Condra e.V. Forum

Am Morgen nach der Rückkehr einer gewissen Expedition in den Süden durchquert eine blasse Gestalt in einem dunkelgrünen Mantel, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, die Stadt und macht sich auf den Weg zur Ratsburg.

Oben angekommen, betrachtet sie einen moment das imposante Gebäude. Sodann hält sie Ausschau nach einer Wache, einem Bediensteten oder einem Türklopfer.

Vor der Ratsburg stehen zwei Soldaten, gekleidet in Gambeson, Kettenhemd und Helm, ein Kurschwert an der Seite, und eine Pike in der Hand.

Interessiert mustert einer der beiden den Besuch und richtet dann das Wort an sie: "Guten Morgen. Kann ich Euch weiterhelfen?"

Die Gestalt nickt. "Das hoffe ich doch.

Mein Name ist Mondkind. Ich bin Novizin des Hydracor und habe eine Expedition in die südlichen Gebiete begleitet, die gerade zurückgekehrt ist. Einer der Sturmfalken, die uns begleiteten, der nun im Seelenmeer weilt, trug mir vor seinem Tod auf, seinen Bericht über die Ereignisse persönlich nach Tharemis zurückzubringen und an eines der Ratsmitglieder zu übergeben. Ist schon jemand da zu dieser frühen Stunde?"

Der Wache fällt auf, dass die Gestalt mehrere gefaltete Blätter in der Hand hält.

"Ja, die hohen Damen und Herren fangen früh an, das Tagewerk scheint umfangreich zu sein" Der Soldat verzieht etwas das Gesicht.

"Von der Expedition seid Ihr? Wisst Ihr den Namen des Sturmfalken? Dann kann ich sehen, ob Ihr vorgelassen werdet."

"Es tut mir leid, seinen weltlichen Namen kenne ich nicht - sonst hätte ich ihn Euch schon genannt. Wir haben nicht sehr viele Worte gewechselt, bevor... ich könnte ihn Euch beschreiben, wenn Ihr das wünscht."

"Hmmm. Ich werd einfach mal fragen, ob jemand des Rates zu sprechen ist. Wartet bitte hier."

Der Soldat dreht sich um und betritt das Gebäude.

Nach einiger Zeit kehrt er wieder zurück. "Ihr habt Glück. Die Archontin Holzholt hat Zeit für Euch. Wenn Ihr mir folgen wollt..."

Damit führt der Soldat Mondkind durch die Ratsburg, vorbei an großen Sälen, Treppenhäusern und kleineren Zimmern, in denen geschäftiges Treiben herrscht. Sie steigen einige Stufen auf, bis sie endlich vor einer großen, hölzernen Türe stehen bleiben. Der Soldat klopft und wartet auf eine Antwort...

Von drinnen erklingt eine gedämpfte Stimme.

"Herein!"

Die Tür schwingt nach innen in einen Büroraum auf, der von einem großen Schreibtisch beherrscht wird. Hinter einem Stapel von Papieren schaut eine leicht verwirrt schauende Archontin hervor.

"Oh, ja! Tretet ein. Ich hörte, Ihr bringt Kunde von der Expedition?"
Sie deutet der Besucherin, auf einem Stuhl Platz zu nehmen.

"Danke".

Mondkind betritt den Raum und schiebt sich die Kapuze des dunkelgrünen Mantels vom Kopf, so dass ihre schneeweißen Haare darunter zum Vorschein kommen. Als sie sich setzt, gleitet der Mantel ein wenig zurück und offenbart eine Novizenrobe und ein Amulett mit dem Zeichen Hydracors im ihren Hals. Die gefalteten Blätter hält sie immer noch in der Hand.

Sie wartet zunächst ab, ob die Archontin noch eine gerade begonnene Arbeit zum Abschluss bringt. Als sie sich der vollen Aufmerksamkeit der Archontin bewußt ist, beginnt sie zu sprechen.

"Ja, ich habe die Expedition begleitet. Leider bringe ich keine guten Nachrichten. Aber das Wichtigste zuerst: Einer der Sturmfalken, der mit uns reiste und der nicht mehr zurückkehren wird, bat mich vor seinem Tod, dem Rat seinen Bericht über die Ereignisse zu überbringen. Da ich weiß, dass er nicht alle Begebenheiten mitbekam, habe ich seinem Bericht noch einen eigenen hinzugefügt."

Sie geht zum Schreibtisch und überreicht der Archontin einige Blätter. Ein Teil ist glatt gefaltet und mit feiner Schrift verfaßt; der andere Teil hingegen ist stark wellig, so als ob sie durchnäßt wurden, und weist Schmutzränder auf.  

"Vielleicht lest Ihr sie am besten und stellt mir dann Fragen, falls Ihr noch welche habt."

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Mit ernstem Gesicht nimmt Sarendra Holzholt die Schriftstücke entgegen und beginnt, sie zu lesen.

Nach wenigen Minuten hebt die Archontin ihren Blick wieder und schaut die Besucherin ernst an.

"Danke, dass Ihr diesen Bericht sofot zu uns gebracht habt. Ich denke, ich werde ihn sofort dem Rat vorlegen und wir werden beratschlagen, was weiter in dieser Sache zu tun ist."

Sie steht auf, tritt auf Mondkind zu und reicht ihr die Hand.

"Wir werden uns so schnell wie möglich wieder mit Euch in Verbindung setzen. Ich hoffe, Euer Angebot, uns für Fragen zur Verfügung zu stehen, gilt noch?"

Mondkind nickt. "Selbstverständlich. Bitte schickt einfach nach mir, wenn Ihr mich benötigt, ich werde im Tempel zu finden sein."

Sie verläßt den Raum und überläßt die Archontin wieder ihrer Arbeit. Ihre Schritte scheinen jetzt leichter, als wäre eine Last von ihren Schultern genommen.

Noch lange sitzt die Ratsherrin über den Berichten. Nochmal nimmt sie den der Novizin in die Hand und liest ihn, Wort für Wort, dabei kaut sie nachdenklich auf ihrer Lippe herum...

"An den hohen Rat in Tharemis:

Betrifft: Expedition in die südlichen Gebiete zum Auffinden der Feste Sternenwacht

Geehrte Damen und Herren des Rates,

ich war Mitglied der Expedition in die südlichen Gebiete unter der Leitung eines Grenzbrücker Grafenpaares, und möchte Euch hiervon berichten.

Ich nehme an, dass Ihr bereits anderweitige Berichte erhalten habt; und eben diesem Schreiben ist ein weiterer Bericht eines der mitreisenden Sturmfalken angefügt, der die Expedition nicht überlebt hat. Er hatte mich gebeten, diesen Bericht an Euch weiterzuleiten, bevor er getötet wurde. Aber es gibt einige Informationen, die nur sehr wenigen Expeditionsteilnehmern bekannt geworden sind, und deshalb möchte ich Euch auch meinen Bericht übermitteln.

Eine Gruppe von nur 4 Expeditionsteilnehmern entdeckte (durch die mehr oder weniger freiwillige Mithilfe eines Orkhäuptlings) ein altes Empfangs- bzw. Übermittlungsgerät, um Nachrichten auf den astralen Strömungen zu senden. Wir konnten es instand setzen und benutzen, um eine alte Nachricht zu hören, die offensichtlich aus der Feste Silbertor stammt. In der Nachricht sprachen ein Mann und eine Frau davon, dass die Feste Silbertor von Orks belagert würde und dass dringend Verstärkung und Nachschub benötigt würde, da die Feste sonst nicht mehr gehalten werden könne und die Orks ungehindert ins Land eindringen könnten. Die Stimmen klangen sehr verzweifelt.

Offensichtlich kam jedoch der Hilferuf zu spät und die Feste Sternenwacht war zu diesem Zeitpunkt ebenfalls schon gefallen - jedenfalls wurde der Hilferuf wohl nicht beantwortet. Das Gerät entdeckten wir in unmittelbarer Nähe einiger überwachsener Mauerreste, so dass zu vermuten ist, dass dies alles ist, was von der Feste Sternenwacht noch übrig ist. Der Wald hat sie seit langem wieder genommen.

Des weiteren haben wir von dem Orkhäuptling erfahren, dass sich - nach seiner Beschreibung wohl in der Nähe der Feste Nachtwall - ein Dämon befindet, der zur Hälfte in einem Berg feststeckt und sich nicht fortbewegen kann, und der von den Orks mit allen möglichen Lebewesen, bevorzugt magiebegabten Personen und Nicht-Orks, gefüttert wird. Er wird "der große Verschlinger" genannt.
Dies dürfte die Erklärung dafür sein, dass in der letzten Zeit in diesen Gebieten so viele Personen verschwunden sind und von Orks angegriffen wurden - sie brauchen Futter für den Dämon.

Der Orkhäuptling führte eine Gruppe Braunorks, hatte jedoch Schwierigkeiten, weil der zu den Rotorks gehörende Schamane seine Autorität untergraben hatte. Er bezeichnete die Rotorks als Diener des Dämonen und sagte, der Schamane sei unbesiegbar aufgrund dieses Dämonenbundes. Tatsächlich wurde der Schamane von Expeditionsteilnehmern getötet und wandelte doch später wieder unter den Lebenden und führte den Angriff der Orks auf die Expedition an. Er scheint tatsächlich über erschreckende Macht zu verfügen.

Zugleich hatte der Schamane arkane Verbindungen geschaffen, um Energie aus einem astralen Gefängnis für einen anderen Dämon abzuleiten und hiermit eine Art magischen Parasiten zu speisen. Dieser Parasit veränderte den Wirtsbaum so, dass dieser Früchte hervorbrachte, die nach Verzehr dem Anwender magische Kräfte verleihen. Die Früchte wurden ebenfalls benutzt, um z.B. Goblins oder schwachen Orks eine gewisse Magiebegabung zu verleihen und sie dann an den Dämon zu verfüttern.

Die Ableitung der Energien schwächte zugleich das Gefängnis des anderen Dämons, dessen Stärken Beherrschung und das Säen von Zwietracht und Hass sind. Durch das Eingreifen einer Gruppe von Südmenschen mit Kopfwickeln - welches im Übrigen von den anwesenden Grenzbrücker Soldaten noch unterstützt wurde! - wurde das Gefängnis noch weiter geschwächt, so dass schließlich klar wurde, dass der Dämon hervorbrechen könnte.

In diesem Zusammenhang erwies sich, dass der anwesende Grenzbrücker Graf und Expeditionsleiter seiner Aufgabe überhaupt nicht gewachsen war. Weder gelang es ihm, die anwesenden Gruppen zu koordinieren und die unterschiedlichen Informationen zusammenzutragen, noch entwickelte er ob des drohenden Ausbruchs des Dämons irgendeine Art von Strategie. Tatsächlich wurde von einer grenzbrücker Alchimistin eine Art Waffengift gebraut, welches den Dämon schwächen sollte, und dem Grafen übergeben - doch dieser traf keinerlei Vorkehrungen dafür, dass ein geeigneter Krieger mit diesem Gift auch tatsächlich bereit stand, um den Dämon in Empfang zu nehmen. Noch wurden die anwesenden Krieger zu einer Verteidigungslinie organisiert, um Angreifer abzuwehren, solange die anwesenden Magier die Bannung des Dämons versuchen wollten.

Dies alles führte im Ergebnis dazu, dass die Orks unter Führung des Schamanen die wenigen Expeditionsteilnehmer, die sich um die Bannung des Dämon bemühten, in einem Angriff einfach überrannten. Der Dämon wurde befreit und unterstützte die Orks in ihrem Angriff; und anstatt mit allen Kräften zu kämpfen, zogen sich die Grenzbrücker rasch in einen Bereich zurück, den der Dämon aufgrund magischen Schutzes nicht betreten konnte. Aufgrund dieser Unfähigkeit starben mindestens 2 Expeditionsteilnehmer, viele weitere wurden zum Teil schwer verletzt, und der Dämon entkam, um weiteren Schaden anzurichten.

Dieser Dämon war, soweit wir erfahren haben, von einer verzweifelten Hexe beschworen worden, um ihr Dorf vor den Orkangriffen zu schützen. Dies gelang zunächst auch, doch schließlich sorgte der Dämon auch für die Zerstörung des Dorfes, bevor er in das Gefängnis eingesperrt werden konnte - wo er anscheinend ebenfalls seit etwa derselben Zeit festsaß, seit die Orks die Festen Silbertor und Sternenwacht überrannt hatten.

Von dem Dorf steht noch eine recht solide Hütte, von den weiteren Hütten ist nichts mehr übrig. In der Nähe gibt es einen Bereich, in dem sich ein Schrein Hydracors befindet. Die Aussenmauern sind zwar bis auf wenige Reste zerstört, doch die Kraft des Ewigen an diesem Ort ist noch immer zu spüren, und der Ort wurde erneut geweiht und von den Expeditionsteilnehmern auch zum Gebet genutzt. Der Platz des ehemaligen Dorfes eignet sich aufgrund seiner Lage in dem Gebiet durchaus, dort wieder Gebäude aufzustellen, sofern dies beabsichtigt ist, und befindet sich nur ca. 5 Augenblicke Fußmarsch von dem Ort entfernt, den wir aufgrund des Übermittlungsgeräts für die Ruinen der Feste Sternenwacht halten, entfernt.

Soweit die aus meiner Sicht wesentlichen Informationen. Für Nachfragen stehe ich selbstverständlich zur Verfügung, ich werde mich noch ca. eine Woche im Hydracor-Tempel aufhalten.

Hochachtungsvoll,

Mondkind
(Novizin des Hydracor)"