Condra e.V. Forum

Der Soldat näherte sich langsam Silbertor. Immer wieder schaute er sich um, blickte dann zum Himmel, murmelte irgendetwas und ging weiter. Er schien gut gelaunt und das war Nepomuk Sturmpfeil inzwischen auch. Er hatte etwas zu Essen und etwas zu trinken erhalten und er hatte endlich wieder condrianischen Boden unter den Füssen. Nun nahm er eine Prise Kautabak und legte das überriechende Teerkraut in seinen Mund. In Silbertor angekommen, wandte er sich an einen der Falken. 'Guter Freund, sag einmal, ich suche den Wolf Kyon oder Cyon oder wie auch immer oder halt irgendwen, der was zu sagen hat. Ich soll mich hier melden. Mein Bogen würde hier gebraucht, hat man mir gesagt...'.

Der Wachhabende, den Nepomuk am Tor angesprochen hatte, musterte diesen leicht belustigt von oben bis unten.

"Naja, Bögen brauchen wir hier immer. Aber nicht jeden. Wenn du verstehst was ich meine."

Der Soldat spuckte einmal aus, in Richtung Straßenrand. Eine provokative Geste oder nur eine Angwohnheit? Nepomuk wusste es nicht.

"Cyon ist im Moment nicht zu sprechen. Ira ist seine Vertreterin. Wende Dich am besten an sie. Aber sei vorsichtig, ihre Laune ist derzeit nicht die beste."

Nepomuk grinste den Wachhabenden an, schaute nach oben zum Himmel und murmelte 'Ja, ich weiß, er ist es nicht wert...' und ging wortlos an dem Mann vorbei ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen. Im Lager schaute er sich ersteinmal um. Ausgänge, mögliche Verstecke, Wege über Mauern, Zäune, Absperrungen, dunkle Ecken. Entfernungen, nützliche Gegenstände... Er musterte das Gelände, während er sich umblickte....

Hatte er sich verhört oder hatte der Wachhabende hinter seinem Rücken nochmal ausgespuckt?

Sein Blick erfasste die trutzige Festung, als die sich Silbertor erwies, mit einem Blick und bestätigte, was er in der Vergangenheit über Silbertor gehört hatte. Den Erzählungen nach hatte der hiesige Vogt wohl die größte stehende Truppe in ganz Condra unter sich. Über 500 Falken dienten hier ihrem Land, dazu kamen dann noch entsprechend viele zivile Bewohner. Silbertor genoss den Ruf, dass seine Soldaten gut ausgebildet waren und häufig die Sonderaufträge und Auslandseinsätze bekamen. Viele von Nepomuks Kameraden kamen aus Silbertor und sein Wolf und sein Trupp selber stellten die Ausnahme dar.

Bereits sicherlich 500 Schritt, bevor er an das Tor kam, waren ihm die beiden Türme aufgefallen, die rechts und links des Weges, an die Felsen geschmiegt, standen. Der eine sah beschädigt aus, aber nun, bei Tage, befanden sich diverse Handwerker und auch einige Falken dort am Werke, um die Schäden zu beheben.

Silbertor selber war in ein tiefes Tal hinein gebaut worden, um die Festung herum erhoben sich die ersten hohen Berge des Retek-Gebirges. Somit war ein sinnvoller Zugang nur durch den großen Weg an den beiden Türmen vorbei möglich.
Die alte Grenzfeste verband hier die Ausläufer der Elfenwälder, Condra selber und das Zwergenreich in den Bergen.

Aus den Bergen selber hätten sicherlich einzelne Personen eine Chance, die Festung zu erreichen, es gab diverse kleinere Pfade und alte Verbindungswege nach Westen zu den Elfen oder nach Süden zu den Zwergen, aber größere Truppen, die einen ernsthaften Angriff wagen könnten, waren von dort nicht zu erwarten.

Die Festung hatte mehrere Türme, auf denen Wachen postiert waren, und Wehrgänge nach außen. Das einzige Tor hatte Nepomuk eben passiert, nach seiner Einschätzung könnten sich zwar in den Toren oder Außenmauern noch kleinere Türen befinden, aber ein zweites Tor war nicht zu sehen. Wohin auch...

Er stand im Innenhof der Festung, auf der zu dieser Tageszeit einige Soldaten ihren täglichen Übungen nachgingen. Er sah Kampfplätze, auf denen gerungen oder mit dem Schwert gekämpft wurde. An anderer Stelle übten sich die Schützen, und um den Kampfplatz drehten einige Küken und Soldaten Runden. Mit scheinbar schweren Rucksäcken über den Schultern.
Links von ihm befanden sich die Stallungen und Wirtschaftsgebäude, eng an die Außenmauer Silbertors geschmiegt. Fast geradeaus befand sich ein Gebäude, wo Nepomuk die Schlafräume der Soldaten vermuten würde, dem Aussehen nach. Fast Baracken, aus Holz erbaut und scheinbar neuer, nicht wie die restliche Festung sicherlich über hundert Jahre alt...

Rechts dann das Hauptgebäude, aus Stein gebaut, und es herrschte auch dort ziemlicher Betrieb. Nepomuk nahm dies alles in sich auf. Es gab diverse Stellen, an denen man sich sicherlich verstecken könnte, Werkzeug, was zweckentfremdet werden könnte, fand er links am Wirtschaftstrakt zu genüge; Fluchtwege über die Mauern würde es wohl nicht geben können, zu hoch, zu steil...

Ein leichtes Kribbeln in seinem Nacken verriet ihm, dass er beobachtet wurde...

Das zweite Spucken vernahm Nepomuk durchaus und es brachte ihn kurzzeitig aus der Ruhe. In seinen Fingern kribbelte es kurz, doch dann konzentrierte er sich wieder auf die Umgebung. Er dachte darüber nach, wieviele Stunden und Tage einige seiner Kameraden hier wohl verbracht hatten. Sie waren jetzt tot... fast alle, dahingemetzelt für Fremde in einem fremden Land gegen einen fremden Feind, einen Feind, weit schlimmer als die Nekaner oder wer auch immer es je sein konnte... und was hatten sie dafür bekommen? Nur Undank und Missgunst. Jetzt stand er hier, einsam und allein... Ein Gefühl beschlich ihn, dass er hier irgendwie nicht mehr hingehörte, dass er überhaupt nirgendwo mehr hingehörte...

Als er die Beobachtung spürte, kam das alten Kribbeln wieder. Er hasste dieses Gefühl. In seiner Vergangenheit hatte es nur eines bedeutet... nahenden Tod. Ruckartig und nervös schaute er sich um. Seine linke Hand spielte mit dem Wurfdolch. Er drückte seinen Zeigefinger in die Spitze bis der Schmerz ihm eine seltsame Art von Erleichterung brachte...
Er grinste nun, bereit den Dolch im Bruchteil einer Sekunde in irgendetwas hineinzurammen...

Als Nepomuk sich umdrehte, sah er zuerst den Wachhabenden hinter sich, der ihm spöttisch nachschaute.

Dieser schien aber keine Bedrohung zu sein, sein Kribbeln erklärte das zumindest nicht. Wachsam überprüfte er sein Umfeld und sah oben auf dem Wehrgang einen der Wachen, der einen Pfeil locker auf seinen Bogen aufgelegt hatte und ihn wachsam beobachtete.

Der Schütze, der noch immer in lockerer Körperhaltung da stand, nickte ihm kurz zu und schaute vielsagend auf den Dolch.
"Das würd ich stecken lassen, wenn ich du wäre."

Nepomuk grinste und schaute hoch, er war sich unsicher, ob dies das Unbehagen in ihm ausgelöst hatte. Er nahm der Finger vom Dolch und steckte das Messer langsam weg, stüzte sich auf seinen Bogen und schätzte die Entfernung zu dem Mann. Es würde ein guter Schuss werden, nicht zu leicht, nicht zu schwer, dachte er. Wieder blickte er zum Himmel und sprach zu jemandem 'Ja, ich weiß, ich weiß...' Dann schaute er sich um, ob er die Quelle seines ersten Unbehagens ausmachen könnte...

Nepomuk konnte auf die Schnelle keine weitere Bedrohung ausmachen.

Da rief ihn die Wache nochmals an, jetzt wieder ernst. "Sag mal, Soldat. Ich weiß ja nicht, unter welchem Wolf oder Vogt du bisher gedient hast und wer dir gesagt hat, dass du hier gebraucht werden könntest.

Aber erstens hast du deinen Namen noch nicht genannt, oder sonstwie Meldung gemacht, was im besten Falle unhöflich ist, und zweitens, weißt du, wie du zu Ira kommst oder wieso trabst du einfach mal los?"

Nepomuk drehte sich jetzt sehr langsam um. Währenddessen musterte nochmals alles, was ihm ins Blickfeld kam. Dann schritt er wieder zu dem Wachhabenden. Er schaute nun ernst, fast schon verbittert. Dann plötzlich fing er an zu grinsen, ein breites, verrücktes Grinsen über beide Wangen und laut zu lachen. 'Ja, mein Freund, Du hast recht... Meldung... Verzeih, aber ich war lange nicht mehr hier. Ich war in Grenzbrueck, verstehst Du? Man lernt dort viele schlechte Angewohnheiten. Mein Name ist Nepomuk. Nepomuk Zossen Sturmpfeil. Ein paar nennen mich einfach nur Pfeil. Gute Freunde auch Muk, aber...', er grinste. 'Ach, scheiß drauf. Ira habe ich schon gefunden. Deshalb suche ich ja diesen Kyon oder wen anders. Ich seh schon, Ihr seid alle verdammt angespannt wegen diesen Pissmaden von Kastraten... wie heißen die noch... Heuler, richtig? Heuler, tsss, tss, tsss. Na ja, macht Euch mal nicht zu sehr in die Hosen...' Dann wurde sein Blick von der einen auf die andere Sekunde wieder ernst. 'Mein Wolf war Goldoban. Seine Knochen liegen jetzt irgendwo in diesem Drecksland. Sein Kopf wurde ihm abgerissen von..', er sog nun die Spucke hoch. 'Ach vergisz es. Also, gibts noch wen anderen der hier was mehr zu sagen hat?'

"Gut, Nepomuk Sturmpfeil. So können wir arbeiten. Mein Name ist Jonas Fichtenau.

Ja, schlimme Sache da in Grenzbrueck. Hat man ja so einiges von gehört. Bist von da zurück, ja? Und sollst jetzt nach hier... In Kyons Trupp. Okay. Kyon ist wie  gesagt nicht da. Wenn du mit Ira schon geredet hast, dann... " Der Mann überlegte kurz. "wie wäre es, wenn du erst mal in die Küche gehst und dir was zu essen und zu trinken nimmst? Du siehst so aus, als könntest du nen kräftigen Schluck gebrauchen."
Währenddessen deutete Jonas auf das Gebäude links.
"Und danach gehst du zum Vogt. Die sitzt da vorne. Zur Türe rein, den Gang runter, die Treppe hoch. Dann wieder den Gang. Und vor der Türe steht ne Wache. Schlimme Zeiten im Moment."

Nepomuks Gesicht wurde wieder ernst. 'Ja, Vater meint, ich könnte mal wieder was vertragen. Nun dann, Jonas. Ich denke, wir sehen uns noch....'. Nepomuk machte mit einem Finger einen Gruß, eine Art kurzer Salut. Dann ging er langsam zur Küche. Auf der Schwelle blieb er stehen, bis sich seine Augen an das dunklere Licht gewöhnt hatten. Er musterte den Raum, dann ging er langsam herein und schaute sich genauer um...

In der Küche herrschte zu der Tageszeit nicht viel Betrieb. Das Frühstück war beendet, und es war noch nicht Zeit, das Mittagessen zuzubereiten. Die Köchin, eine schlanke Frau, schon etwas älter, die grauen Haare zu einem strengen Zopf geflochten, räumte gerade in der Küche herum...

Nachdem Nepomuk gesagt hatte, was er hier wollte, versorgte ihn die Köchin mit Brot und Brei vom Frühstück und starkem Kaffee.

So gestärkt stand er kurz darauf wieder im Innenhof, und betrachtete das große, trutzige Hauptgebäude ihm gegenüber.

Langsam schritt der Soldat zu dem Hauptgebäude, zählte die Fenster und Türen. Der Tellerhelm, den er einem armen toten Tor auf Zwylichtsklamm Feldern abgenommen hatte, denn dieser brauchte ihn sicher nicht mehr, schlackerte an seinem Gurt. 'Dann packte er seinen Bogen fest in der rechten Hand. 'Gut, Zirr, dann wollen wir mal sehen. Vogt... Tssst, Vogt...'. Er nahm den ihm beschriebenen Weg. An der Türe blieb er wieder wenige Sekunden stehen, bis sich seine Augen an das Licht gewöhnt hatten. Vorsichtig lugte er in den Gang, fast so als befinde er sich auf feindlichem Gebiet... Er lauschte, dann ging er den Gang hinunter... Er hasste Gänge... er hasste sie wie die Pest... Er hatte damit so seine Erfahrungen gemacht... Immer wieder blieb er kurz stehen, um zu lauschen. Schritte...oben...? hinter im...?

Nepomuks Sinne waren zum Zerreißen gespannt.

In dem Gebäude konnte er diverse Geräusche wahrnehmen. Hinter einzelnen Türen wurde geredet, hier und da hörte er metallisches Scheppern, hinter manchen Türen war es still.

Als er das Ende des Ganges erreicht hatte und sich zur Treppe wandte, wurde hinter ihm eine Türe geöffnet. Reflexartig drehte Nepomuk sich um, seine Hand bereits wieder an seinem Dolch, als ein weiterer Soldat das dahinterliegende Zimmer verließ, ihm kurz zunickte und dann den Gang in die andere Richtung hinunterging...

Nepomuk atmete aus und wandte sich wieder der Treppe zu. Diese taxierend, machte er sich auf den Weg nach oben und betrat oben einen weiteren Gang. Auch hier säumten wieder Türen seinen Weg, vor einer der Türen stand ein großer, kräftiger Falke Wache.

Nepomuk kannte den Falken. Am Goldkrug hatte er bereits mit diesem gesprochen und wäre wohl mit ihm auch beinahe in eine Schlägerei mit einem anderen Trupp geraten...

Als er den jungen Falken wiedererkannte, grinste er über beide Ohren. Dann schlenderte er den Gang entlang, etwas entspannter als zuvor. Ein kurtzer Gruß zu Velkan, dann schaute er nach oben 'Ja, Vater, das iszt er. Ein guter Junge. Ich werd auf ihn Acht geben.'.

Nepomuk wandte seinen Blick zu Velkan. 'Na, Wachdienst? Hat's Ärger gegeben? Sitz hier der Vogt?'

Velkan ist müde und kaputt, er steht schon seid einigerzeit hier. sein blick schweift zum ende des Ganges. Diese gestallt würde er immer wieder erkennen es ist Nepomuk. Er grüsst ihn mit einem Nicken."Sie gegrüsst Nepomuk bist du gut angekommen?"Fragte velkan müde."Ja hab die ehre den Vogt zu bewachen. Ist hier z.z alles etwas heikel. Das solltest du den Vogt aber besser selber fragen"sagt Velkan in einem komischen Tonfall"Willst du zu ihr? Soll ich dich anmelden" man merkte das Velkan den Job des Aufpassers nicht gerne machte aber er trug es mit Fassung. Ruhig und freundlich blickte er Nepomuk an. Er mochte den komischen Kautz. Die beiden hatten noch mit den verdammten Kepplerfalken eine Rechnung offen.

Nepomuk klopfte dem jungen Mann aufmunternd auf die Schultern, dann etwas ungläubig 'Anmelden...? Ist das so ne hochwohlgeborene...', Nepomuk grinste wieder. 'Davon hatte ich die letzten Jahre genug. Na ja, wie es scheint, geht alles den Bach runter, aber jetzt bin ich ja wieder da und Vater sagt, er holt uns da raus... Keppler...tsss, Vögte.... tsss, wo soll das alles noch hinführen. Nun denn, dann mal los...'

Velkan nickte Nepomuk zu und klopfte zweimal, laut und ohne sich zu bewegen, gegen die Tür vom Vogt. "Hier will dich Nepomuk Sturmpfeil, ein Falke der in Grenzbrück Stationiert war, Sprechen."
Velkan horchte auf die Antwort. Er grinste über Nepomuks Aussage zu den Kepplerfalken. Eigentlich grinste er mehr über den Tonfall. Auch wenn Ira den Befehl, gegeben hatte sie mit dem Trupp zu vertragen.

Kurz vorher hatte Nepomuk aus dem Raum noch Stimmen gehört, die jetzt aber verstummten. Kurz danach erscholl ein knappes und leicht genervt klingendes "Ja. Soll reinkommen"
Velkan grinste Nepomuk nochmal entschuldigend zu. "Sie ist schlecht drauf derzeit." Daraufhin öffnete Velkan die Türe und ließ den Falken eintreten.
Die Türe schloss sich hinter Nepomuk, und er taxierte kurz den Raum, ehe er sich auf den Vogt konzentrierte.

Der Raum war in etwa vier mal fünf Schritt groß. An der Wand links von ihm befand sich ein großer Kamin, in dem ein munteres Feuer flackerte.
Neben dem Kamin befand sich eine Art Vitrine, ein stilvoll gearbeitetes Holzregal mit Verzierungen eingeschnitzt. Diverse Gegenstände befanden sich in der Vitrine, ohne dass eine besondere Ordnung erkennbar war. Nepomuk konnte beim drüberschweifen ein Kopftuch erkennen, eine alte zerfaserte Bogensehne, einen Ring, einen einzelnen fingerlosen Handschuh...
Geradeaus war ein großes Fenster, das in die Berge wies.
An der Wand rechts von ihm befand sich eine Türe, die jedoch geschlossen war. Für Fluchtwege sah es hier schlecht aus, das Fenser war weit über dem Boden, da würde er sich alle Knochen brechen, zudem wusste er nicht, wie der Untergrund an der Außenmauer hier beschaffen war... Ihn überkam kurz ein gehetztes Gefühl, welches er aber niederkämpfte.
In der Mitte des Raumes stand ein großer, massiver Holztisch mit vier Lehnstühlen drumherum. Auf dem Tisch ein Kerzenständer, Schreibgerät, Siegelwachs und Papiere. Unmengen an Papieren, wild durcheinander.
Zudem ein Krug, aus dem es dampfte, und zwei Becher.
Sarah Kupferschläger und Ira saßen an dem Tisch. Beide schienen extrem schlechter Stimmung zu sein - und keine besonders begnadeten Schauspieler, da sie ihre bittere Miene sehr offen zur Schau trugen.
Ira hatte sich, als der Soldat den Raum betrat, zurückgelehnt und die Arme vor der Brust verschränkt, schien verstimmt über die Störung.
Der Vogt sah mit gerunzelter Stirn den Neuankömmling an, musterte ihn von oben bis unten und nahm jedes Detail auf, den Tellerhelm, die grenzbruecker Farben, die der Mann trug, das Messer an seiner Seite, bis ihr Blick am Bogen hängen blieb.
Sie grinste Nepomuk an, wobei ihre Augen weiterhin dunkel und ernst blíeben das Grinsen hatte einen bitteren Beigeschmack.
"Na wenigstens in einer Sache bist du deinem Land treu geblieben, Soldat."

Nachdem Nepomuk den Raum gemustert hatte, sah er sich den Vogt an. Ein kurzer Blick zu Ira, die er in der Taverne schon kennengelernt hatte, dann wieder herrüber. Irgendwie kam ihm das Gesicht der Frau bekannt vor. Wenn er sich nur erinnern könnte... Nicht sonderlich gut, aber irgendwo hatte er es schon mal gesehen. Wahrscheinlich war sie beim Sturm dabei gewesen wie er. Das machte sie nicht sonderlich viel sympathischer, aber es war ein Anfang. Er versuchte sich den Raum einzuprägen, während er ein ebenso ernster, aber zumindest nicht ganz abweisendes Gesicht aufzusetzen versuchte, wie die seiner beiden Gegenüber. Er wollte es kurz machen, er hatte vorerst erreicht, was er wollte. Mit einem gleichgültigen Tonfall gegenüber der augenscheinlichen Beleidigung oder zumindest dem Vorwurf, der ihm gemacht worden war. 'Im Dreck nimmt man, was man bekommt, um zu überleben. Man Grnimmt von den Toten. Die brauchen es nicht mehr. Und manchmal nimmt man auch von den Lebenden...', ein kurzes Blitzen flackerte in seinen Augen auf. Etwas Unberechenbares, fast schon Irres lag darin. Auch ein kurzes Grinsen konnte er sich nicht verkneifen. Dann vorwurfsvoller 'Meinem Land...? Ja, als ich ging, vielleicht. Aber wie ich sehe, herrschen wieder Papier und Feder über mein Land. Genauso wie vorher... Bevor viele gute Leute ihr Leben liessen, als sie Tharemis erstürmten. Für eine Idee. Man vergisst so schnell, was man ist...', er laechelte nun höhnisch und ohne großartigen Respekt. '...was man war.'. Dann blickte er auf den Bogen und wurde ernst. 'Der gehörte einem armen Teufel aus Grenzbrueck. Er starb ein paar Schritte neben mir als...', er führte den Satz nicht zu Ende. Augenscheinlich schien ihm der Gedanke unangenehm oder gar Schlimmeres zu verursachen. Während sein Körper vollkommen still verharrten, hasteten seine Augen und Blicke durch den Raum. Dann wieder ruhig. 'Beste Eibe... Ich soll mich bei Kyon melden, aber der ist nicht da. Also hat man mich hierher geschickt. Wollte mich vorstellen und ich brauche neue Pfeile. Entweder ich mach sie mir selber, was wahrscheinlich das Beste wäre, oder ich bekomme hier irgendwo welche...'

Nepomuk hatte das ungute Gefühl, etwas richtig Falsches gesagt zu haben.

Ira behielt ihre Position auf ihrem Stuhl zwar bei, aber der ganze Körper spannte sich an und ihre Augen fixierten Nepomuk mit einem gefährlichen Ausdruck...

Sarah hingegen schluckte nur kurz, ehe sie ihre Hände auf den Schreibtisch legte, sich langsam von ihrem Stuhl erhob und in sehr... sehr ruhigem Tonfall erwiderte:
"Wenn das deine Meinung ist, Sturmfalke, dann bist du hier in Condra verkehrt. Das hier ist das Condra, wofür ich und viele andere ihr Blut vergossen haben. *langsam wurde ihre Stimme lauter* Diese verdammte, arrogante Art, mit der du meinst, meine Arbeit, die der anderen Vögte und sonstigen Diener des Nachtblauen beurteilen... und verurteilen zu können, kotzt mich an. Wegen solcher scheiß-Ansichten laufen jetzt hier einige Irre rum, die meinen, Wölfe abstechen zu können."
Sie kam nun auf Nepomuk zu, vollkommen die Tatsache ignorierend, dass dieser sich angegriffen fühlen könnte.
"Bist du der Meinung, ich würde hier nekanische Verhältnisse einführen? Meinst Du, ich hätte vergessen, wofür ich damals gekämpft habe? Meinst du, der Rat oder die Kirche oder jeder einzelne, der damals im Widerstand gekämpft hat, könnte jemals das verleugnen, was unsere Ziele, unsere Ideen, unser Condra war?" Sie stand nun unmittelbar vor dem Falken, ihre Augen blitzen vor Wut, der Körper war angespannt.

Nepomuk entspannte sich, er hatte erreicht was er wollte. Nun fing er an lauthals zu lachen, ein irres, wirres Lachen. Dann hörte er abrupt auf und starrte die Frau an. 'Ahhhh, das hatte ich gehofft... Es steht doch noch nicht ganz so schlimm um Euch. Verzeiht mir, aber am schnellsten erfährt man etwas Wahrheit über einen Menschen, wenn er wütend ist oder Angst hat... Das ist jedenfalls am einfachsten. Das habe ich in den dunklen Stunden gelernt, die wir erleben mussten...', er trat nun ganz nah an sie heran, jedoch war darin augenscheinlich nichts bedrohliches. 'Wenn Ihr meinen Bogen wollte, stehe ich Euch zur Verfügung...', er machte einen Schritt zurück. '...allerdings dieser Schwachsinn nur zu zweit rauszugehen... Ich kann auf wen aufpassen, wenn Ihr das wollt, mir egal... Aber über mich wachen nur ich, er...', er zeigte mit dem Zeigefinger nach oben '...und das hier.', er hob langsam die linke Hand. Erst jetzt fiel dem Vogt der Dolch auf, den er unscheinbar in seine Hand hatte gleiten, aber im Inneren der Handfläche, den Unterarm hoch versteckt gehalten hatte. 'So'n Heuler kann nicht so schlimm sein, wie der Scheiss in Grenzbrueck, den ich gesehen habe. Und wenn ich allein wohin muss, muss ich allein wohin... Also?'. Er grinste nun wieder, ein aufgesetztes freundliches Grinsen mit einer gehörigen Portion Irrsinn...

In Sarahs Kopf überschlugen sich die Gedanken. Dass neue Soldaten irgendwann versuchten ihre Grenzen herauszufinden, fast wie kleine Kinder, war sie gewohnt. Dass sie dann dagegen angehen musste, um selber keine Autorität zu verlieren, war logisch. Aber normalerweise kannte sie dann ihre Leute schon und wusste, was genau angebracht war, wer welche Sprache verstand.

Erst einmal hatte ein Falke sie direkt beim ersten Treffen mit ihr herausgefordert, und dieser... nun anderes Thema. Sie kannte Nepomuk nicht, also gab es derzeit nur eine Möglichkeit, klar zu machen, wer hier der Chef war.
Über Sarahs Gesicht zog sich ein breites Grinsen, und ihr Blick ging kurz an Nepomuk vorbei zu Ira, die, schon als Sarah um den Tisch gegangen und sich in Rage geredet hatte, aufgesprungen war und sich hinter dem Falken positioniert hatte. Dann schaute sie wieder zurück und unmittelbar danach landete ein Schwinger an der rechten Schläfe des Soldaten. Dadurch war der Dolch in der Linken des Mannes außerhalb der Reichweite, als Sarah mit ihrer Rechten auf die Schulter Nepomuks griff, und ruckartig seinen Oberkörper nach unten zog, während gleichzeitig ihr rechtes Knie nach oben schnellte und den Mann in der Magengegend traf.

Sie trat einen Schritt zurück, während Ira sich mit einem bösen Grinsen wieder in ihren Stuhl fallen ließ. Der Vogt beobachtete den Soldaten und machte eine kurze Pause, bis sie sich seiner Aufmerksamkeit wieder sicher sein konnte, ehe sie ruhig sprach.
"Ich freue mich auf eine Zusammenarbeit mit dir. Du kannst dich bei Silke melden, sie wird dich mit allem was du brauchst ausstatten und dir ein Zimmer zuweisen.
Für dich gelten die gleichen Regeln wie für alle anderen. Nur in Zweiergruppen, keinen Alkohol.
Haben wir damit alles geklärt?"

Velkan zuckte zusammen als es schäpperte. "Alles in Ordnung bei euch" rief er laut und hatte die Türe schon geöffnet  wagte es aber nicht hinein zusehen.

Ira sprach in Velkans Richtung

"Halt die Füße still Soldat! Der Vogt geht nur seiner Arbeit nach!"

Velkan antwortete kurz und Knapp. Schloss die Türe und stellte sich wieder an die wand gelehnt. Neugierig war er ja schon aber er wusste ja auch wo ihn das schon hin gebracht hatte.

Nepomuk war überrascht worden. Nun fing er sich, reckte sich und ließ den Rücken in den Nacken fallen. Seyn Messer hielt er mit der Klinge, bereit dieses umgehend zu werfen. Langsam steckte er es weg. Er schaute ernst, dann lachte er, drei widerliche lange Lacher, grinste und schaute wieder ernst, gefolgt von einem lang gezogenen 'Aye'. Er schaute den Vogt durchdringend an, so als habe das Spiel zwischen ihnen gerade erst begonnen. Diese erste Runde war an den Vogt gegangen. Aber noch einmal würde ihm das nicht passieren. Zumindest hatte sie ein wenig seinen Respekt gewonnen, aber das nächste Mal könnte es auch mit einem Dolch in ihrer Gurgel enden. Er hatte sich geschworen, sich nie wieder demütigen zu lassen und dies bedeutete... Er ließ den Gedanken fallen und schaute die Frau nun freundlicher, fast schon zu freundlich an. 'Vater sagt, wir beide werden die besten Freunde werden...', er laechelte, drehte sich um und spuckte auf die Türschwelle. 'Wir seh'n uns...'. Dann stiefelte er aus dem Raum und ließ die Tür zufallen. Vor der Tür schaute er zu Velkan. 'Wo finde ich Silke? Und wo etwas ordentliches zu trinken... Ist ganz schön trocken hier?', das letzte sprach er so laut aus, dass man es drinnen gehört haben musste.

Velkan blickte Nepomuk an und griste kurz als er den spruch mit dem Alkohol hörte. "Silke mhhhhh. Aus dem Gebäude raus auf der anderen Seite von dem grossen Platz. Da ist ne Scheune. Darin findest du Silke. Pass auf lass die Finger von der Glocke wenn dort eine steht. Zu trinken da musst du in den Speisesaal. Falls die was ausgeben"Velkan holte tief luft grinste Nepomuk an und Steckte ihm unbemerkt einen Flachmann zu. Dann Zwinkerte er ihm zu.

Nepomuk lachte Velkan an. 'Vater sagt, er hat Dich grade so richtig ins Herz geschlossen!', er grinste, nahm einen schnellen Schluck und gab Velkan den Flachmann wieder zurück. Er klopfte ihm auf die Schulter. 'Wir sehen uns...'. Dann verließ der Soldat das Gebäude und schlenderte zur Scheune herüber, so wie man es ihm beschrieben hatte. Wie immer schaute er sich erst genau um, bevor er das Gebäude betrat...

Velkan grinst in sich hinein und lehnt sich wieder an die Wand. Wie er den Wachdienste im Gebäude hasste. Es würde eh nichts Passieren.