja. „Stimmt etwas nicht?“

Noch mehr beobachtet sie jetzt die Reaktionen der Leute als sie auch den Duft wahrnimmt. „Eine Backstube? Um die Uhrzeit aktiv? Es riecht wunderbar.“

Sie stolpert beinahe als Kaja so abrupt zum stehen kommt. „Alles in Ordnung?“

*Die Augen wandern weiter, fast gelangweilt, die Straße auf und ab.

Ein kleines Rauchwölkchen steigt über der Pfeife auf und hüllt das Gesicht des Mannes in Nebel, als es sich für einen winzigen Moment unter der Krempe des Hutes fängt, bevor der schärfer werdende Herbstwind den Dunst plötzlich davonreisst und den weiten Weg zum Meer beginnt. Er sieht sie direkt aus seinen blauen Augen an.

Ein winziges, kaum wahrnehmbares Gefrieren der Bewegung, ein weiteres Wölkchen. Der Mann kratzt sich einen Moment enthusiastisch an der Kehrseite, dann nimmt er Fahrt auf.
Als sein Gesicht aus der Wolke von Pfeifenqualm hervorbricht, trägt es wieder das breite Lächeln und er breitet im Gehen die Arme aus, als er grob in ihre Richtung einmal quer über die Straße tritt.
"Ach, das ist ja schön!" ruft er laut und deutlich in die Menge. Einige Leute schauen genervt, andere machen Platz, als er einfach quer zum Strom der Einkäufer über die Straße latscht.
Je näher er kommt, desto langsamer wird er allerdings und fast wirkt es, als wollte er eigentlich doch nur zu dem Stand auf der anderen Straßenseite, als sein Blick nur für einen winzigen Moment über Talvi streicht und auf Kajas Gesicht fällt, als würde er darin nach etwas suchen, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder ganz der Menschenmenge widmet, in der er für einen Moment wieder verschwindet.

Kajas blickt folgt offensichtlich der Person mit dem Schlapphut. Kurz nickt er, wobei nicht klar ist, ob er die Person grüßt oder auf Talvis Frage antwortet.
Dann hockt er sich hin, um seinen Schuh zu binden. Wobei Talvi ein kurzes Kratzen auf dem Kopfsteinpflaster hört.
Im Aufstehen wendet er sich wieder mit einem Lächeln an Talvi. "Der Abend wird vielleicht spannender als erwartet... Lass uns zur Backstube gehen. Aber nicht über den Markt. Wir gehen dort drüben durch die Gasse."
Kaja greift nach Talvis Hand und macht sich auf den gewiesenen Weg.

Verwirrung breitet sich auf Talvis Gesicht aus - nicht nur die merkwürdigen Reaktionen einiger Stadtbewohner sondern auch der verrückt wirkende Kautz mit dem Schlapphut und letztendlich Kajas verändertes Verhalten tun ihr übriges dazu.

"Warum gehen wir jetzt nicht mehr über den Markt?" Talvi blickt etwas kritisch in die kleinere Gasse, zuckt aber letztendlich mit den Schultern, nimmt ihrerseits auch Kajas Hand und geht mit ihm Richtung Gasse.

"Wer ist dieser Mann mit dem aussergewöhnlichen Hut?"

Als sie ein paar Schritte auf die Gasse zugemacht haben könnten sie eine Gestalt bemerken die dort in einem dunklen Türrahmen lehnt. Eine Schnalle an dem offen getragenen Gambeson blitzt kurz auf. Es ist schwer zu erkennen im Zwielicht der Gasse aber von der Statur her könnte es einer von denen sein die sie vorhin scheinbar verfolgten.

An sonnten sind nur vereinzelt Leute in der Gasse zu erkennen die unbekümmert hindurch gehen.

Die beiden betreten die Gasse. Es ist ein trällernder Pfiff zu hören. In einem Wald hätte Mann es vielleicht für einen Vogel halten können doch hier wirkte es eindeutig seltsam.
Als sie schnurstracks auf die Gestalt zusteuern tritt diese aus dem Schatten. Sie ist gekleidet wie die Leute aus dem Trupp eben. Ein grünes Kopftuch verdeckt die Haare das Gambeson ist vorne nur halb geschlossen.
Sie ist auch schon fast übermäßig bewaffnet. Aus dem Stiefelschaft ragt ein Dolchgriff. Das an der Seite gegurtete kurzschwert ist ebenfalls am Bein gesichert. Der Bogen ist über die Schulter gelegt. Am Gürtel baumelt außerdem noch eine einfacher Holzknüppel.

Auch wenn sie eine selbstbewusste Ruhe ausstrahlt kann Mann ihre Augen immer wieder wachsam hin und her flackern sehen.

Die beiden sind nun ein Stück in der Gasse als sie sich gegenüber stehen. Hinter sich könne Talvi und Kaja laufende Schritte hören.

Sichtlich genervt starrt Kaja die Person an und seufzt.
"Es hätte so ein schöner Abend werden können..."
Dann bemerkt er, dass sich weitere Personen nähern. Er schaut nachdenklich zu Talvi. Mit deutlicher Verachtung in der Stimme sagt er: "Diese Herrschaften sind Falken, sie sorgen für unsere Sicherheit."
Dann wendet er sich wieder zu der Person vor ihnen.
"Was wollt ihr? "

Der Falke vor ihnen ignoriert den Unterton in Kajas Stimme (oder bemerkt ihn nicht). Nach einem schnellen Blick über Kajas Schulter wird das Gesicht eisern. Von hinten kommen zwei weitere Falken. Als sie aber in Sichtweite sind werden ihre Schritte langsamer. Einer hat seinen Bogen in der Hand aber keinen Pfeil aufgelegt. Der andere kommt langsam näher.

Der Falke gegenüber den beiden sagt:
„Tja Schattenlauf, was du einen schönen Abend nennst will ich eigentlich garnicht wissen. Aber was mich schon interessiert ist wen DU hier mit einem deiner Leute durch die Straßen schleichst. Wir wollen nur verhindern das es zu … Missverständnissen … kommt.“

Die Augen versuchen konstant Kajas und Talvis Hände im Blick zu behalten. Und auch wenn der Falke ruhig wirkt ist der Körper extrem angespannt…so als würde er jeden Moment handeln müssen. Auch die Hand des Falken verlässt die Nähe des Kurzschwertes nicht.

Deutlich erkennbar verändert sich Kajas Körpersprache. Zornesfalten zeichnen sein Gesicht. Seine Hände verschwinden unter seinem Mantel. Und er macht einen deutlichen Schritt auf sein Gegenüber zu. Unverhohlen feindselig spuckt er dem Falken seine Worte entgegen.
"Schön anzusehen, welche Freiheit man sich erkämpft hat. Willst du vielleicht noch einen Bürgerbrief von mir? Oder soll ich dir auf die Wache folgen?... ... Vielleicht kann ich dir und deinen Freunden auch einen ganz anderen gefallen tun?" Mit diesen Worten schaut Kaja nach oben in Richtung der Dächer oder zu dem schmalen Streifen Nachthimmel, den man dazwischen erkennen kann. Dann grinst er breit.
"... soll es hier ein Missverständnis geben?"

Als Kaja einen Schritt auf den Falken zu geht macht dieser ebenfalls einen Schritt um die Distanz zwischen ihnen Aufrecht zu erhalten. Während er spricht verändert sich seine Mine kaum. Doch als Kaja zu den Dächern Blickt streckt er die Hand zur Seite und macht ein schnelles Zeichen zu den Falken hinter Kaja. Ein weiterer Piff ertönt diesmal lange angehalten.

Mit ebenso großer Verachtung in der Stimme antwortet der Falke:

„Hör zu Schattenlauf, ich weiß nicht was du hier für ein Spielchen treibst aber wir bräuchten keinen Bürgerbrief von dir … wir nehmen einfach einen der alten Steckbriefe. Spiel dich nicht so auf. Wegen Leuten wie dir muss man die freien Bürger der Stadt beschützen. Also nimm dir deine Leibwache und gehe wohin auch immer du willst. Aber erwarte nicht das wir die Leute schutzlos lassen“

Der eine Falke hinter ihnen hat nun fast Talvi erreicht. Außerdem hört man am anderen Ende der Gasse weitere laufende Schritte.

Talvi hebt langsam und beschwichtigend die Hände und blickt zu der Person, die vor ihr dreht und die ganze Zeit mit Kaja spricht. „Mein Name ist Talvi Ulfsdottir. Was auch immer hier zwischen euch passiert, haltet mich da heraus und sagt demjenigen hinter mir, dass er stehen bleiben soll.“

Ihr Tonfall ist ruhig, fast zu ruhig und es schwingt auch keine Drohung in der Stimme. Generell sieht sie sehr harmlos aus, keine sichtbaren Waffen, nicht besonders stark oder kräftig gebaut.

„Dürfte ich auch erfahren mit wem ich es hier zu tun habe? „Falke“ wird wohl kaum euer richtiger Name sein?“

Die Augen des Falken ruhen kurz auf Talvi doch er scheint bemüht zu sein gleichzeitig Kaja nicht aus den Augen zu verlieren. Seine Stimme ist etwas freundlicher als er mit ihr spricht.

„ Ha! Eigentlich klar das er nur noch Leute im Ausland findet die für ihn arbeiten. Ob der hinter dir stehen bleibt oder nicht wird ganz davon abhängen was Schattenlauf tut. Hör zu ich habe nichts gegen dich…außer vielleicht deine Wahl an Arbeitgeber. Wenn ihr euch wie vernünftige Menschen verhaltet gibt es nichts zu befürchten. Wie bereits gesagt ich werde euch nicht davon abhalten irgendwo hin zu geh… Ihr seid zu mir gekommen“

Die Schritte hinter Talvi haben angehalten aber die Gestallt kann nicht mehr als eine Armlänge entfernt sein.

„Oh und was meinen Namen angeht ich bin Beron“

Talvi hört den Worten von Beron aufmerksam zu, richtet dann kurz einen Blick auf Kaja ehe sie sich wieder auf Beron konzentriert.

"Ich hätte mir gewünscht, euch auf angenehmere Weise kennenzulernen, Beron. Dennoch möchte ich euch berichtigen. Ich stehe keineswegs in den Diensten von Kaja Schattenlauf. Ihr dürft mich höchstens wegen der Wahl meines Verlobten kritisieren."

Sie lässt die Worte kurz im Raum stehen ehe sie weiterspricht.

"Eure Aufgabe ist es hier für Sicherheit zu sorgen, habe ich vernommen. Dies gilt doch sicherlich dann auch für alle Bürger dieser Stadt - ob alteingesessen oder neu hinzugezogen. Als Schneiderin und aufgrund äußerer Einflüsse - die man zunächst als nicht freiwillig bezeichnen kann - ebenfalls Feldschererin, bin ich nun hier um meine Tätigkeiten in dieser Stadt zu verrichten und begrüße deshalb natürlich euren Schutz, sofern er nicht meine Freiheit einschränkt"

Ein Blick über ihre Schulter zu dem Falken der hinter ihr steht, verrät ihr wie nahe er gekommen ist.

Als Talvi die Sache mit der Verlobten erwähnt schau Beron erst völlig verdutzt dann lacht er laut. Seine Stimme klingt amüsiert aber kein bisschen bösartig. Seine Augen behalten weiterhin Kaja im Blick.

„Ich weiß ja nicht was der Schuft dir erzählt hat oder mit welchen Versprechungen er dich angelockt hat. Aber glaub mir wenn du frei sein willst dann bestimmt nicht an seiner Seite. Aber was geht mich das schon an. Ich wiederhole so lange er sich beherrschen kann könnt ihr tun was auch immer ihr wollt. Ich halte euch nicht auf.“

Als sie über die Schulter blickt sieht sie mehr oder weniger direkt hinter sich den Falken stehen. Etwas weiter in der Gasse steht ein weiterer Falke mit dem Bogen in der Hand und inzwischen auch eine Pfeil aufgelegt. Allerdings scheint der Schütze eher auf die Dächer konzentriert zu sein.

„Und egal was er sagt wenn du Hilfe braust zögere nicht zu uns zu kommen… vor allem wenn du Hilfe gegen ihn brauchst“

Die letzten Worte haben einen Unterton den Talvi noch nicht gehört hat …vielleicht ernst gemeinte Sorge?

Während Beron mit Talvi spricht, schaut Kaja ihn weiter mit finsterem Blick an. Seine Miene verändert sich nicht, als er mit kühler Stimme weiterspricht.

"Meine Verlobte und ich haben vor, hier unbescholten und in Ruhe zu leben. Sollte das jemand ändern wollen, werde ich unsere Begegnung nicht vergessen, Beron... Ich habe für dieses verfluchte Land mehr vergossen als nur ein Glas Wein, und beim Ewigen, stell dich nicht zwischen mich und meinen Frieden. Und sag das auch deiner Brut."

Die Worte hängen eine Moment wie eine düstere Wolke in der Luft, bevor Kaja sich abwendet. Er reichte Talvi die Hand und deutete ihr an, dass er gehen möchte.

Am Marktseitigen Ende der Gasse lehnt inzwischen wenig unauffällig der Mann mit dem Schlapphut. Nur kurz hatte er sich am Eingang der Gasse einen Fleck vom Stiefel gewischt und beisst nun zufrieden in den Apfelpfannkuchen, den er an einem der Stände gekauft hat, zusammen mit einem heißen Becher Gewürzmet.

Anscheinend würde dieser Tag doch noch interessanter als gedacht...

Als zum ersten mal das Wort "Verlobte" fällt, verschluckt er sich allerdings anscheinend am Puderzucker und starrt für einen Moment ungläubig zu den Falken und dem jugnen Paar hinüber, bevor er sich wieder im Griff hat und sich betont konzentriert seinem Essen widmet.

Ihr Blickt ruht eine Weile auf Beron nach seinen Worten ehe sie ihn anlächelt "Habt Dank für eure Sorge und eurer Angebot. Ich bin sicher ich werde es nicht benötigen, freue mich aber dennoch, dass es eine sichere Zuflucht in dieser Stadt gibt. Solltet ihr einmal einen Schneider benötigen, wisst ihr wen ihr fragen könnt."

Dann fügt sie hinzu "und seid versichert, dass ich im Ernstfall meine noch begrenzten Fähigkeiten einsetzen werde um eurer Leben zu retten auch wenn ich hoffe, dass dies nicht der Fall sein wird."

Sie nickt ihm höflich zu und nimmt dann Kajas dargebotene Hand, streicht mit dem Daumen über seinen Handrücken, rückt etwas näher zu ihm als Zeichen der Loyalität und wird ihm folgen sobald er losgeht.

Einen Tick zu feste greift Kaja Talvis Hand. Dabei schaut er sie bemüht freundlich an und Talvi kann merken wie eine Last von ihm abfällt. Dann setzen sich die beiden in Bewegung.
Am Ende der Gasse wirft Kaja einen letzten Blick über seine Schulter. Er schüttelt leicht mit Kopf, so als ob er einen Gedanken verneinen wolle.
"Wie schnell ein paar Meter Weg einem den Tag kaputt machen können." murmelt er vor sich hin.

Weiter bemüht lächelnd schaut er wieder zu Talvi. "Du hast sicherlich Fragen?... Wollen wir weiter zur Bäckerei oder zurück nach Hause?"

Sie ignoriert den festen Zugriff auf ihre Hand und geht erstmal ruhig mit ihm weiter. Als er stehen bleibt, dreht auch sie sich um und schaut Beron nach und sicher fällt ihr Blick auch kurz auf den Mann mit dem Schlapphut.

"Ich habe sehr viele Fragen aber ich werde sie nicht stellen. Du erzählst bitte erstmal, was du für wichtig erachtest. Dies aber erst nachdem wir in der Backstube waren. Mit gefülltem Magen geht es sicherlich auch dir wieder besser."

Ihre Schritte gehen weiter in Richtung des Geruchs und schon bald stehen sie vermutlich vor dem Quell des Duftes-

Als die beiden zurück blicken sehen sie Beron zusammen mit den anderen beiden Falken da stehen. Sie scheinen angeregt zu diskutieren. Der Schütze hat den Bogen nicht mehr gespannt scheint aber immer wieder zu den Dächern herauf zu blicken. Für den Moment aber scheinen sie Kaja und Talvi nicht mehr zu beachten.

Es ist nicht mehr weit bis zu dem Quell des Duftes. Und was Talvi dort sieht lässt den Schrecken von eben schon fast unwirklich erscheinen.

Vor ihnen steht ein hell erleuchtetes Haus. In der unteren Etage ist eindeutig eine Bäckerei. In fröhlichen hellen Farben ist ein Schild an den Haus angebracht auf dem „Wolfslauf“ steht. Rechts vom Haus fliest ein kleiner gurgelnder Bach zwischen den Häuser. Vor dem Haus ist ein kleiner Platz auf den ein Karren steht. Zwei junge Menschen sind damit Beschäftigt den Wagen mit Säcken und Kisten zu beladen und tragen immer wieder Dinge von drinnen nach draußen. Obwohl sie hart arbeiten scheinen sie frohen Gemüts.
Drinnen hinter dem Tresen sind zwei weitere Mitarbeiter die fröhlich Brot und Backwerk jeglicher Art über den Tresen an einen immer noch stetigen Strom an Kunden reichen.

Doch eine Person fällt besonders ins Auge. Eine kräftig gebaute Frau die eindeutig schon fortgeschritten Alters ist steht an der Tür. Ihr eigentlich dunkles kurzes Haar ist mit silber-grau durchzogen. Ihre rundlichen Wangen haben ein angenehmes rot und sie strahlt nicht nur Zuversicht und Stärke aus sondern auch mütterliche Liebe.
Sie steht dort und beaufsichtigt das beladen des Wagens.

Beim Weg in Richtung Backstube ist Kaja sichtlich bemüht seinen Ärger über die Begegnung mit den Falken abzuschütteln.
Al sein Blick auf die Bäckerei und das rege Treiben fällt, erhellt sich seine Mine deutlich und die Anspannung der vorherigen Minuten fällt von ihm ab.
"... und ich werde Dir jede einzelne davon beantworten. Aber Du hast recht. Mit vollem Magen ist alles leichter. Und mit leckerem Essen nochmal doppelt."
Mit leichtem Zögern geht Kaja weiter. Eher wie ein kleiner Junge als ein erwachsener Mann nähert er sich der älteren Frau.
"Guten Abend Frau Wolfslauf...eh...Salia."

Als die Frau sich zu Kaja wendet scheint die Zeit einen Augenblick lang einzufrieren. Ihre Augen treffen die von Kaja und nur ein sehr guter Beobachter und Menschenkenner könnte dass erfassen was in diesem Moment alles geschah. Wut? Tiefe Trauer? Angst? Hass? Zuneigung? Verzweiflung? Alles zusammen oder nichts davon. Doch es ist klar dass irgendwas zwischen den beiden liegt. Irgend etwas unausgesprochenes. Ist das eine Träne in ihren Augen oder nur die Spiegelung des Lichtes?

Dann ist der Moment vorbei ihre Augen haben die von Kaja losgelassen … vielleicht meiden sie sie sogar aktiv. Was auch immer vorher war ist einem ehrliches Lächeln auf ihren Lippen gewichen. Mit den Worten „Kaja! Wie schön dich zu sehen“ nimmt sie ihn in ihre Arme und drückt ihn. Und wo eben die Zeit wie eingefroren war macht es jetzt den Eindruck als versuche das Universum aufzuholen was verlohnen ging.

Bevor die beiden sich versehen, oder wirklich etwas dagegen tun können, werden sie von der rundlichen alten Dame in das Gebäude geleitet. Durch eine kleine unauffällige Tür ein paar Treppen hinauf und in eine gemütliche Küche die einen privaten Eindruck macht. Während Frau Wolfslauf im gemütlichen Plauderton dies und das erzählt und dabei immerwieder Kaja Dinge fragt wie, ob er auch genug esse und sich hinter den Ohren gewaschen hat, stellt sie den beiden heißen Kakao hin, frisches warmes Brot mit gesalzener Butter, eine kleine Schale mit allerlei Keksen und ein paar Teilchen und Gebäckstücke.

„Ich habe noch zu tun. Bleibt so lange ihr wollt ich komme später wieder aber Ihr müsst nicht auf mich warten wenn ihr es eilig habt.“

Ohne wirklich auf eine Antwort zu warten verschwindet sie wieder und lässt die beiden in der Stube allein.

Irgendwie blieb Talvi kaum die Möglichkeit sich der Dame vorzustellen, aber ihre Beobachtungsgabe hat sie sicherlich die Mimik von der Dame und auch das Verhalten von Kaja bemerken lassen. Nachdenklich rührt sie in der Tasse Kakao und schaut auf die Reste der Schokolade, die sich noch auflösen.

"Ich glaube es wäre besser gewesen, wenn du erstmal alleine losgegangen wärest. Mir scheint du hast hier einige offene Dinge zurückgelassen, die zu klären sind."

Sie lässt den Löffel Löffel sein und umfasst die heiße Tasse mit beiden Händen, ehe sie aufsieht.

"Es liegen viele unausgesprochene und unerledigte Dinge in der Luft. Mit den Falken, mit diesem Mann und seinem Schlapphut, mit dieser freundlichen Dame und sicherlich noch mit einigen anderen. Gibt es davon Dinge, die du besser früher als später erledigen solltest? Ich werde mich zunächst etwas zurückziehen oder auch das Gespräch mit Dora suchen. Gerade fühlt es sich mehr an wie ein Eindringen als wie ein Ankommen an und dies gibt mir kein gutes Gefühl."

Steif sitzt Kaja am Tisch, rührt in seinem Kakao und starrt in die Tasse als ob er etwas darin suchen würde.
Nach Talvis Worten vergeht eine lange Pause in der Kaja eine Antwort schuldig bleibt. Es dauert eine gefühlte Ewigkeit bis er endlich zu sprechen beginnt.
"Nichts... hier gibt es nichts zu erledigen. Es gibt nichts mit irgendjemanden zu klären. Diese Gestalten sind Schatten der Vergangenheit. Mit genügend Licht werden wir sie vertreiben.
Ich habe werde dir alles sagen was du wissen willst. Und wenn es dir hier nicht gefällt oder wir nicht unbescholten leben können, dann verkaufen wir dieses verfluchte Haus und ziehen weiter. Wir sind hierher gekommen, um Ruhe zu finden. Und wenn es diese Ruhe nicht gibt, dann irgendwo anders. Vielleicht hätte ich voraussehen müssen, wie starr dieses Land und seine Bewohner geworden sind... Es tut mir leid."

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Intime Foren => Marktplatz => Thema gestartet von: Mätti am 22. Mai 2007, 11:26:13