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Intime Foren => Währenddessen in... => Thema gestartet von: DKW am 20. Juli 2014, 07:54:41



Titel: Dunkelbach
Beitrag von: DKW am 20. Juli 2014, 07:54:41
Die Mauern des Tempels wirken dunkel und ruhig im fernen Lichte eines Blitzes. Der erlösende Regen hatte sich endlich eingestellt und die Hitze dieses ungewöhnlich heißen Sommertages vertrieben.  Als das tiefe aber leise Grollen das Gemäuer erreicht hält vor dem Haupttor eine flache Kutsche, eigentlich mehr ein Pritschenwagen. Der Bauer auf dem Kutschbock scheint mehr zu schlafen als zu lenken und auf der Ladefläche sind zwei Gestalten kaum auszumachen.

Kaum hat der Wagen gehalten, springt der kleinere der beiden Schatten vom Wagen, geht zum Tor und klopft laut und bestimmt an. Während der Schatten wartet, lässt ein weiterer Blitz erkennen, dass es sich um zwei Falken handelt. Der Falke klopft erneut laut an die Türe und kurz darauf wird sie geöffnet. Nach kurzem Gestikulieren und einem Gespräch, das in der Dunkelheit verschluckt wird, kehrt der Falke zum Wagen zurück und man kann beobachten, wie die beiden einen dritten, leblosen, vielleicht toten Körper behutsam vom Wagen herunter nehmen und zur Tür tragen. Der Kutscher nimmt auf ein Zunicken wieder fahrt auf und verschwindet in der Nacht.

Der nächste Blitz erhellt gerade noch, wie Viktor und Hanok Rikas toten Körper durch das Eingangsportal tragen. Dann fällt das Tor hinter ihnen dumpf ins Schloss und der Tempel liegt wieder genau so ruhig und still da wie zuvor.


Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: Morbus am 23. Juli 2014, 21:57:07
Der kleine untersetzte Mann in blauen Gewändern und kahlgeschorenem Kopf hielt die schwankende Laterne, die den Weg zum Tempelinneren nur spärlich erleuchtete. Er wirkte matt und der Regen schien ihm zuzusetzen. Mehrfach wischte er mit dem Ärmel über die Stirn und das Gesicht, um die Feuchtigkeit aus seinem Gesicht zu vertreiben.

Schließlich klopfte er an eine schwere Eichentüre eines Gebäudes auf der linken Seite der Tempelanlage, ließ die beiden Falken mit ihrer "Fracht" dem Regen ausgesetzt. Wieder zuckte ein Blitz durch die Finsternis.

Der Novize, der sich als Bruder Alik vorgestellt hatte, klopfte nun lauter und rief gegen das alte, eisenbeschlagene Holz... "Ehwürdiger Vater! ... Ehrwürdiger Vater... bitte kommt schnell!"

Dann drehte er sich zu den beiden Falken und setzte ein freundliches, leicht verlegenes Lächeln auf. "Entschuldigt, der ehwürdige Vater weiß, wo wir sie hinbringen können. Jedoch sein... Gehör, Ihr versteht?"

Ein Lächeln flog im Schein des nächsten Blitz über sein Gesicht. Irgendwie war die Dunkelheit unbehaglich... es war schwer zu sagen, ob es der Leichnam war... oder etwas anderes...


Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: DKW am 24. Juli 2014, 06:11:01
"Aber natürlich! Doch ihr versteht sicher unsere Ungeduld?"

Unruhig trat Hanok von einem Bein auf's andere. Das lag weniger am Gewicht von Rikas leblosem Körper, als viel mehr daran, dass dem Falken so langsam bewusst wurde, dass Rika nicht einfach nur verletzt war. DAS sollte es gewesen sein? Einfach so? Kein Kampf, kein Gegner? Ein scheiß Brief mit etwas gelblichem Pulver?

Während Hanok so da stand, wartete und vom Regen noch weiter durchnässt wurde, fraß sich dieser eine Gedanke weiter und weiter aus seinem Unterbewusstsein hervor: Rika ist tot.

Von Hanok noch unbemerkt nahm auch ein weiterer Gedanke gestalt an. Oder viel mehr ein Verlangen: Vergeltung!


Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: Morbus am 24. Juli 2014, 21:51:59
Der Novize schaute noch verlegener zu Hanok. Er klopfte abermals. Diesmal deutlich energischer und diesmal sichtlich erfolgreicher, als sie ein Schlurfen hinter der Türe vernahmen.

Als sich diese knarzend öffnete, stand dort ein älterer Mann, in den Gewändern eines Priesters. Sein Gesicht war von den Jahren gezeichnet, sein Haar schlohweiß und obgleich er gebrechlich wirkte, hatte der Mann etwas eindringliches, etwas Respekt einflößendes.

"Die Schwestern zum Gruße, Falken...", hob er die Stimme an, eine Stimme durchdringend und imposant. Vielleicht war es nur das Gewitter, das diesen Eindruck verstärkte, aber sicher waren sich die beiden Faken nicht. Sein Blick fiel auf den Körper in den Händen der Falken. "Mein Name ist Jaron. Ich sehe, welche schwere Bürde Ihr tragt und welche Euch hierher kommen lässt..."

Er nickte dem Novizen zu und mit einer weiten Armbewegung wies er den Falken den Weg zu einem kleineren Tempelgebäude. "Bringt den Körper dort vorne hin....", und während der Novize vorlief und die Pforte zum dem kleineren Tempelraum öffnete, trugen die Falken ihre Kameradin hinüber. Es ware eine kleine, schlichte Halle, den sieben Schwestern geweiht. Alte steinerne Säulen, die schon manches gesehen hatten, stützten das Dach. In der Mitte befand sich eine große steinerne Platte. Während die Falken den leblosen Körper darauf betteten, entzündete Alik Kerzen. Der warme Schein konnte dem Raum kaum etwas von seiner Kälte und Traurigkeit nehmen, aber es passte zu dem Anlass, zu dem sie hier waren. Schließlich betrat - fast lautlos - Jaron die Halle und betrachtete das, was einstmals Rika gewesen war.

Er atmete tief ein, dann wandte er sich zu den Falken. "Wer ist sie, woher stammt sie und was ist ihr widerfahren?"

Die Fragen waren kurz und einfach... wer wusste, ob es auch die Antworten sein würden...


Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: DKW am 24. Juli 2014, 22:39:54
In der ganzen Zeit, die verstrichen ist, bis Viktor und Hanok Rikas Körper nun auf die Steinplatte legen konnten, waren beide Falken sehr still gewesen. Hanok zeigt nun einen irgendwie verbissenen Gesichtsausdruck und sogar Viktor legt jene Ernsthaftigkeit und Ruhe an den Tag, die nur wenige bislang an ihm gesehen hatten.

Jarons Frage scheint Hanok aus irgendeinem Gedankengang zu reißen, denn er schaut fast erschrocken auf. Seinen kurzen Blick erwidert Viktor mit einem leichten Nicken, dass klar macht, dass es an Hanok ist die Fragen zu beantworten.

"Das ist Rika, Ehrwürdiger Vater. Sie ist Feldscherin in Silbertor und wurde Heute nacht vergiftet." Als der Priester nicht direkt zu einer Antwort ansetzt, empfindet auch Hanok seine Worte als ... leer. Erst mockierte er sich über die ... Würdelosigkeit eines einfachen, vergifteten Briefes und dann soll dies auch noch alles sein, was er dazu zu sagen hat? So setzt der Falke erneut zu sprechen an:

"Ja, sie wurde vergiftet. Getötet durch einen vergifteten Brief. Ich weiß nicht warum, aber sie scheint in etwas hineingeschlittert zu sein, dass sie selber nicht überblicken konnte. Rika ist sehr stur, vielleicht hat das sie getötet. Ganz sicher aber, hat sie das zu einer herausragenden Feldscherin gemacht. Sie war zu stur um einfach zuzulassen, dass Leute starben. Woher sie ursprünglich stammt, vermag ich euch gar nicht zu sagen. Ich habe sie kennen gelernt, als sie zu den Falken kam. Dort hat sie sich eingerichtet und ein Zuhause gefunden. In ihrer Zeit bei uns ist sie getauft worden. Und wenn ihr mich fragt, dann stammt sie aus Silbertor, denn ... denn ..." Hanoks Redefluss stockt kurz und er schaut zu Boden. Dann schaut er wieder auf:

"... ja ... denn da ist sie zu Hause! Die Ehrwürdige Mutter, die zufällig im Goldkrug zugegen war, hat noch versucht ihr zu helfen oder zumindest, zum Ende hin, ihr den Übergang zu erleichtern. Aber sie meinte, Rika stünde am Ufer und müsse nun selbst entscheiden und wir sollten ihr Zeit geben. Deswegen sind wir hier. Der Goldkrug ist kein Ort für so etwas. Und wir beiden, haben auch keinerlei Erfahrung mit solchen Dingen. Deswegen, Ehrwürdiger Vater, bitten wir euch um Eure Hilfe. Helft Rika, wenn ihr es vermögt, auf die eine oder andere Weise."


Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: Morbus am 24. Juli 2014, 23:39:06
Jarons Gesichtszüge verrieten nichts von seinem Innersten bei den Worten des Falken. Er sass nur stumm da neben Rikas Leichnam und betrachtete abwechselnd die Falken und dann wieder den vor ihm aufgebahrten Leichnam. Sein Blick war ernst und bedächtig. Nicht einmal als Hanok über das Gift sprach, änderte sich sein Antlitz.

Als Hanok über Rikas zuhause sprach, ihre Heimat... das woher sie stammte, nickte er einmal kurz, unklar war, ob er die Worte des Falken bestätigen wollte oder etwas anderes zum Ausdruck bringen.

Nachdem der Falke geendet hatte, erhob Jaron sich und schritt um Rika herum. Vorsichtig näherte sich seine Hand dem Mund des leblosen Körpers, verharrte jedoch wenige Zentimeter darüber. Dann ergriff er Rikas rechte Hand mit der seinen. Die ganze Zeit über schien er nachzudenken oder zu innerlich zu beten...

Dann sprach er wieder die Falken an. "Ich sehe, da ist kein Leben mehr in diesem Körper...", die Worte klangen dröhnend und bitter von den Wänden der Halle nieder und der immer weiter zunehmende Regen prasselte dumpf auf das Dach. Es war etwas Endgültiges darin. Etwas schrecklich endgültiges. Alik bereitete einige Gegenstände vor, den Servion und den Liquor des Priesters. Während er dies tat, betete er leise, fast flüsternd zu Aguatha.

"Ihr sagtet, sie sei vergiftet worden, doch kennt Ihr nicht ihren Mörder?", er zögerte, es war nicht klar, ob der letzte Satz wirklich als Frage oder als Feststellung gemeint war und ob er von Belang für ihn war. Dann fuhr er leiser fort. "Ihr sagtet, die ehrwürdige Mutter habe Euch gesagt, sie habe gesehen, wie die Seele, die einst in diesem Gefäß innewohnte, an den Gestaden umherwandele, nicht bereit hinzugehen in die ewigen Fluten.... Ich weiß, dass dies eine schwere Stunde für Euch sein muss. Und doch ich muss noch etwas wissen... Ich hörte ein Zögern in Euren Worten. Ihr kanntet Rika gut... und doch frage ich Euch... war sie mehr für Euch als eine Kameradin, eine gute Feldscherin, eine gute Falkin? Sprecht, ich werde danach entscheiden, ob und wie ich Eurer Hilfe bedarf oder nicht, bei dem was unausweichlich folgt..."

Er blickte die Falken mit väterlicher Strenge an und doch war auch etwas Wohlwollendes, Ruhiges in seinem ganzen Habitus, etwas das man nur schwer beschreiben konnte... Draußen donnerte es... für einen kurzen Augenblick war es Hanok, als sei dort draußen noch etwas... er konnte auch nicht sagen, woher dieses Gefühl kam, hier drinnen im Tempel... Und doch war ihm, als lauerte dort etwas...


Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: DKW am 26. Juli 2014, 14:16:58
Auch wenn es in der Dunkelheit nur schwer zu erkennen ist, scheint das letzte bisschen Farbe aus Hanoks Gesicht zu entweichen, als Jaron erneut unterstreicht, dass dies vor ihnen nur noch ein Körper ist, aber nicht mehr Rika. Seine Augen werden erst ein wenig glasig, so als sei auch noch die letzte Hoffnung verflogen... dann verhärten sich die Gesichtszüge des Falken und seine Augen versprühen Wut und Hass. Dann beginnt er leise zu sprechen.

"Seinen Namen ... wir kennen seinen Namen ... wir werden ihn finden ... oh ja ... und dann werden wir sehen ..." Hanoks Worte werden zum Ende leiser und verlieren sich in der Dunkelheit. Ein Schweigen durchzieht nun die heiligen Hallen, ein eisiges Schweigen. Zu hören ist nur das Atmen der Anwesenden und der Sturm, der den Tempel umtost und durch diverse Ritzen bläst. Düster, schwer, tot. Hanok bemerkt, wie ihm eine Gänsehaut den Rücken herunter läuft. War hier ... noch etwas? Dieser überraschte Gedanke durchbrach den Bann und Hanok sah dem Priester etwas verdattert ins Gesicht:

"Mehr als eine Kameradin? Was meint ihr, mehr als eine Falkin? Ist das nicht genug? Ist das nicht schon alles, was man sich erhoffen kann!? Wir sind nicht einfach nur ein paar dumme Soldaten, wie die Eckländer!" Der Falke wird mit jedem Wort ein wenig lauter, zum Ende hin klingt er fast erbost, das letzte Wort spuckt er geradezu aus. "Wir sind nicht nur Kameraden, wir sind eine Familie! Und wenn Ihr das..." Hanok stockt, scheint wieder zu realisieren, mit wem er eigentlich spricht. "Verzeiht!" Die Stimme des Falken ist wieder ruhig.

"Seht ihr. Die Wahrheit ist, das mein Verhältnis zu Rika eher ... schwierig war. Die meiste Zeit ging sie mir recht gut auf den Keks. Ihre Art Dinge anzugehen oder sich eine Meinung zu bilden und dann Probleme zu haben, diese auch zu äußern. Gleichzeitig aber ihre Verbohrtheit, wenn es um ihre Überzeugungen ging. Nun ja, befreundet kann man uns nicht gerade nennen." Ein trauriges Lächeln umspielt Hanoks Mund bei diesen Worten.

"Aber deswegen sehe ich uns auch als Familie. Wir haben es uns nicht ausgesucht, gemeinsam durchs Leben zu gehen. Doch nun, da der Ewige unsere Wege zusammengeführt hat, beschreiten wir unseren Pfad gemeinsam. Ungeachtet dessen, was uns entgegensteht. Und ich wusste immer, völlig egal, was ich von ihr oder sie von mir dachte, dass der eine dem anderen beistehen wird, wenn es nötig ist. Das gilt vielleicht nicht für alle von uns Falken, aber für die meisten. Und davon abgesehen hat es niemand, absolut niemand verdient, auf eine solche hinterhältige und feige Art und Weise aus dem Leben gedrängt zu werden! Deswegen sind wir hier, um Rika beizustehen. Und wenn ihr sagt, sie sei tot, wenn ihr sagt, wir müssten alle Hoffnung fahren lassen ihr Stottern je wieder zu hören, so können wir zumindest noch eines tun und ihr auf ihrem letzten Weg beistehen. Das hat sie sich mehr als verdient!"


Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: Morbus am 26. Juli 2014, 20:54:27
Der Regen ließ nach und das Gewitter schien weiter zu ziehen. Bald hörte man das Donnergrollen nur mehr in weiter Ferne. Bedächtig sag Vater Jaron den Falken an. "Es gibt nichts zu verzeihen... Das ist der Schmerz! Er gehört dazu. Ich höre und fühle ihn in deinen Worten und deinen Augen. Ich höre auch deinen Zorn! Ich höre deine Trauer! Und ich höre deinen Hass...! Ich kann daran im Augenblick nichts schlechtes finden und dennoch... entscheide für dich, ob er dir ein guter Ratgeber sein wird. Der Hass kann ungeahnte Kräfte in uns hervorbringen, aber er ist ein gefährlicher Verbündeter!", eindringlicher sah er nun den Falken an, wohlwollend und etwas mitfühlendes war in seinen Augen, etwas irgendwie tröstliches.

"Und Schließlich höre ich auch deine Angst! Die Angst vor dem Endgültigen... Ich kann und will dir deine Angst nicht nehmen. Sie wird dich noch eine Weile begleiten, aber sie wird enden, wie das Gewitter soeben, und wird vielleicht zu etwas anderem... vielleicht zu Trost, vielleicht zu Erinnerungen, vielleicht zu einem Stück von dir. Du entscheidest darüber..."

Die Worte verhallten in der Dunkelheit, nur durch das leichte Plätschern des zu Niesel gewandelten Regens untermalt. "Ich sehe, dass sie mehr für dich war. Und dennoch ich wollte damit nicht zum Ausdruck bringen, dass das eine mehr wiegt als das andere... Du sagst, sie habe dies nicht verdient. Ich sage, du hast recht. Doch wir vermögen nicht zu ändern, was ist. Sie wartet an den Gestaden. Ich werde sie nun geleiten, dass sie den Weg findet... den Weg in die Fluten und geschehen kann, was geschehen muss seit Anbeginn der Zeit...", der Blick des ehrwürdigen Vaters fiel auf den Servion. "Nimm ihre Hand und bete und verabschiede dich in Gedanken. Vielleicht wird sie hören, was du ihr sagen möchtest... wie ein Rauschen im ewigen Wind."

Der Priester erhob sich nun und wartete, ob Hanok Rikas Hand nehmen würde. Seine Stimme erschallte nun laut und dröhnend in der Halle. "Es ist Zeit unsere Gebete an Aguatha zu richten! Beten wir...!"


Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: DKW am 27. Juli 2014, 03:47:29
Wortlos geht Hanok zu Rikas Körper hinüber und kniet, ihre andere Hand ergreifend, nieder. Der Falke schließt die Augen und leise beginnt er zu beten, dabei werden seine Worte immer leiser.

"Aguatha, Hüterin der Ewigen Fluten selbst, möge dein Wasser uns Leben spenden. Schütze uns ..."

Der Rest ist Schweigen.


Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: Morbus am 27. Juli 2014, 08:43:09
Das Gebet des Priesters hallte durch den Raum, während Hanok immer leiser wurde, bis sich sein Gebet nur noch in Gedanken unter die Verse des Priesters mischten. Der Falke schloss die Augen um sich ganz auf das Gebet zu konzentrieren, so sahe er nicht, wie der Priester langsam den Servion anhob, bereit gleich das Seelenband zu durchtrennen.

Plötzlich, unvermittelt wie ein Rausch, erzitterte es in Hanoks Körper. Es war ein Gefühl wie ein Fall, so als wäre der Boden unter ihm verschwunden. Dieses Gefühl im Bauch, wenn man in ein Loch hinunterstürzt, doch es hörte nicht auf, es wurde immer länger. Er wollte die Augen aufreißen, doch es blieb dunkel. Nun war da nur noch der Wind, der um das Gebäude säuselte... leise, fast wie ein Murmeln....

Es dauerte einen unendlich langen Augenblick, Hanok konnte nicht sagen wie lange, als er endlich durch ein klirrendes Geräusch erlöst wurde. Das Gefühl des Stürzens hörte schlagartig auf. Er riss die Augen auf...

Der Servion war klirrend zu Boden gestürzt... daneben stand in der Ecke der Novize Alik, den Blick voller Entsetzen auf den Priester...

Jaron selbst war einige Schritte zurückgewichen in den Raum... Er war kreidebleich, ebenso Entsetzen in den Augen... den Mund aufgerissen, stand er da... der Servion musste ihm aus der Hand geglitten sein... Irgendetwas hatte den Priester erschüttert, irgendetwas hatte diesen alten Mann, der viel gesehen und erlebt hatte, einen solchen Schrecken eingejagt haben...

Da war nur noch der Wind, der um das Gebäude säuselte... leise, fast wie ein Murmeln....


Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: DKW am 27. Juli 2014, 11:05:06
Irritiert blickt Hanok auf, das hier scheint irgendwie nicht richtig zu sein. Als Ungetaufter verstand er des öfteren verschiedene Dinge nicht, welche die "ach-so-Gläubigen" sagten und machten, aber hier war doch irgendwas passiert. Der Falke sieht die entsetzten Blicke der beiden Geistlichen.

"Geht es euch gut?"

Dann sieht Hanok sich im Raum um.


Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: Morbus am 27. Juli 2014, 23:12:02
Der Raum wirkt irgendwie dunkler als vorher, doch die Kerzen brennen noch immer. Vater Jaron ist von Rikas Leichnam, der immer noch ungerührt an Ort und Stelle liegt, zurückgewichen und stützt sich jetzt auf eine halbhohe Säule, auf der eine Wasserschale steht.

Der Novize ist zu dem alten, ehrwürdigen Mann geeilt und stützt diesen voller Sorge um dessen Gesundheitszustand. "Was ist geschehen, ehrwürdiger Vater? Was ist geschehen?"

Der alte Priester antwortet Alik zunächst nicht. Auf dem Boden liegt der Servion, der Dolch des Priesters. Der Wind säuselt leise, alles wirkt irgendwie friedlich und doch ist das dieses Gefühl, dass dieser Eindruck trügerisch ist...

Plötzlich wendet sich der alte Priester zu Hanok. Seine Stimme ist ernst und seine Worte mahnend wie auch überraschend "Ihr... ihr müsst sie fortbringen! Ich müsst gehen...", er rang kurz nach Atem, "Sofort! Jetzt! Bringt sie nach Silbertor... Ich kann keinen Aufschub dulden und ich kann Euch keine Unterkunft gewähren. Ihr müsst sie fortbringen von hier..."

Die Augen des Priesters spiegeln neben seiner Bestimmheit noch etwas wider... Angst...


Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: DKW am 28. Juli 2014, 08:13:53
Hanok blickt irritiert zu Viktor. Dann erhebt er sich und geht hinüber zu Jaron.

"Ehrwürdiger Vater! Was ist? Was habt ihr? Warum verweigert Ihr Rika die letzte Ehre?"


Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: Morbus am 28. Juli 2014, 23:49:10
Der Priester fing sich wieder, blickte zu Boden, faßte Mut und erhob sich. Er blickte Hanok direkt an. Die Angst war aus seinem Gesicht gewichen. Strenge und Härte spiegelten sich nun in seinen Zügen wider, als jüngerer Priester musste er sehr einschüchternd gewesen sein, aber diese Zeit war bereits gegangen. Gleichwohl sprach er nun entschlossen.

"Geht nun! Geht! Verzeiht, doch ich kann nicht dulden, dass dieser Leib hier in diesen Hallen bleibt!", er blickte zu Alik. "Löscht die Kerzen, löscht alles Licht, helft ihnen, diesen Körper hinauszutragen und gebt ihnen noch etwas Proviant, Alik. Jedoch eilt Euch und verliert keine Zeit! Habt Ihr verstanden?"

Der Novize nickte wortlos und begann die Kerzen zu löschen.

"Möge der ewig Nachtblaue Euch auf Eurem Weg behüten...", ein sorgenvoller Blick geht zu Rikas Leichnam, dann wieder zu Hanok. Im Funkeln seiner Augen sah Hanok, dass der Priester etwas gesehen oder gespürt haben musste, etwas, dass diesen alten, erfahrenen und weisen Mann derart erschüttert hatte, dass er sie nun des Tempels verwies... Der Priester schickte sich an zu gehen und kehrte Hanok den Rücken zu...


Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: DKW am 29. Juli 2014, 11:19:37
Hanok greift blitzschnell nach vorne und hält Jaron an der Schulter fest.

"WAS!? DAS soll es gewesen sein?" Der Falke, sichtlich erbost, reißt den Ehrwürdigen Vater herum und stößt ihn ein Stück zurück.

"Du willst mich wohl VERARSCHEN! Wir haben die Mühe auf uns genommen Rika hier her zu bringen, damit ihr wenigstens eine letzte Ehre zuteil werden kann ... und dann SOWAS? Ich kenne kaum einen gläubigeren und gottgefälligeren Menschen als diesen hier und dann wollt Ihr Rika diesen letzten Dienst verweigern? Ihr habt genau drei Sekunden euch zu erklären! Und glaubt mir, Ihr wäret nicht der erste Ehrwürdige Vater, der eine Tracht Prügel von mir kassiert, allerdings bezweifel ich, dass Ihr euch so gut zu wehren vermögt, wie der letzte..." Bei seinen letzten Worten macht Hanok einen bedrohlichen Schritt auf Jaron zu.


Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: Morbus am 29. Juli 2014, 15:56:16
Der Priester wich einen Schritt vor Hanoks Wut zurück... Doch nicht aus Angst oder Furcht, allenfalls vor Überraschung. Jaron schaute Hanok an. Dann sprach er sehr leise und sehr bestimmt, nicht wie jemand, der sich durch die Androhung von Prügel oder Gewalt einschüchtern ließ.

"Ihr geht jetzt! Nehmt diesen Körper mit! Was auch immer ich Euch sage, es würde Euch nichts nutzen... Falke! Es würde diesem toten Leib nichts nutzen... Ich vergebe... DIR deine Wut... Ich vergebe dir deinen Zorn... Ich kann ihn sogar nachvollziehen und daher lasse ich Euch gehen... ohne Vorwurf, ohne Schmähung...", er atmete tief ein.

"Ich kann Euch nicht helfen und ich vermag ihr nicht die letzte Ehre zuteil werden zu lassen...", er senkte den Blick. "Die Toten haben sich genommen, was nicht der Toten ist. Die Toten...", er stockte, "...die Toten kehren zurück..."

Er nahm den Blick hoch, in seinen Augen spiegelte sich etwas wider. Etwas wissendes, etwas furchtbar wissendes... 
Was auch immer der Priester gesehen hatte, es machte ihm mehr Angst, als die Aussicht von einem wildgewordenen Falken den Kiefer gebrochen zu bekommen oder Schlimmeres...



Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: DKW am 29. Juli 2014, 22:09:11
"IHR KÖNNT EUCH EURE VERGEBUNG IN DEN ARSCH SCHIEBEN!" Hanok ist nun sichtlich gereizt. Er tut einen weiteren Schritt auf den Priester zu und spricht noch lauter, schreit nahezu. Alle aufgestaute Wut des Abends scheint sich nun einen Weg bahnen zu wollen.

"ICH bin darauf nicht angewiesen. Leeres Geschwulst. Und JENE, die Eurer HILFE bedarf, die schickt ihr fort. Die Toten nehmen sich, was nicht der Toten ist. Noch mehr LEERE WORTE! Seid ihr Geweihten nicht in der Lage auch nur EIN KLARES WORT von euch zu geben? VERFLUCHT NOCHMAL! Was sollen wir DENN TUN?" Zum Ende hin überschlägt sich Hanoks Stimme nahezu. Und ein anderer Unterton mischt sich ein. Verzweiflung. Seine Schultern scheinen auch ein klein wenig einzusacken und er schaut zu Boden. Ein Atemzug. Stille breitet sich kurz in der kleinen Halle aus. Noch ein Atemzug. Dann strafft sich die Haltung des Falken wieder. Er schaut Jaron tief in die Augen und spricht mit fester und ruhiger Stimme, in einem Tonfall, der keinen Raum für Widerspruch lässt.

"Ihr sagt mir jetzt, was mit Rika vor sich geht! Und auch, was wir tun können, so es denn etwas gibt. Und dann werden wir gehen."


Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: Morbus am 30. Juli 2014, 07:51:13
Jarons Blick verengte sich auf den Falken. Er faltete die Hände, zeigte keine Regung und blieb ruhig stehen. Als Hanok geendet hatte, trat er einen Schritt auf den Falken zu.

"Ich sehe deine Sorge um deine Kameradin und ich sehe deine Verzweiflung...", während die Stimme gerade eben noch fest gewesen war, mischte sich nun eine Erschütterung darunter. "Ich weiß nicht, ob dir helfen wird, was ich dir noch sagen kann. Vielleicht wird es deine Verzweiflung noch größer machen. Was hättest du davon? Aber...", er holte tief Atem. "Du hast gewählt, Hanok.", er nahm den Falken beiseite und seine Stimme flüsterte nun, wurde immer leiser bis nur noch Hanok sie verstehen konnte... "Was ich gesehen habe, willst du wissen..."


Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: DKW am 31. Juli 2014, 11:00:30
Die leisen Worte des Priesters gehen nur als unheilvolles Raunen durch den Raum, welches sich mit dem Flüstern des Windes zu einem unheilvollem Gewisper verbindet. Während Jaron spricht weicht die Wut aus Hanoks Augen und er wird etwas bleicher im Gesicht.

"Bitte geh nun, um der Seelenfrieden all jener, die hier sind... Ich bitte dich..." schließt Jaron seine lange Rede. Der Priester droht zusammenzubrechen... eine ungeheure Anstrengung liegt hinter ihm... Hanoks Haltung hingegen verrät Unsicherheit und ... Angst? Der Falke tritt einen Schritt vom Ehrwürdigen Vater zurück und sieht ihm nun mit eben dieser Unsicherheit in die Augen.

"Zwar hörte ich alles, was Ihr sagtet, doch glaube ich weniger als die Hälfte verstanden zu haben. Was ich jedoch allemal verstanden habe, ist Eure Wahrhaftigkeit, Eure Hilflosigkeit und Eure Angst. Mir ist nicht klar, was Ihr glaubt, dass ich nun mit diesem Körper tun kann. Es ist nicht die Art der Falken ihre Toten irgendwo in den Wald zu werfen. Trotz Eurer Warnung wird uns nichts übrig bleiben, als Rika mit nach Silbertor zu nehmen. Habt ihr wenigstens eine Kutsche für uns? Denn diesen Weg tragen können wir sie wohl kaum..."


Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: Morbus am 31. Juli 2014, 19:58:57
Alik stützte nun den geschwächten Priester. Dieser blickte zu dem Falken empor und nickte dankbar und verständnisvoll.

"Ich weiß... ich verstehe es... Tu, was du glaubst, tun zu müssen. Vielleicht ist dein Weg der richtige... Aber ich sage dir, er ist gefährlich.", er seufzte. "Ich würde dir alles geben, was ich habe, doch eine Kutsche besitzt dieser Tempel nicht, geschweige denn Pferde oder einen Esel. Alles, was ich dir geben kann, ist ein alter Karren, auf den ihr den Leichnam ziehen könnt. Aber ich denke, dass ist besser, als ihn zu tragen. Und Alik möge Euch Proviant mitgeben. Etwa einen halben Tagesmarsch von hier, gibt es eine Raststatt. Vielleicht findet ihr dort eine bessere Transportmöglichkeit...", Alik half ihm nun zur Türe.

Dort blickte er noch einmal zu den beiden Falken und der toten Falkin.

"Möge der ewig Nachtblaue euch behüten und beschützen auf Eurem Weg. Seid wachsam... Erinnere dich meiner Worte, Hanok... sei wachsam! Möge der ewig Nachtblaue Euch behüten..."

Mit diesen Worten öffnete Alik, der Novize die Türe um den ehrwürdigen Vater zurück in dessen Quartier zu bringen...


Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: Morbus am 16. August 2014, 13:05:36
Es dauerte nicht lang und der Novize hatte Hanok und Viktor den versprochenen Karren gebracht. Ein altes, gebrechlich wirkendes Gefährt, das seine besten Tagen schon gesehen hatte. Es quietschte in der Achse, als sie Rikas Leichnam aufbahrten und mit einem Tuch zudeckten. Alik gab ihnen noch Proviant, ein paar Brote, einen Wasserschlauch und etwas Käse in ein einfaches Leinen gehüllt.

Der Novize blickte etwas schuldbewusst zu ihnen. Es schien als täte es ihm leid, ihnen nicht besser geholfen zu haben können. Dann nickte er und verabschiedete sich, während die Falken sich mit dem knarzenden Gefährt in die Dunkelheit aufmachten...

Am Firmament funktelten die Sterne und Wolken zogen an der grellen Mondscheibe vorbei. Das Licht ermöglichte es ihnen, dem ein oder anderen Schlagloch auszuweichen, doch den Karren zu ziehen, war fast genauso mühsam, wie Rikas Leiche zu schleppen...

Etwa eine Meile nachdem sie den Tempel verlassen hatten, bemerkte Hanok zum ersten Mal wieder dieses merkwürdige Gefühl, das ihn bereits dort beschlichen hatte. Etwas schien in der Dunkelheit zu lauern, wie ein Wolf oder eine Eule... Etwas das Beute machen wollte?

Er sah sich um, doch nachdem er die Quelle seines unguten Gefühls nicht auffinden konnte, setzten sie den Weg fort. Vielleicht spielten ihm seine Sinne einen Streich, nach all dem, was sie erlebt hatten...

Sie kamen nun in ein etwas dichteres Waldgebiet. Die Bäume ragten hoch in den Himmel und ihre Wipfel gaben den Mond kaum noch preis.

Wieder dieses Gefühl... jemand... etwas folgte ihnen... es war irgendwie nah und doch blieb es im Schutze der dunklen Bäume verborgen...

Ein Knacken im Wald ließ Hanok aufschrecken... ein weiteres aus einer anderen Richtung... hatte man sie umstellt? War es doch die Falle, die er gewittert hatte. Auch Viktor blickte hoch, sie ließen den Karren ab, zogen ihre Waffen.

Stille... Hanoks Blick schweifte über die dunklen Schatten des Waldes... Fast unmerklich blieb er nicht auf den Bäumen, sondern auf dem Karren hängen... Er starrte auf den Leichnam... hatte sich etwas unter dem Tuch bewegt? Dort wo Rikas Mund war? Er blickte voller Überraschung und Entsetzen dorthin. Er wartete... nichts. Nur auf das konzentriert, bemerkte er nicht die Bewegungen im Wald um sie herum. Ein Knacken, als ob jemand einen Ast zerbricht, dann ein seltsames Geräusch, etwas das er nie zuvor in seinem Leben gehört hatte, ähnlich dem Zischen von Feuer, wenn nasses Holz verbrennt... Das war das Letzte was er wahrnahm... Dann wurde es dunkel... kein Mond mehr... keine Sterne mehr... nur noch das Dunkel... und das, was darin lauerte und sich nun seine Beute holen würde...


Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: Morbus am 29. Oktober 2014, 16:35:32
Es war gegen frühen Morgen, die Nebelschwaden zogen über den See und die Kälte der Nacht kroch aus der Erde und dem Wurzelwerk der Bäume. Über die kleine, noch gefrorene Straße näherten sich vier Gestalten. Drei trugen Kopftücher, einer trottete zwischen ihnen her.

"Da sind wir.", meinte Delvin erleichtert und blickte auf den See und die Gebäude.

Barn nickte nur und ließ seinen Blick schweifen, fast so als sei er zum ersten Male hier. Er atmet schwer ein, seufzt und blickt fragend zu Rika, so als wolle er sagen, 'was erwartet uns hier' oder etwas ähnliches...



Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: Rika am 29. Oktober 2014, 16:59:03
Rika blickt ebenfalls um sich. Lange lässt sie den Blick schweifen, bevor dieser letztlich auf den Toren des Tempels zum stehen kommen.

Ihre ganze Körperhaltung druckt Anspannung aus, ganz von selbst hebt sie ihre Hand an den Hals um nach etwas zu greifen...doch dort ist nichts mehr zu finden. Ihr Blick flackert kurz, dann zieht sie stattdessen an ihrem Schal um ihn zu lockern. Zum Vorschein kommen einige hässliche gelb, braune Male in Form eines Handabdrucks. Dann erst bemerkt sie Barns Blick, nur um sich ein kurzes aber nichtsdestoweniger warmes Lächeln abzuringen, bevor sie sich in Bewegung setzt.

Ohne sich zu versichern ob die Entourage ihr folgt, geht die Falkin mit entschlossenen Schritten den Weg hinab bis zu der Pforte des Tempels. Dann klopft sie an.


Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: Morbus am 29. Oktober 2014, 17:18:58
Es dauert eine ganze Weile bis hinter der Türe mehrere trottende Schritte herannahen. Unter einem Krächzen öffnet sich die schwere Türe langsam einen Spalt breit und zwei, in weiße und blaue Gewänder gekleidete Männer betrachten die Feldscherin. Der eine Mann, groß gewachsen mit freundlichen Zügen und strahlenden blauen Augen, der andere Mann, untersetzt, mit kahlgeschorenem Kopf mustern die Ankömmlinge.

"I.. Ih... I...Ihr?", entgleitet es dem kleinen untersetzten Mann nach nur einem Bruchteil von Augenblicken. Er wird kreidebleich, alles Blut scheint ihm aus dem Kopf zu entweichen. Er reißt die Augen auf und sackt wie ein naßer Sack zusammen. Es gelingt dem anderen gerade noch ihn aufzufangen.

"Bruder Alik! Was... was habt Ihr?", murmelt der Mann zu dem ohnmächtigen Körper...


Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: Rika am 29. Oktober 2014, 18:05:08
Die Miene der Falkin wird bei dem Schauspiel des Priesters düster. Trotzdem greift sie reflexartig in ihre Tasche um eine große Flasche hervorzuziehen, die sie mit einem leisen 'plopp' entkorkt. Mit zwei Schritten, ist sie bei den beiden Priestern angelangt und hält dem ohnmächtigen Mann die geöffnete Flasche unter die Nase, der ein unanständig starker Geruch von Alkohol entsteigt.

Ohne Zeit zu verschwenden spricht sie den anderen Priester an: "Ich bin der Falke den Vater Nathan erwartet. Trotzdem würde ich gerne zuvor einige Worte mit einem anderen Priester wechseln...einem Vater Jaron. Würdet ihr mich zu ihm bringen, bitte?"


Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: Morbus am 29. Oktober 2014, 21:57:36
Der große Mann ist zunächst vollkommen perplex... Er schaut auf die Flasche mit dem Alkohol, stützt seinen Mitbruder.

"Bruder Alik! Bruder Alik! Was... was ist mit Euch?!"

Der kleine untersetzte Mann ohne Bewusstsein scheint langsam wieder zu sich zu kommen, er säuselt etwas.

"Wa... was... wer... wo.. ih... ihr so...Vat... Vater Ja..."

Noch während der Mann langsam zu sich kommt, wendet sich der andere Bruder zu Rika. Barn ist ebenfalls herbeigestürzt und stützt den zusammengebrochenen Priester. Barn schaut zu Rika, nicht vorwurfsvoll, eher voller Sorge, was ihre Anwesenheit hier anrichten könnte.

Der große Mann schaut nun mit strengem und ernstem Blick.

"Vater Jaron... verzeiht, nein, ihn könnt ihr nicht sprechen. Ich kann euch nicht zu ihm bringen.",

er blickt demütig zu Boden, dann flüstert er.

"Verzeiht. Laudate Hydracor..."

Barns Blick schweift wieder zu Rika, fast so als habe er etwas ähnliches geahnt.


Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: Rika am 30. Oktober 2014, 11:10:30
Mit einem leisen Seufzer, kippt Rika dem langsam erholten Bruder einen Schluck Vierkant in den Mund, bevor sich dieser wehren kann. Während er hustet und prustet, zieht sie ihn aus den Armen des Priesters und übergibt den schwankenden Bruder vollständig in Barns Obhut.

Sich durch diese Handlung, die vollständige Aufmerksamkeit des Priesters erhoffend, schaut sie ihn fragend an, bevor sie mit einem leicht wütenden Unterton fragt: "Ich fürchte ich verstehe nicht, wieso könnt ihr mich nicht zu ihm bringen?"


Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: Morbus am 30. Oktober 2014, 11:59:22
Barn kümmert sich währenddessen um den Priester.

"Ist alles in Ordnung, guter Mann?"

Im Augenwinkel kann Rika vielleicht erahnen, dass Barn sich mehrfach nach irgendetwas umsieht, etwas suchend oder etwas fürchtend...

Der andere Bruder wendet sich nun ganz Rika zu.

"Mein Name ist, Bruder Tarian.",

seine Stimme klingt zunächst ebenso streng, dann wird sie milder, fast demütig. Etwas trauriges liegt darin.

"Vater Jaron ist... ", erzögert kurz "...vor etwa zwei Wochen in die ewigen Fluten gegangen. Daher kann ich Euch nicht zu ihm bringen. Möge Aguatha ihn mit offenen Armen empfangen haben. Laudate..."


Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: Rika am 30. Oktober 2014, 18:57:43
Auf Rika, scheinen die Worte des Priesters eine etwas andere Wirkung zu haben. Ihre Wut zeigt sich nun auch in ihrem Gesicht, ihren geballten Fäusten, ihrer angespannten Körperhaltung.

Nichts als Zeit hatten sie verschwendet...kostbare Zeit.

Dann reißt sie sich zusammen und mit Müh und Not bringt sie relativ ruhig hervor: "Mein Beileid, Bruder Tarian, für Euch und die Euren. Ich hoffe er hat ein friedvolles Ende gefunden?"


Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: Morbus am 30. Oktober 2014, 21:08:53
Während Rika mit Tarian sprach, kümmerte sich Barn weiter um Alik. Er verdeckte mit seinem Körper die Sicht auf Rika. Von dort unten hörte Rika nur Aliks Gewimmer.

"Sie... wie kann... ka.. kann das sein...?"

Zugleich drang eine sehr einfühlsame und beruhigende Stimme an Rikas Ohr. Eine Stimme, die sie nur allzugut kannte, aber wie sie sie noch nie in dieser Tonlage gehört hatte. Irgendwie sanft und doch zugleich bestimmend.

"Schschschsch.... ich weiß, mein Freund und Bruder. Alles ist gut. Ich weiß, was du denkst, aber du irrst, so wie ihr damals geirrt habt. Mit ihr ist alles in Ordnung. Hörst du mich?"

Tarian indes senkte sein Haupt.

"Er war alt. Seine Zeit war gekommen. Er entschlief...", er zögert für einen Bruchteil zu lange,

"... ruhig und sanft des Nachts in seiner Lagerstatt. Es tut mir leid, dass Ihr sicherlich von weit her gekommen seid... umsonst... jedenfalls was ihn betrifft..."


Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: Rika am 31. Oktober 2014, 08:09:26
Rika, dass Geschehen neben ihr um den anderen Bruder und Barn ignorierend, hat das zögern des Priesters wohl bemerkt ändert sich doch ihr Gebaren urplötzlich.

Langsam verschränkt sie die Arme vor der Brust, ihr Kopf sinkt in eine leicht schräge Position. Die Augenbrauen der Feldscherin wandern ganz langsam mehr und mehr in die Höhe wobei die Rechte, noch höher zu stehen scheint als die Linke. Ihr Mund wird zu einer strengen, harten Linie. Sie sagt kein Wort, sondern starrt den Priester einfach nur an.

Die beiden Falken dürften diesen Ausdruck kennen, jeder Falke der je das Pech hatte im Lazarett zu landen, kannte ihn. Er war reserviert, für Patienten die logen was ihre Medizin anging, für Küken die hanebüchene Geschichten erzählten darüber, wie sie sich verletzt hatten oder für Falken die sich einfach weigerten den Anweisungen ihres Feldschers Folge zu leisten.

So steht sie da und wartet.


Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: Morbus am 31. Oktober 2014, 09:14:57
Langsam rafft sich nun der andere Bruder auf, immer noch abgeschirmt von Barn, der auf ihn einspricht.

"Wollt Ihr uns nicht hineinbringen? Alles ist in Ordnung. Wir werden es dir erklären..."

Alik versucht einen Blick vorbei an Barn auf Rika zu erhaschen.

"Er... e... sagte, dass sie..",

er schluckt. Barn unterbricht ihn.

"Was auch immer... es ist jetzt nicht wichtig. Mit ihr ist alles in Ordnung."

Tarian weicht dem Blick Rikas aus. Er nützt die Gelegenheit des sich aufraffenden Mitbruders.

"Aaaalik. Geht es wieder? Was ist denn bloß los."

Dann wieder zu Rika mit der Miene der Unschuld eines kleinen Jungen.

"Wollt ihr hereinkommen? Wir können Euch gerne etwas bringen und ihr könnt hier schlafen und euch ausruhen. Ich werden nach Vater Na....",

da wird er abrupt von Alik unterbrochen.

"Bruder... bevor... hört mich an..."

Alik hat sich an Barn vorbeigestohlen zu Tarian und macht anstalten, erst einmal diesen wieder hinter die Pforte zu ziehen, vielleicht um diese zu schließen...


Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: Rika am 31. Oktober 2014, 09:42:05
"Priester" murmelt Rika sehr leise, aber mit einer gehörigen Spur Verachtung.

Die Feldscherin macht sich die Mühe, Barn am Arm zu packen und ihn mit sich in Richtung Tor zu bugsieren. Nun stehen sie alle an dem hölzernen Tor, mit Ausnahme vielleicht der Falken. Dann ist Barn wieder auf sich allein gestellt, als die Falkin sich gefährlich nah zu den beiden beiden Priestern stellt und mit falscher Herzlichkeit verkündet:

"Aber ja, wir würden sehr gerne die Gastfreundschaft des Tempels annehmen! Und wie gesagt, ich denke zumindest Vater Nathan dürfte mich erwarten. Und wie es mir scheint war Bruder Alik, Vater Jaron sehr nahe, vielleicht kann er mir ebenso behilflich sein...."

Bei ihren letzten Worten wendet sie sich ganz dem verstörten Bruder zu und schenkt ihm den selben Gesichtsausdruck wie zuvor dem anderen Priester, vielleicht mit einer Spur mehr Härte darin.


Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: Morbus am 31. Oktober 2014, 10:24:34
Barn scheint zu glauben, was hier gespielt wird und will Rika zur Seite stehen, daher blockiert er nun, fast halb im Tempel stehend, dass die Tür versperrt wird.

Alik, immer noch kreidebleich und Rikas Blick ausweichend, wendet sich zu Tarian und flüstert diesem etwas ins Ohr, das weder Rika noch Barn trotz ihrer Nähe zu den beiden, zu verstehen vermögen.

Dann wendet sich Tarian wieder zu Rika.

"Ihr müsst entschuldigen. Ich muss Euch bitten, hier draußen zu warten.",

Sein Blick geht nun auffordernd zu Barn, die Blockade aufzugeben.

"Ich werde Vater Nathan fragen, ob er Euch empfängt. Ich bitte Euch, wir haben unsere Gründe...",

dabei mustert er Rika mit einem Blick, der eine Mischung aus Angst, Wut und Unschlüssigkeit zu sein scheint.

Barn bleibt indes stehen. Mit einer sanften Stimme.

"Ich sehe keinen Grund, vier...", er schluckt, zögert einen Moment, "...Gläubigen des ewig Nachtblauen zu verwehren, diesen Tempel zu betreten. Sind dies nicht die Hallen des Ewig Nachtblauen. Ist Gastfreundschaft für jeden Gläubigen nicht mehr Gebot?", die Worte 'nicht mehr' betont er dabei eigenartig.

Sein Blick geht nun zu Rika, fast so als würde er auf ihre Entscheidung warten, die Blockade aufzugeben oder fortbestehen zu lassen.

 


Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: Rika am 31. Oktober 2014, 11:08:35
Auf Barns Worte hin, weicht die Anspannung aus Rikas Haltung und stattdessen zeigt sie nun etwas wie Ruhe und Gelassenheit. Mit einem warmen Lächeln, legt sie dem Mann neben sich eine Hand auf den Arm.

"Lass gut sein Barn. Wir können noch einen Augenblick länger in der Kälte verharren. Ich habe kein Bedürfnis dort zu sein, wo ich nicht erwünscht bin. Es ist nur eine Halle...sie verwehrt den Blick auf das Wesentliche!" sagt sie leise, mit einem Kopfnicken in Richtung des Dunkelsees.

An die Priester gewandt schlägt sie einen anderen Ton an. Außerdem wirkt es fast so, als würde sie nicht nur zu den Priestern sprechen.

"Dann geht und meldet Vater Nathan das ich hier bin. Bedenkt ich komme auf Befehl des Vogtes von Silbertor...wenn er mich nicht sehen will, dann eben nicht. Aber ich warte nicht ewig...auf mein...Gespräch" das letzte Wort trieft vor Sarkasmus. Offensichtlich war ihr klar, was ihr bevorstand.


Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: Morbus am 31. Oktober 2014, 11:39:09
Barn nickt. Etwas zustimmendes liegt darin und noch etwas anderes, das schwer zu erkennen ist. Vielleicht etwas wie Erleichterung oder Freude. Dann tritt er fort und gibt die Pforte wieder frei.

"Du hast recht.", ist das einzige, was er sagt.

Tarian blickt zu Barn, dann zu Rika. Auch er verneigt sich, fast wie ein Dank.

"Wartet hier... wir beeilen uns."

Dann verschließt sich die Pforte wieder und Rika und Barn sowie die beiden anderen Falken bleiben vor dem Tempel zurück.

Barn setzt sich an die Mauer.

"Es war zu erwarten, dass du ein wenig Aufsehen erregen wirst. Das letzte Mal musst du recht... 'seltsam' ausgesehen haben, als du hier warst. Ich glaube, dass du für diesen Alik...", er zögert, "...wie ein Gespenst ausgesehen haben musst. Ein... wie es scheint... böser Geist."


Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: Rika am 31. Oktober 2014, 12:04:27
Milde lächelnd blickt Rika auf Barn herunter, bevor sie sich neben ihn setzt und zum See hinaus blickt.

"Aber dafür schicken sie mich doch Barn...mein Vogt, mein Wolf...um herauszufinden ob ich etwas Abscheuliches geworden bin...ein Verräter...der Feind. Sarah war mehr als deutlich als sie von Vater Nathan gesprochen hat..Vielleicht schlägt er ja auch vor mich in einen Käfig zu sperren."

Auch wenn die Worte vermutlich scherzhaft klingen sollen, klingt die Stimme der Frau kehlig, ihr Lächeln wirkt falsch.

Mit einem wortlosen Kopfschütteln stopft sie sich eine Pfeife, mit dem Blick auf den See.


Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: Morbus am 31. Oktober 2014, 12:33:18
Barn schaut zu Rika. Er versucht aufmunternd zu lächeln, aber es gelingt ihm nicht ganz.

"Und bist du? Bist du ein... Dämon geworden? Was glaubst du?"

Barn lässt den Kopf in den Nacken fallen und starrt in den Himmel.

"Du hast sie oft in Schutz genommen... auch gegen meine Zweifel. Vielleicht brauchen sie einfach... Gewissheit? Streben wir nicht alle danach...?", er seufzt, schaut wieder zu Rika.

"Du solltest es ihnen nicht verübeln. Jeder trifft seine Entscheidungen danach, was ihm bislang im Leben widerfahren ist. Es ist schwer, sich davon zu lösen...", er atmet nun langsam, denkt nach.

"Was waren denn Sarahs Worte, als sie von ihm sprach...?"


Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: Rika am 02. November 2014, 20:01:24
Etwas überrascht ruckt ihr Kopf zu Barn herrüber, ab von dem friedlichen Bild des Sees vor ihr.

"Ich, ein Dämon?" nachdenklich wendet Rika den Blick wieder ab und schaut stattdessen auf ihre Hände ausgestreckten Hände.

"Nein...ich denke es ist so wie ER es sagte...nicht mehr und nicht weniger. Aber ich sah...etwas...etwas was mit mir nicht stimmte...was mit mir nicht mehr stimmt, seit Acharon...auch ER hat es gesehen, sagte es läge an mir etwas neues hinzuzufügen um es zu heilen...das weißt du ja bereits...aber wenn der Priester das sieht..es missversteht..."

Die Falkin lässt ihre Worte und die damit verbundenen Gedanken absterben, räuspert sich und ihre Sorge hinfort und wendet sich neuen Gedanken zu.

"Vogt Kupferschläger" sie betont die Worte eigenartig, ihre Worte klingen beinahe scheltend, während sie Barn mit hochgezogener Augenbraue milde anlächelt "...braucht mehr als nur Gewissheit. Sie braucht Sicherheit, für den Trupp. Sie muss wissen, wem sie ihre Leute anvertraut...würde ich mir wünschen, dass sie mir und meinen Worten bedingungslos vertraut? Sicherlich! Aber ich halte sie nicht für töricht und ich will nicht einmal beginnen, das Maß ihrer Verantwortung tragen zu wollen..! Sarah tut das Richtige...wenn ich mir auch wünschen würde, sie würde mich nicht unbedingt zu diesem Priester schicken...aber bin ich besser? Keiner von uns ist das..die Ereignisse des letzten Jahres stecken uns immer noch in den K-Knochen...dreckiger Salamander!"

Rikas Gesicht verzieht sich zu einer Grimasse des Hasses und zwischen zwei Zügen aus der Pfeife spuckt sie ungehalten auf den Boden.

"Über Vater Nathan weiß ich lediglich, dass er zu etwas drastischeren Maßnahmen neigt...keiner von den Pfaffen die nur reden..sie erzählte mir von Fisken...einem Falken, einem Verräter...Vater Nathan schlug vor ihn in einen Käfig zu sperren...so sagte Sarah."


Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: Morbus am 03. November 2014, 12:13:45
Barn schweigt eine ganze Weile. Er senkt den Blick und spielt... wie sooft in letzter Zeit mit dem kleinen silbernen Ring an seinem Finger. Er betrachtet das, was darauf abgebildet ist lange.

Er murmelt etwas vor sich hin, fast kaum zu verstehen.

"Wenn du deine Hand in das Wasser tauchst und sie emporhebst, dann fallen viele Tropfen davon hinab. Ein jeder scheint gleich und doch sind sie alle irgendwo unterschiedlich und... abermals doch sind sie alle vom Wasser geformt, genommen und gehen wieder dorthin... auf die ein oder andere Weise...",

ein Lächeln huscht über seine Lippen.

"Bedingungsloses Vertrauen ist nie gut...",

seine Stimme wird plötzlich nachdenklich, dann scheint etwas anderes darunter, Zorn oder sogar Hass.

"Bedingungsloses Vertrauen wird zu Glaube...",

es ist fast, als spucke er die Worte aus, etwas Düsteres in seinem Blick.

"Glaube niemals zuviel an einen Menschen..."

Es scheint, als habe Barn vergessen, dass Rika neben ihm sitzt und als habe er vergessen, was er ihr am gestrigen Abend gesagt hatte.

"Der Glaube ist dem ewig Nachtblauen vorbehalten und der...",

er schüttelt den Gedanken fort. Die Worte waren nicht für Rika bestimmt, sondern für jemand anderen wie es scheint.
Er blickt auf, schaut zu Rika.

"Was? Wovor hast du Angst, was der Priester missverstehen könnte?",

er blickt sich um.

"Ich sollte nicht hier sein...",

nun flüstert er.

"Es kann sein, dass ich mich fortschleichen muss..., Rika... ich hoffe, du verstehst das?" Der Satz ist eher wie eine Feststellung gesprochen, denn wie eine Frage...


Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: Rika am 04. November 2014, 09:20:49
"Glaube niemals zu viel an einen Menschen.." stumm spricht Rika die Worte nach, während sie auf den See blickt. Ihr Ausdruck wird seltsam, irgendwie verletzlich, die ganze Person der Frau scheint etwas in sich zusammen zu sinken.

Irgendwann reckt sie das Kinn in die Höhe, den Blick fest auf den Dunkelsee gerichtet.

"Sicher Barn, wenn du gehen musst, geh!" sie sieht ihn nicht an als sie weiter redet "Ich verüble es dir nicht."

Dann steht sie plötzlich auf und geht hinab zum Ufer.


Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: Morbus am 04. November 2014, 17:11:54
Barn blickt ihr nach. Erst jetzt wird ihm die Bedeutung seiner Worte bewusst. Er steht auf und folgt Rika an das Ufer. Diese spürt plötzlich eine Hand auf ihrer Schulter. Barn setzt sich neben sie. Er schweigt kurz.

"Ich... verzeih mir. Die Worte waren nicht für dich bestimmt. Sie haben etwas mit meinem Schicksal zu tun. Ich wollte... dich nicht verletzen damit.",

er schaut zu Rika, ehrlich und offen.

"Und... ich... wenn ich gehe, gehe ich nicht für lange. Du weißt, was ich gesagt habe. Und du weißt, dass ich dies ehrlich meinte. Ich glaube an dich! Wir sind einander anvertraut... irgendwie..."

Er senkt den Blick. Sein Gesicht sieht nun verzweifelt aus.

"Oder hilf mir... dieser Priester... ich habe ebenso Angst wie du, aber aus einem anderen Grund..."

Er blickt wieder zu Rika.

"Ich weiß nicht, was er in mir sehen wird. Ich weiß ja nicht einmal selbst, was ich in mir sehe..."

In seiner Stimme liegt etwas brüchiges...


Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: Rika am 04. November 2014, 18:56:59
Rika versteift sich, entzieht sich der Hand auf ihrer Schulter direkt nachdem sie ihr Ziel gefunden hat.

Irritiert runzelt sie die Stirn, bevor sie antwortet.

"Was soll der Priester schon sehen?! Und sollten wir nicht eigentlich das Recht auf unserer Seite haben, so wie die Dinge stehen?" sie schnaubt verärgert und wendet sich endlich wieder dem Mann neben ihr zu.

"Ich verstehe ja deinen Wunsch zu fliehen...ich weiß auch nicht was passieren wird...und wenn ich dort allein hineingehen soll...dann werde ich das. Ich sagte es bereits, geh wenn du musst! Aber schieb es nicht auf dein Schicksal, es gibt kein Schicksal Barn..nicht auf dem Weg des Ewigen und dem seiner Töchter! Es gibt nur Möglichkeiten und den freien Willen." sie klingt nicht unfreundlich als sie spricht, eher bestimmt, während sie ihm fest in die Augen blickt.

Sie wendet sich erneut ab...seufzt.

"Aber ja...auch ich sehe eventuelle Schwierigkeiten auf uns zu kommen...was also willst du tun? Wohin willst du verschwinden?"


Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: Morbus am 05. November 2014, 15:06:01
Barns Blick geht nun auf den See hinaus. Er atmet langsam und bedächtig, fast so als achte er darauf. Dann fasst er sich, weiter auf den Dunkelsee blickend, antwortet er.

"Du hast recht... manchmal... ist der einfache Weg, der einzige den ich sehe. Und ja, es gibt kein Schicksal, auch das ist wahr... und manchmal... keimt in mir etwas. Etwas, das alles in Frage stellt. Ich muss diesen Keim ausreißen lernen."

Seine Hände, die eben noch mit dem Ring spielten, ballen sich nun zu Fäusten. Sein Atmen wird tiefer, so als hole er tief Luft, um Kraft in sich aufzunehmen. Er scheint nachzudenken, Gedanken scheinen durch seinen Kopf zu rasen. Dann dreht er den Kopf zu Rika und nickt einmal zustimmend.

"Ich werde nicht weggehen! Ich bleibe bei dir. Denn das ist es, was ich will.", seine Stimme klingt fest und bestimmend.

"Ich bin lang genug vor all dem weggelaufen und habe mich selbst belogen...",

sein Blick geht wieder auf den See. Seine Hände entspannen sich. Seine Stimme klingt nachdenklicher.

"...habe mir eingeredet, dass es nicht meine Entscheidungen gewesen seien, sondern die von anderen, die mich zu dem machten, was ich bin. Aber das stimmt nicht."

Er seufzt,

"Wir sprechen mit diesem Priester. Er wird sehen, was auch immer er sehen wird. Er wird erkennen, dass wir... dass du nur richtig gehandelt hast. Dass nichts Falsches in deinem Tun lag oder liegt. Was haben wir schließlich zu verbergen? Nichts... denke ich. Und dann würde ich dir gerne den Ort zeigen, von dem ich gesprochen habe. Es ist nur ein kurzes Umweg. Nicht weit. Aber es wäre ihn wert, denke ich, und vielleicht...",

Er endet den Satz nicht, blickt zu Rika, in seinen Augen liegen nun Zuversicht und Entschlossenheit.

"Was meinst du? Es ist nicht weit, wie gesagt..."



Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: Rika am 07. November 2014, 17:30:56
Während Barn spricht, hält Rika die Augen geschlossen, den Kopf leicht schräg, hin und wieder ein leichtes nicken ganz so als hätte sie auf diese Worte gewartet. Am Ende lächelt sie, beinahe friedfertig. Schließlich wendet sie sich im zu um ihm fest in die Augen zu sehen.

"Das ist gut mein Freund, gut für dich und gut für mich. Solltest du deine eigenen Worte und deine Entscheidung vergessen, werde ich dich an diesen Tag erinnern!"

Sie nickt noch einmal, um ihre Worte zu bekräftigen.

"Nein...im Großen und Ganzen haben wir nichts zu verbergen. Dennoch...erinnere dich daran, dass es gefährlich ist, dass Wissen was wir haben. Ich weigere mich noch weiteren Schaden anzurichten...sie noch mehr in Gefahr zu bringen. Alles was der Priester wissen muss ist...das wir nicht die Gefahr sind."

Die Feldscherin seufzt einmal tief und geht ein paar Schritte weiter zum See, näher zum Wasser. Prüfend richtet sie ein Blick in die Tiefe, vielleicht auf der Suche nach dem Grund des Wassers?

"Was deinen Ort angeht ja...ich will dort hin...muss dort hin. Es ist Zeit Barn, Zeit..." Rika stockt, runzelt die Stirn "..Zeit die Barriere zu senken von der du gesprochen hast. Denkst du nicht? Ich hoffe das der Priester uns eine gute Gesundheit bestätigt.." ein beinahe fieses Grinsen huscht über ihr Gesicht "..damit wir dort allein hingehen können..ohne eine Amme...aber ich fürchte fast, Furatha hat in dieser Hinsicht ihren Blick von uns abgewandt.."


Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: Morbus am 07. November 2014, 21:12:16
Barn bleibt zunächst sitzen, betrachtet die Feldscherin und dann den Himmel.

"Auch ich werde dich erinnern, sollte es jemals nötig werden... an diesen Tag.", er lächelt freundlich, doch dieses bleibt Rika verborgen. Eine ganze Weile schweigt er.

Dann beginnt er erneut.

"Ja, auch darin hast du recht. Dieses Wissen bringt Gefahr mit sich und... sind wir dann nicht doch jene, die die Gefahr in uns tragen, auch wenn sie nicht von uns ausgeht? Wie eine Krankheit, ein Makel, haftet sie uns an und breitet sich aus, auf alle, die uns..., die dir zu nahe kommen oder waren. Wir sind nicht die Gefahr, aber sie zieht mit uns..."

Er schweigt, starrt wieder auf den See.

"Den Ort... den Ort kann ich dir nur allein zeigen. Wenn sie mit uns gehen...", er blickt auf die beiden Falken, die ebenfalls auf Vater Nathan warten, "...werde ich nicht dorthin gehen. Dieser Ort ist nicht für sie bestimmt. Ich hoffe, du kannst das verstehen?",

er senkt den Blick, wartet nicht auf eine Antwort. Dann erhebt er sich und tritt neben Rika an das Ufer. Lange Zeit sagt er gar nichts. Auch er betrachtet den See.

Dann lächelt er und schaut zu ihr hinüber.

"Und... was siehst du?"

 




Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: Rika am 10. November 2014, 10:20:49
"Ja..." beginnt sie langsam "Du hast Recht...wir tragen die Gefahr in uns. Ist es ein Makel? Ich weiß es nicht..."

Rikas Hand wandert wohl zum hundertsten Mal an ihren Hals, wie immer in letzter Zeit, erfolglos. Nichts war mehr da zum festhalten, dass Andere hatte sie abgegeben. So verbleibt die Geste ohne Ziel, nur eine fahrige Handbewegung.

"Ich hatte die Wahl und ich würde lügen, wenn ich sagen würde das ich nicht auch den Wunsch gehabt hätte, die Gefahr zu teilen...alles in mir schrie danach, ihnen einfach alles zu sagen, somit die Entscheidung vielleicht jemand anderem zu überlassen...die Verantwortung abzugeben, zu teilen." beim sprechen hatte sie erneut die Augen geschlossen, schien die Zerrissenheit noch einmal zu erleben. Als sie die Augen wieder öffnet stiehlt sich ein trauriges, kleines Lächeln auf ihr Gesicht.

"Aber so feige bin ich dann doch nicht...ER hat mich dazu ausgesucht, ich habe angenommen...die Entscheidung und die Verantwortung liegen bei mir...ich bürde das jetzt nicht mehr jemand anderem auf..." Rikas Worte klingen endgültig in der Ruhe des Tages.

"Ich habe vermutet, dass nur du und ich dort hin gehen werden...dann werden wir es eben möglich machen...und danach nach Tharemis...ich muss mit jemandem dort sprechen und dann wäre da noch das was fehlt..." sie verstummt plötzlich und lässt sich am Fuße des Sees niedersinken. Die Spitzen ihrer Schuhe berühren das Wasser und ihr Atem geht in kleinen weißen Wölkchen in die Luft über.

"Ich fürchte ich sehe nichts weiter außer Wasser..." sie verstummt für eine Weile.

"Noch nicht!"



Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: Morbus am 10. November 2014, 21:03:53
Ein kurzes Lächeln huscht über Barns Gesicht bei den letzten Worten, fast so als könne er seine Freude hierrüber nicht verbergen, doch dann wird er wieder ernst.

"Ich denke, du tust gut daran, diese Verantwortung selbst zu tragen. Er hätte dich nicht ausgewählt, wenn er nicht an dich glauben würde oder daran das du es schaffst...", er denkt kurz nach, dann ändert er den Satz, "...schaffen... könntest..."

Es scheint, als liege noch etwas in den Worten, vielleicht Zweifel oder noch etwas. Es ist schwer zu sagen.

"Letztlich... wir sind, was wir sind und wir entscheiden über den Weg, den wir gehen, den Pfad, den wir einschlagen, den Fluss, dem wir folgen, die See, die wir befahren... wir selbst sind der Navigator... nicht wahr?"

Er wird nun nachdenklicher.

"Mit wem willst du in Tharemis sprechen? Darf ich es wissen?", er blickt zu ihr hinnüber, wartet jedoch nicht ab.

"Das, was fehlt...", er schüttelt fragend sein Haupt. "Hmmmm....", er verwirft scheinbar einen Gedanken und fügt fast nahtlos an.

"Es dauert eine Zeit bis man etwas sieht...", lächelnd blickt er zu ihr. "Es geht um die Stille und die Selbsteinkehr. Sie öffnet den Blick. Den Blick auf das Innerste, auf das, was verborgen ist. In uns..."

Barn sieht ihre suchende Hand. Dann nimmt er den Ring und hält ihn ihr herrüber.

"Willst du... willst du ihn zurück? Vielleicht brauchst du ihn gerade mehr als ich? Ich weiß es nicht?"


Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: Rika am 10. November 2014, 21:45:01
Ihre Reaktion erfolgt fast gleichzeitig, dabei wirkt sie jedoch nicht hektisch, sondern bestimmt. Eher als hätte sie erwartet, dass Barn ihr dieses Angebot machen würde.

"Nein" ihr Blick wendet sich nicht von den sanft schwappenden Wellen des Sees ab, als sie abwehrend die Hand hebt "Auch wenn ich noch nicht viel von mir oder dem Grund aller Dinge sehe, sehe ich doch dich...behalte ihn, Barn. Ich habe meine Entscheidung nicht geändert oder bisher bereut. Behalte ihn. Aber ich gestehe dir freimütig: ich vermisse meinen Anhänger...sollte Tuffen ihn haben, hole ich ihn mir zurück. Vielleicht ist es aber auch ein Zeichen?! Das es Zeit ist den Glauben allein in meinem Herzen zu tragen...? Das alles was ich berühre, am Ende nur das Werk des Ewigen und seiner Töchter ist, genauso wie das Symbol, was ich so lange trug? Oder war ich am Ende nicht würdig genug um das Symbol des Nachtblauen zu tragen? Ich weiß es nicht...vielleicht gehört es zu den Dingen die ein weiterer Schritt auf dem Weg offenbaren wird!" Während sie spricht wird deutlich, dass sie mehr als nur einen flüchtigen Gedanken darauf verschwendet hat.

"Und was die Aufgabe angeht...natürlich ist es nur eine Möglichkeit...ich denke nicht das ER mich ausgesucht hat, weil ER meinen Weg gesehen hat. Sondern weil ER eine Möglichkeit gesehen hat...ich habe sie ergriffen...es ist an mir das zur Realität zu machen oder auch nicht. ER hat mir die Wahl gelassen, es ist mein Wille und meine Entscheidung die zählt, nicht mehr und nicht weniger! Eine Goldmünze, ein fragwürdiges Geschenk Barn...ich kann sie versaufen, sie verspielen, sogar für sie überfallen werden und sterben oder aber ich investiere sie klug und werde reich, versorge meine Familie für mehrere Monate, was auch immer. Es ist nur eine Möglichkeit, es ist an mir sie zu formen." Mittlerweile sieht sie ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an, fast so als würde sie ihn etwas fragen, ohne etwas zu sagen.

Mit einem Kopfrucken zum See fügt sie noch an: "Und natürlich braucht es Zeit, vermutlich auch Geduld, Ruhe und Glaube...wenn es einfach wäre, würde es ja jeder tun!"


Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: Morbus am 10. November 2014, 22:22:39
Barn lauscht aufmerksam ihren Worten. Er nimmt die Hand mit dem Angebot zurück und lässt den Ring am Finger verschwinden. Wieder beginnt er damit zu spielen, während er auf den See starrt.

Lange sagt er nichts. Dann schaut er sehr ernst zu ihr.

"Sag mir... was bedeutet der Anhänger für dich? Und... bevor du antwortest, denk einen Augenblick darüber nach...Wann hast du ihn erhalten, von wem? Wie lange trägst du ihn bereits und welche Bedeutung misst du ihm zu...? Ist er nicht nur ein Gegenstand? Oder ist er mehr als das? Kann er überhaupt mehr als das sein? Hat er die Bedeutung aus sich heraus oder aus etwas anderem?",

er mustert Rika genau, sein Blick ist weniger fragend, denn nachdenklich. Er blickt wieder auf den See.

"Deine erste Deutung hat mir besonders gefallen..., warum hast du sie sofort wieder in Zweifel gezogen? Warum solltest du unwürdig sein?", er klingt nun fast bestimmend, auch wenn seine Stimme immer noch sanft bleibt.

Dann verengen sich seine Augen.

"Dann forme sie. Forme die Möglichkeit, die dir gegeben wurde. Ich begleite dich dabei. Aber sie wurde dir gegeben. Und... gewiss... alles hat zwei Seiten. Jede Entscheidung hat Folgen, gute und schlechte... Es gibt fast keine Entscheidung, die nur gut ist... Es ist alles... eine Frage der Perspektive...",

er wirkt nun fast verträumt. Dann scheint ihn etwas wie ein Schmerz zu durchzucken. Er schüttelt sich.

"Jede Entscheidung hat Folgen...", murmelt er, fast mehr zu sich selbst, denn zu Rika.

Dann schweigt er lange. Dann flüstert er fast.

"Im Grunde kann es jeder tun... Warum auch nicht? Die Frage ist, ob man es will... denn... manche Dinge, die man dort sieht, vermögen alles zu verändern und manche Dinge machen Angst..."

Dann schweigt er wieder und schließt die Augen, scheinbar um sich zu konzentrieren.


Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: Rika am 11. November 2014, 10:00:27
Plötzlich ruckt ihr Kopf zurück zum See, hatte sie etwas gesehen? Etwas aus dem Augenwinkel? Eine alte Frau?

Suchend gleitet ihr Blick über die Wasseroberfläche, findet jedoch nichts außer kaltes blau. Vermutlich nichts weiter als eine Erinnerung.

Etwas abwesend nimmt die Falkin das Gespräch wieder auf. "Ich sagte auch nicht, dass es nicht jeder könnte, ich sagte nur das es eben nicht jeder tut. Selbst wenn ich mir die Zeit nehmen würde, wüsste ich nicht ob ich jetzt etwas sehen würde."

Dann herrscht eine Weile Schweigen zwischen den beiden. Rika blickt unterdes immer noch auf den See, offensichtlich ihre eigenen Worte Lügen strafend.

"Ich bekam meine Triskele zu meiner Taufe und ich bekam sie von Valerian" den Namen des letzten Truppenpriesters betont sie mit deutlicher Verachtung "Sie bedeutet für mich Veränderung...die Essenz des Wassers selbst...was ich sah bei meiner Taufe...er erinnert mich daran. Danach begann sich alles zu verändern, nein, genaugenommen begann ich mich zu verändern. Deswegen ist es für mich mehr als nur ein Gegenstand. Hat er Bedeutung aus sich heraus? Sicherlich, aber ich denke er gewinnt mehr Bedeutung durch das was ich damit verbinde...jemand anderes sieht vermutlich nur eine weitere Triskele."


Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: Morbus am 11. November 2014, 22:24:38
Barn steht auf und schreitet einige Meter am Ufer entlang. Sein Blick ist nun auf die Tempelanlage gerichtet. Dann schaut er zum Himmel und nähert sich wieder.

"Ich habe deine Worte wohl verstanden. Du meinst, wenn es einfach wäre, würde es jeder tun... Ich denke, eigentlich ist es einfach. Wenn nur der Wille da ist. Das ist alles. Aber wie dem auch sei. Vielleicht ist jetzt nicht der rechte Zeitpunkt darüber nachzudenken. Wir sollten unsere nächsten Schritte überlegen....",

wieder zuckt Barn zusammen, so als sei er von einem stechenden Schmerz durchzogen worden. Er schüttelt sich, atmet tief ein.

"Wir sollten versuchen, mehr über die Namen herauszufinden, die dir der Navigator genannt hat und was er damit meinte. Ich glaube, dies wird wichtig werden. Ich hätte ein paar Ideen, aber ich weiß nicht, ob sie von Erfolg gekrönt sein werden..."

Dann setzt er sich wieder.

"Hast du noch etwas zu trinken? Meine Kehle ist ganz trocken?",

er blickt nun wieder in den Himmel, spielt mit dem Ring. Ein Lächeln umspielt seine Züge.

"Ich glaube... er hat keine Bedeutung aus sich heraus... Du bist es, deine Erinnerungen, die ihm Bedeutung geben, die ihm einen Wert beimessen. Aber... sind diese nicht auch jetzt bei dir? Dein Anhänger ist nur ein Gegenstand. Dein Herz und dein Geist lassen ihn zu mehr werden."

Nachdenklich sieht er zu ihr.

"Dieser Valerian scheint nicht gerade deine... Hochahtung zu haben? Du hast ihn schon einmal erwähnt... Was hat er getan, dass du so von ihm sprichst?"



Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: Rika am 12. November 2014, 16:02:15
Mit einem nicht enden wollenden Stirnrunzeln wendet sich Rika endlich vom See ab um sich in der kalten nunmehr Mittagsluft aus ihrem Mantel zu schälen. Sie fördert erneut ihre Pfeife zutage und entknotet dabei den Wasserschlauch von ihrem Gürtel, den sie neben sich legt.

Sie wirft einen verächtlichen Blick zum Himmel der sowohl Wut als auch Ungeduld ausdrückt.

"Valerian" spuckt Rika das Wort aus, als sie beginnt sich an ihrer Pfeife zu verlustieren "...war unser letzter Truppenpriester. Als ich noch ein Küken war, hatte ich Ehrfurcht vor ihm...vor seinen großen und getragenen Worten, die leeren Hülsen die er um sich spuckte, als wäre er der Hydrofex höchst selbst und die 'Mysterien' würden ihm aus dem Arsch scheinen. Ein echter Priester eben."

Für Barn bietet sich hier ein eingehendes Bild: Selbst ohne ihr Gambeson, hat Rika eine eher "breite" Haltung angenommen, die Knie aufgestellt, die Ellbogen darauf abgelegt, während ihr Kinn herausfordernd gen Himmel gestreckt ist. Allerdings kann er neben der Aneinanderreihung von Beleidigungen und Unrat aus dem Mund der Frau auch noch etwas anderes wahrnehmen: Enttäuschung.

"Tja und was tat der gute 'ach so fromme' Priester dann? In Sandheim, als wir einen Priester bitter nötig gehabt hätten, hielt er es für eine gute Idee den Götzenwurm und seine Bastardsöhne anzubeten...ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung was wir überhaupt mit diesen Truppenpriestern sollen...unnützes Pack, alle miteinander." Für einen Moment klang es fast so, als hätte Rika statt "wir" etwas anderes sagen wollen. Allerdings redet sie da auch schon weiter.

"Und jetzt warte ich wieder einmal auf einen Priester...in der Kälte wo ich mir den Arsch abfriere. Warum? Weil ein Priester nen Koboldschiss in der Hose hat, wegen etwas was ihm ein anderer Priester gesagt hat. Das Urteil dieses Priesters mag jedoch darüber entscheiden, was mein eigener Trupp von mir denkt....WEIL WIR SO VIEL AUF IHRE FEHLBAREN WORTE GEBEN!" Sie hatte die letzten Worte nicht gebrüllt, nicht ganz. Deutlich leiser sagt sie noch:

"Und ich bin keinen Deut besser..."


Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: Morbus am 12. November 2014, 16:23:49
Barn nickt verständnisvoll, als sie von Valerian berichtet. Ohne Rikas Einverständnis einzuholen, nimmt er sich den Wasserschlauch und trinkt einen großen Schluck.

"Ahhhhh...", scheint es ihn zu erlösen, aber sein gieriger Blick geht nun zu der genüsslich riechenden Pfeife.

"Nun... ich war niemals Soldat... keine Ahnung wozu ein Trupp einen Priester braucht... na ja... vermutlich, weil ihr schlimme Dinge seht? Oder... vielleicht auch tun müsst?",

Er wird ernst.

"Oder, weil man euch misstraut, dass ihr womöglich vom Glauben abfallt, wenn man ihn euch nicht täglich einbläut...",

er lächelt zynisch. Die Worte waren nicht ernst gemeint, nicht ganz jedenfalls.

"Was hat man mit diesem Valerian gemacht? Ihn hingerichtet... immerhin... den Blutwurm anbeten, als... Truppenpriester...", nun ist es Barns Stirn die in Runzeln liegt.

"Aber... ich höre noch mehr in deinen Worten. Du würdest dir etwas anderes wünschen... von den Priestern. Ich weiß, ich habe eine Ahnung, was es sein könnte... Und dennoch. Was würdest du ändern, wenn du es könntest? Und ja... sie sind fehlbar... denn sie sind Menschen, wie du und ich. Daran sollte man sich stets erinnern. Mögen sie auch das Wort des Ewigen verkünden, so ist es doch nicht seine Zunge, die diese Worte spricht... Und da wir die Wahl haben, den freien Willen... mag jeder die Worte ändern, die gesprochen werden und jeder mag hören, was er hören will. Dies ist das... Geschenk... manchmal braucht man sehr lange... um es zu begreifen... Ich habe es erst begriffen, als ich den... 'Mann' getötet hatte... und dennoch... man muss sich daran jeden Tag erneut erinnern...",

bei den letzten Worten wirkt Barn nachdenklich, so als befinde er sich an einem anderen Ort und zu einer anderen Zeit. Für einen kurzen Augenblick scheint es, als spiegele sich auf dem See ein anderer Mann. Jünger, mit einem Kelch in der Hand und einem Dolch, dessen Blick energisch ist, soweit es das leichte Woge der Wellen erkennen lässt. Dann ist wieder Barn zu erkennen. Nur eine Sinnestäuschung... vermutlich...


Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: Rika am 12. November 2014, 16:56:36
Offenbar hat Barn exakt die falschen Worte gewählt oder die Richten, je nach Standpunkt.

"Und was hat es mir geholfen als ich schlimme Dinge sah und tat? Ich war im Tempel in Tharemis. Was habe ich bekommen? Mehr Fragen, mehr Vermutungen, noch mehr Unsicherheiten...und dann kommen sie und sagen 'Ah mein Kind, du kannst mehr, mehr sein als du bist'. Und was sind sie? Ich habe noch nie" sie unterstreicht die Worte mit einer ärgerlichen Handbewegung samt Pfeife "...einen Priester ein klares Wort sprechen hören! Ich muss erst sterben, um einen See schippern und mit einem Baumdings reden um ein paar Antworten zu bekommen." Wütend schnaubend wühlt sie in ihrer Tasche und zieht ein ledernes Buch hervor. Hatte sie Barn überhaupt gehört?

"Und schau dir das an!" wild blättert sie in den Seiten umher, offenbar auf der Suche nach etwas "Selbst die Geschichten sind...ich meine, sollen sie uns nicht etwas lehren? Du hast mir von den zwei Wölfen erzählt und dann gibt es hier eine die fast gleich ist aber Moral ist so vage...wer zum Geier soll das..."

Urplötzlich wird Rika still. Auf ihrem Gesicht zeichnet ausschließlich erstaunen ab. Wie vom Donner gerührt sitzt sie da und flüstert ein einzelnes Wort, einen Namen.


Titel: Re:Dunkelbach
Beitrag von: Morbus am 13. November 2014, 21:31:11
Barn erkennt zunächst nicht, das Rika ihren Monolog über Priester und die Mysterien geendet hat. Er blickt weiterhin nachdenklich auf den See.

"Du meinst die Geschichte von gut und böse...? Und das man die Antwort im Glauben finden kann, was das eine und was das andere ist.. Ja... die Geschichten ähneln sich, aber...",

er wird leiser und ein kurzes Lächeln huscht über die ansonsten ernste Miene,

"... sie sind anders. Mögen es auch nur wenige Worte sein, so verändert dies doch den Sinn und die Bedeutung ganz erheblich. Manchmal ist es ein Wort, ein einziges, das alles zu ändern vermag. Alles für das du bisher gelebt hast.",

nun scheint Barn zornig.

"Woran das liegt? Weil Worte nur unzulänglich sind. Sie können nie ganz das ausfüllen, was derjenige, der sie gesprochen, wirklich gemeint und gefühlt hat. Sie sind nur ein Tropen aus einem tiefen Brunnen. Vielleicht lassen sie dich hinabsehen, aber den wahren Grund verbirgt oftmals der Schatten der Sonne, der nicht von gerade oben hinab scheint, sondern von der Seite. Worte sind unzulänglich... Sie täuschen schnell, lassen sich schnell mussverstehen und eine Wahrheit... die Wahrheit, die du eben noch darin gesehen hast, ist nichts weiter als...",

er stösst die Hände von sich in einer weiten Geste, so als schleudere er etwas von sich. Er wird stiller und greift einen flachen und einen spitzen Stein vom Ufer. Dann murmelt er leise vor sich hin, aber offensichtlich sind die Worte für jemand anderen gedacht "Meine Füße hinterlassen Spuren, die das Meer verwischt. Und doch bleibt dort, wo ich ging
ein Stück von mir zurück. Auch wenn es nur in den Wind und die Wellen geschrieben… Für dich... mein Freund... mein Bruder...
" Barn wirkt nun fast wie in Trance.

Dann schrickt er auf. Erst jetzt realisiert er Rikas Erstaunen, als diese in dem Buch blättert. Den Namen hat er nur vage verstanden. "Ka...p?", dreht er sich nun zu ihr.

"Was ist? Was hast du? Ist etwas passiert?"